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  • 26.05.2010
  • Skyline von Singapur - Foto: tpsdave/pixabay.com

    Die Skyline von Singapur.

     

Famulatur pädiatrische HNO in Singapur

Immer mehr Studenten nutzen die Möglichkeit, eine Famulatur im nahen oder fernen Ausland zu absolvieren und in diesem Rahmen eine Reise anzuschließen. Auch mich hat es in die Ferne gezogen und ich konnte eine Vielzahl von Eindrücken auf der HNO-Station im Singapore General Hospital (SGH) und im Womens' and Childrens Hospital sammeln.

Das Singapore General Hospital (SGH)

Das Singapore General Hospital ist das größte Krankenhaus der Republik Singapur und umfasst unfassbare 1500 Betten - ohne die täglich zusätzlich versorgten Patienten in den Ambulanzen mitzuzählen. Da es auch gleichzeitig das älteste Krankenhaus ist, gibt es sogar ein eigenes kleines Museum über die Gründung, Geschichte und Entwicklung der über 21 verschiedenen Abteilungen und Departements, die über sieben verschiedene Blöcke verteilt sind.

Im Internet wird mit moderner Technik, schneller und umfassender Beratung und Versorgung sowie Medizin auf dem neuesten Stand geworben. Der riesige Gebäudekomplex ist untereinander verbunden und überdacht - denn wenn es regnet, dann plötzlich und heftig. Im Erdgeschoss finden sich Supermärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Cafés und kleinere Restaurants.

Das KK Womens´ and Childrens´ Hospital liegt nahe der Mass Rapid Transit (MRT) Station "Chinatown", und wie der Name schon sagt sind die Mediziner dort auf Frauenheilkunde, Geburtshilfe und wirklich alles spezialisiert, was Kinder betrifft. Das fängt bei der Neonatologie an, geht über Onkologie bis hin zu subspezialisierten Belegärzten, die eine pädiatrische Zusatzausbildung haben in Fächern wie Urologie und HNO.

Was ich alles zu sehen bekam

Ich wurde am ersten Tag direkt einem "supervisor" zugeordnet, der für mich zuständig sein sollte. Das war im meinem Fall Prof. Balakrishnan, ein Senior Consultant und eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Er ist spezialisiert auf Kinder, vor allem alles, was Cochlea Implantante anbelangt. Das war für mich sehr vorteilhaft, denn so lernte ich noch die Kinderklinik KK kennen.

Da mein Zeitraum begrenzt war, haben wir zu Beginn besprochen, was für mich sinnvoll wäre, um einen "Überblick" über die ENT (Ear, Nose, Throat) zu erhalten. Im Laufe der Zeit habe ich Prof. Balakrishnan in Erwachsenen- und Kindersprechstunde begleitet, war im OP, bei den Cochlea-Implantaten, bei der Laryngoskopie, bei den Audiologen mit ihren vielfältigen Aufgaben, in der Stimmsprechstunde und im Kinder-OP. Mein Arbeitstag begann zwischen 8.30h und 9Uhr und endete zwischen 15 und 17 Uhr.

Die Teilgebiete

In den Sprechstunden sieht man einen guten "Querschnitt" von den Fällen, die die HNO ausmachen. Da in Singapur die Professoren nicht bevorzugt "Privatpatienten" sondern alle Patienten - gleich und annähernd gleichwertig - behandeln, sieht man also auch dort eine große Bandbreite von Krankheiten, d.h. von Tumore bis hin zu speziellen Gleichgewichts- und Hörproblemen. Sowohl ambulante Erstvorstellungen gehören zum Repertoire als auch komplizierte Krankheitsverläufe, die zur Kontrolle kommen.

Generell wird die aktuelle Anamnese erhoben und eine Grunduntersuchung durchgeführt, die die ENT-Inspektion umfasst. Als Famulant darf man allerdings nicht erwarten, dass man Patienten eigenständig untersuchen darf. Maximal durfte ich mal durch das Otoskop oder in den Rachenraum schauen.

Etwas interessanter sind daher die Behandlungsräume und Sprechstunden, in denen Laryngoskopien vorgenommen werden, denn da können Studenten alles am Bildschirm mit verfolgen. Wenn man nachfragt, werden auch sehr hilfsbereit die verschiedenen Untersuchungsschritte erklärt - denn der Patient muss verschiedene Laute äußern, damit man die Stellung der Stimmbändern und den Muskeltonus erkennt; aber die Muskeln hatte ich viel größer in Erinnerung...

Ein Professor hat sich freundlicherweise die Zeit genommen, mit mir die Grundlagen von Hörverlusten zu besprechen, auf welchen Ebenen (Ohr, Hörnerv, Hirn) er welche Bedeutung hat und wie ein Cochlea-Implantat bzw. "hearing aid" funktioniert.

Auch der Ausflug zu den Audiologen war für mich sehr lohnend: Alle haben sich sehr viel Zeit genommen und mir die verschiedenen Hörtests und -kontrollen bei Hörhilfen erklärt; mir wurde gezeigt, wie ein Abdruck vom Gehörgang genommen wird, um eine optimale Anpassung des späteren Hörgerätes zu erreichen und die aus der Physiologie bekannte Kalorimetrie.

Im operating theatre des KK bekam ich einen Einblick in pädiatrische Operationen: Kleinere Eingriffe wie Säuberung des Gehörganges oder Tonsillektomie sind häufige Eingriffe. Mit Erkältungskrankheiten bin ich während meines Aufenthaltes gar nicht konfrontiert worden. Dafür ist mir hier bewusst geworden, dass das Schlafen mit Aircondition Nachteile hat: Viele kleine Kinder haben Nasenbluten und Blutkrusten durch die trockenen Schleimhäute. Mit 50% Prävalenz sind darüber hinaus allergische Rhinitis und Atopieneigung überdurchschnittlich häufig.

Mein Fazit

Um es kurz zusammenzufassen: Die Famulatur werde ich in sehr guter Erinnerung behalten. Nicht nur, dass ich innerhalb kurzer Zeit den Eindruck erhalten habe, in die wichtigen Bereiche hineingeschnuppert zu haben. Ich habe mich auch über die gesamte Zeit über außerordentlich gut betreut gefühlt, mir wurde sehr viel erklärt, und ich hatte nie das Gefühl, in der Ecke zu stehen und zu stören.

Einmal hat mein Professor hat mich sogar zur MRT, also zur U-Bahn, gefahren. Und als es in der Klinik einmal etwas später wurde, durfte ich zum Geschäftsessen mit einer Pharmavertreterin mitkommen.

Auch wenn ich nicht mit dem Gedanken spiele, später in die HNO zu gehen, bin ich froh über die Erfahrungen in Singapur.

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