- Bericht
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- Benjamin Kroh
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- 30.03.2016
Famulatur in Málaga
Sommer, Sonne, Strand - Famulatur, OP, Arbeiten! Gegensätze, die sich nicht kombinieren lassen? Weit gefehlt – Benjamin lernte am Hospital Quirón, dass sich die spanische Lebensfreude auch aufs Arbeitsleben auswirkt.
Bewerbung
Etwa ein halbes Jahr vor Praktikumsbeginn habe ich meine Bewerbung per eMail an Dr. Hamers gesandt (ahamers@cirumed.es). Nach seiner Zusage nahm ich die weitere Planung in Angriff.
Vorbereitung
Wie ich von Freunden bereits vorher erfuhr, ist es von Vorteil, Grundkenntnisse in Spanisch zu haben, da insbesondere das Pflegepersonal nur Spanisch spricht. Diese Einschätzung kann ich bestätigen: für die Team-Arbeit ist es sinnvoll, des Spanischen mächtig zu sein. Dann kann man dem Geschehen folgen und auch voll am Arbeitsalltag teilnehmen. Viele ärztliche Tätigkeiten, wie Nahtarbeiten und OP Assistenz, werden – im Gegensatz zum deutschen OP - von dem studierten Krankenpersonal übernommen. Es ist also definitiv mejor, vorher ein bisschen Spanisch zu pauken.
Ich entschied mich für einen zweiwöchigen Sprachkurs vor meiner Famulatur. Das Angebot ist überwältigend; leider kann ich meine Sprachschule (Debla, gebucht über Sprachdirekt) nicht weiterempfehlen. Am besten suchst du das für sich und deinen Geldbeutel ansprechendste Angebot heraus. Das beste Training bietet dann die Kommunikation im Krankenhaus. Außerdem habe ich noch sichergestellt, dass ich für die Zeit im Ausland kranken- und haftpflichtversichert bin.
Anreise
Für die Einreise nach Spanien reicht der Personalausweis. Da der Flughafen von Málaga einer der größten des Landes ist, wird er von vielen Städten Europas aus angeflogen. Der Transport in die Innenstadt ist günstig: für drei Euro gelangt man mit dem Airport Bus bis ins Stadtzentrum.
Unterkunft
Für meine Famulatur konnte ich in der wunderbaren Wohnung von Ines Block (Mobil: 0163-3731253) wohnen. Die Studenten-WG liegt am Rande der Altstadt und praktischerweise fährt der Bus zum Hospital Quirón direkt vor der Tür ab. An Formalitäten musste ich nur die Kaution und Miete mitbringen.
Im Krankenhaus
An meinem ersten Arbeitstag empfing mich Assistenzarzt Felipe im Hospitals Quirón. Das Krankenhaus liegt am Stadtrand, ist aber sehr gut zu erreichen. Morgens bin ich meist mit der Bus Linie 1 gefahren (Richtung San Andrés, Haltestelle Avenida Europa San Andrés, von dort zu Fuß; Einzelfahrt 1,30 Euro). Wer es sportlicher mag, kann auch an der Promenade entlang radeln oder joggen. Den Rückweg habe ich meist in meinen Laufschuhen bestritten und wurde mit Sonnenschein und einer kühlenden Brise am Meer belohnt.
Meistens wurde ich im OP eingesetzt. Das Team um Dr. Aslani operiert an drei Tagen in der Woche im Privatkrankenhaus Quirón. Meist werden zwei quirófanos (dt.: OP-Säle) gleichzeitig von der Plastischen Chirurgie belegt. Die ästhetischen Eingriffe sind mannigfaltig – häufig standen Brustvergrößerung, Bauchdeckenstraffung oder Fettabsaugung auf dem Programm. Dr. Aslani hat sich insbesondere auf Gesäßimplantate mit Eigenfettunterspritzung spezialisiert. Durch seine lockere Art und das nette Team herrschte immer eine gute Arbeitsatmosphäre. Nicht nur den Ärzten, auch dem OP-Personal war es wichtig, dass man aktiv mithalf und so oft wie möglich steril am Tisch assistierte. Nach der ersten OP bestellten wir zusammen Frühstück (auf Kosten des Krankenhauses) und scherzten beim gemeinsamen café con leche.
Der OP-Plan und die Arbeitsabläufe sind sehr routiniert. Daher kam es nicht vor, dass man länger als nötig arbeitet. Im Gegenteil: bei schönem Wetter (jeden Tag) ist es kein Problem, nachmittags die Sonne und Málaga zu genießen. Neben der Arbeit im OP durfte ich auch an den Wundrevisionen auf Station und in den Praxisräumen der Klinik teilnehmen. Kleinere lokale Eingriffe wie Hyaluronsäure-Behandlungen und Botox-Unterspritzungen werden dort durchgeführt. Die Klinik ist in privater Trägerschaft und zeichnet sich daher durch hohen Patientenkomfort und eine ruhige Arbeitsatmosphäre aus.
Freizeit
Der hohe Wohlfühlfaktor erstreckt sich nicht nur auf das Arbeiten im Krankenhaus. Málaga als Küstenstadt und Rückzugsort vieler Europäer ist ein Garant für kulturelle Abwechslung und spanische Lebensfreude. Jährlich gibt es zwei große Volksfeste, die passenderweise in den deutschen Semesterferien liegen: die Osterprozessionen im Frühjahr und die Kirmes im Spätsommer. Ich hatte das Glück, die Vorbereitungen zur Semana Santa vor Ort zu erleben.
In der Woche vor Ostern scheuen die malagueños keine Kosten um die Stadt zu schmücken und feierlich herzurichten. Diverse Heiligen-Prozessionen in den calles rund ums Osterfest runden das Spektakel ab. Aber auch abseits dieses Volksfestes bietet die andalusische Hauptstadt viel: ich empfehle das Museo Carmen Thyssen Málaga, in dem vornehmlich Kunst gezeigt wird. Lohnenswert ist auch die Besteigung der Kathedrale, von der man einen wunderbaren Blick in das Tal und auf die Küste hat.
Nach der Arbeit habe ich mich oft am Strand Malagueta erholt (im März reichte es mir, mit den Füßen im Mittelmeer zu plantschen). Mein Tipp für einen Mittagssnack oder ein leckeres Frühstück ist das BrunchIt (Calle Carretería 46). Hier ist nicht nur die Einrichtung „echt Bio“ – und das alles zu erschwinglichen Studentenpreisen. Empfehlenswert ist auch der „Carrot Cake“ im Dulces Dreams (Plaza de los Mártires Ciriaco y Paula). Bei später Abendsonne lohnt es sich im Café Con Libros (Plaza de la Merced) die Passanten und Straßenkünstler zu beobachten.
Überhaupt ist der Plaza de la Merced ein Knotenpunkt der Innenstadt. Von hier aus ist es nicht weit auf die Calle Marqués de Larios mit ihren zahlreichen Einkaufsgeschäften. Am Fuße dieser beginnt der Prachtboulevard Paseo Parque, der von zahlreichen Palmen gesäumt zur Hafenpromenade führt. Und von dort ist es ein Fliegenschlag bis zum Strand. Man merkt – in Málaga ist alles sehr gut zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar. Müde Füße transportiert der gut ausgebaute Nahverkehr.
Wem die Küstenstadt selbst nicht reicht, dem sei das Umland ans Herz gelegt. In Tagesausflügen erreicht man ganz Andalusien: Sevilla, Córdoba, Cádiz, Marbella, Granada und Gibraltar. Langweilig wird einem unter der Sonne im fruchtbaren Süden Spaniens bestimmt nicht. Einziger Wermutstropfen: ohne Sonnenmilch holt man sich schnell eine quemadura. So erkannte man auch mich in den ersten Tagen nach meiner Rückkehr leicht am Touristen-Tattoo :).