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  • Celina
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  • 08.04.2020

Meine Auslandsfamulatur in Tanzania, Machame

Du hast Lust, eine Famulatur in Tanzania zu machen? Celina hat hier alles Wichtige zusammengefasst und erzählt von ihren Erfahrungen.

Meine Motivation oder „Warum Tanzania?“

Bei meinen bisherigen Praktika war mir wichtig, möglichst vielseitige Erfahrungen zu sammeln, das heißt verschiedene Fachbereiche, verschiedene Krankenhäuser, verschiedene Städte in Deutschland. Was mir bisher aber fehlte, ist ein Praktikum außerhalb von Deutschland. Gerade das wird mir aber möglichst vielseitige und neue Erfahrungen bringen. Sowohl in medizinischen Fragestellungen als auch in kulturellen Aspekten. Deshalb habe ich mich entschlossen, einen weiteren Monat meiner Famulatur im Ausland zu verbringen. Genauer gesagt in Afrika, Tanzania. Seitdem ich einmal als Touristin in Tanzania war, fasziniert mich dieses Land mit seiner Natur und seiner Kultur. Zudem reizt mich insbesondere Afrika für ein medizinisches Praktikum als ein Kontinent, der auch in medizinischen Belangen noch hinter Europa zurück steht bzw. einen anderen Umgang mit der Medizin hat als wir hier in den Industrieländern. Ich erhoffe mir viele interessante, lehrreiche, spannende und vor allem neue Erfahrungen von meiner Famulatur in Tanzania – und die sollte ich bekommen.

Wahl der Institution oder „Warum das Machame Hospital?“

Ich habe mir das Krankenhaus für meine Famulatur privat organisiert. Deshalb habe ich nach Erfahrungsberichten von Medizinstudierenden über Krankenhäuser in Tanzania gesucht. So kamen letztlich einige Krankenhäuser zusammen, von denen mehrere gute Erfahrungsberichte vorlagen, unter anderem auch aktuelle. Anschließend habe ich mich genauer über die Krankenhäuser informiert. Am besten gefiel mir hierbei das Machame Lutheran Hospital in der Gegend von Moshi. Es klingt nach einem kleinen „Buschkrankenhaus“ mit ca. 150 Betten und den klassischen Bereichen (Innere, Chirurgie, Orthopädie, Pädiatrie, Gynäkologie, Notaufnahme). Da mir noch eine Famulatur in der Notaufnahme fehlte, wollte ich diese dort machen. Hierbei gefiel mir auch gut, dass das Personal vom Krankenhaus auch regelmäßig in umliegenden Dörfern eine ambulante Notaufnahme anbietet. Die nächste größere Stadt in der Gegend des Krankenhauses ist Moshi. Diese Stadt ist wiederum nicht so weit weg vom internationalen Flughafen Kilimanjaro Airport – also auch perfekte Anreiseoptionen. Dennoch ist das Krankenhaus klein und nicht direkt in einer großen Stadt, was mir ebenfalls wichtig war. Gerade die großen Krankenhäuser mit teils vielen hundert oder auch mal mehreren tausend Betten sind doch noch etwas näher dran an „unserer Medizin“ in Deutschland. Ebenfalls gut am Machame Hospital fand ich, dass es auf dem Internetauftritt eine eigene Seite für „foreign student electives“ gibt, mit einigen kleinen Infos zum Praktikum und der Unterkunft, ebenso wie eine Mailadresse für interessierte Studenten Machamestudents@yahoo.com. Aus diesen ganzen Gründen habe ich ich entschieden, mich im Machame Hospital zu bewerben. Gesagt getan. Eine kleine informelle Bewerbungsmail mit einer allgemeinen Anfrage und möglichem Datum reichte, und schon bekam ich eine Zusage zurück vom dortigen Ansprechpartner Bob Kasworm (ein Amerikaner, der vor vielen Jahren dorthin ausgewandert war). Ich musste nur eine englische Bescheinigung einreichen, dass ich Medizin studiere und in welchem Semester. Diese konnte ich problemlos an der Uni beantragen. Allgemein war der Mailverkehr mit Bob sehr angenehm. Er wirkt sympathisch und hat gerne alle meine Fragen beantwortet. Auch hat er mir einige Wochen vor meinem Abflug ein Dokument zugesendet mit wichtigen Informationen zu Unterkunft, Visum und Verkehrsanbindungen und Hinweise zu Geld, Gefahren, Kriminalität, Kleidung, und und und.

 

 

Organisatorisches oder „Lästiger, aber notwendiger Papierkram“

  • Englische Studienbescheinigung:  Musste ich im Vorhinein dem Krankenhaus zusenden, Beantragung erfolgte problemlos an der Uni (siehe voriger Abschnitt)
  • Reisepass:  dieser muss noch mindestens 6 Monate über die Reisedauer hinaus gültig sein!
  • Visum: Dieses kann man mittlerweile schön bequem online beantragt werden über folgenden Internetadresse: https://eservices.immigration.go.tz/visa/ Hierbei fand ich folgenden Blogeintrag mit einer Anleitung sehr hilfreich, da es dort noch nützlich Tipps und Hinweise gibt: https://niedblog.de/evisum-sansibar-tansania/ Es wird empfohlen, das Visum ca. 6 Wochen vor Reisebeginn zu beantragen. Bei mir war das Visum nach wenigen Tagen fertig.
  • Auslandskrankenversicherung: wichtig!
  • Flüge: möglichst früh buchen, dann ist es billiger
  • In Tanzania bezahlt man mit Tanzania-Shillings (TZS) oder US-Dollars (USD). Für das alltägliche Leben ist TZS definitiv besser geeignet. Man zahlt damit beim Einkaufen auf dem Markt oder in den kleinen Supermärkten. Ebenso die Bustickets, oder weniger touristische Unternehmungen. USD braucht man vor allem, wenn man „typisch touristische“ Unternehmungen in seiner Freizeit machen möchte (Safari-Tours, geführte Wanderungen, …) oder manchmal auch für Taxis. Ich fand es sinnvoll, mir hier USD ausstellen zu lassen und diese dann mitzunehmen. Vor Ort konnte ich dann in Banken problemlos immer wieder Teile davon in TZS umtauschen. So habe ich vermieden, am Ende der Zeit noch viel TZS übrig zu haben. Nehmt auf jeden Fall genügend Bargeld mit, da man vor Ort nicht unbedingt gut Geld abheben kann bzw. dies mit Kosten verbunden ist. Auch Kartenzahlung ist nicht immer so einfach möglich wie in Deutschland.
  • Auswärtiges Amt:
  1. Auf deren Internetseite ist alles Wichtige zusammengefasst, was man für seinen Aufenthalt in Tanzania wissen/organisieren muss.
  2. Es gibt die Möglichkeit einer „Elektronischen Erfassung von Deutschen im Ausland“ (elefand), um in der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes von Deutschland eingetragen zu werden. Ich habe mich dort einfach mal angemeldet, schaden kann es nicht. Nachtrag: gerade in der aktuellen Zeit mit der Corona-Krise hat es sich als sehr sehr sinnvoll erwiesen! Ich wurde automatisch von der deutschen Botschaft in Tanzania mit den neuesten wichtigen Infos zu Corona und ggf. notwendiger Rückreise informiert (per Mail). Insofern: man weiß nie, in welche Krise man reingerät. Vorsicht ist besser als Nachsicht.
  • Es gibt viele Stipendien für Auslandsfamulaturen, das ist ultrahilfreich! Insofern informiert euch rechtzeitig.

Weitere Vorbereitungen oder „Was man noch so alles bedenken muss“

  • Impfungen:  siehe Infos vom Auswärtigen Amt zu Tanzania. Ggf. auch reisemedizinische Beratung im Tropeninstitut
  • Malariaprophylaxe:  Sehr wichtig. Die Notwendigkeit ist ggf. abhängig von der Gegend. Abgesehen von medikamentöser Prophylaxe sollte auch Prophylaxe mit Mückensprays, Moskitonetzen & passender Kleidung erfolgen.
  • „Eigenschutz“:  Da ich im medizinischen Bereich tätig bin, finde ich es sehr wichtig, mich hinsichtlich möglicher Ansteckungsgefahren zu schützen. Insofern habe ich Einmalhandschuhe, Handdesinfektionsmittel, Mundschutz und ein paar FFP3-Masken eingepackt. Man weiß ja nie, wie es vor Ort mit solchen Dingen aussieht. Abgesehen davon habe ich eine HIV-Postexpositionsprophylaxe mitgenommen, falls ich mit infektiösem Blut in Berührung komme. Die HIV-Rate dort ist höher und die Patienten oft nicht so gut behandelt wie hier.
  • Sprache:  Amtssprachen sind Kiswahili und Englisch. Letzteres ist im Tourismus und unter Akademikern sehr verbreitet. Die Krankenhausakten im Machame Hospital werden bspw. auf Englisch geführt. Dennoch sprechen viele Leute in Tanzania kein Englisch, u. a. auch viele der Patienten. Schon allein deshalb sind einige Brocken Kiswahili nicht schlecht. Auch freuen sich die Einwohner sehr, wenn man ein paar Sätze Kiswahili kann. Büchertipps: siehe meine Packliste.
  • Wichtige Inhalte meiner Packliste:
  • Plastiktüten-Verbot in Tanzania seit 2019: sie dürfen also auch nicht im Koffer mit eingeführt werden
  • Reiseapotheke: siehe Liste mit Infos vom Auswärtigen Amt. Ich habe diese durchgearbeitet und an mich und die Reisebedingungen (zum Beispiel, dass das nächste Krankenhaus ja nicht weit weg von mir ist…) angepasst.
  • Impfpass, Visum (vorher online beantragt)
  • Zeugnisvorlage für die Famulatur
  • Powerbanks & Taschenlampe: der Strom in Tanzania kann zwischenzeitlich mal weg sein…
  • Angepasste Kleidung: Kulturelle Gegebenheiten (Schultern bedeckt, mindestens knielang, keine tiefen Ausschnitte) sowie Klima beachten (Achtung: Regenzeit)
  • Mückensprays
  • Dinge für den „Eigenschutz“ (siehe oben)
  • Kittel fürs Krankenhaus (soll man selbst mitbringen); zudem fand ich Kasack und Hose zum Tragen unter dem Kittel sinnvoll, um keine Keime an meiner Privatkleidung zu haben
  • Lehrbücher: Ich habe ein medizinisches Englisch-Dictionary mitgenommen sowie das „Oxford Handbook of Tropical Medicine“ (ein englisches handliches Lehrbuch mit allen wichtigen Krankheiten, die in den Tropen vorkommen können – vom Herzinfarkt über Kinderkrankheiten hinzu HIV, Malaria und co)
  • Kiswahili-Lehrbuch: Empfehlung für Anfänger: „Kisuaheli – Wort für Wort“ (ein Kauderwelsch-Sprachführer)

Situation vor Ort (Teil 1) oder „Wie sieht ein typischer Tag am Machame Hospital aus?“

  • 7:30 Uhr: Messe in der krankenhauseigenen Kirche. Hierbei sind alle Mitarbeiter des Krankenhauses sowie alle Studenten und Azubis anwesend. Am ersten Praktikumstag ist es üblich, sich dort vor allen Anwesenden auf Englisch vorzustellen (Name, Herkunftsland, Aufenthaltsdauer, Qualifikation - sprich Medizinstudent, warum man da ist).
  • 8:15 Uhr: Morning-report, ebenfalls noch in der Kirche. Von den einzelnen Stationen tritt jeweils die Nachtschwester/-pfleger bzw. Arzt/Ärztin vor und macht eine Übergabe, was am Nachmittag/Abend vorher bzw. in der Nacht passiert ist.
  • Frühstückspause (wir Studenten haben gemeinsam auf unserer Terrasse gefrühstückt)
  • Ab ca. 9/9:30 Uhr: Famulatur im Krankenhaus:

Hierbei konnte man sich recht frei entscheiden, in welchem Fachbereich man den Tag verbringt. Man war überall herzlich willkommen, die Ärzte dort planen so etwas nicht wirklich. Insofern war ich meistens in der Ambulanz, da dies ja mein offizieller Famulaturplatz war. Besser gesagt, in den Ambulanzen. Es gab eine „normale“ Ambulanz (am ehesten vergleichbar mit der deutschen Notaufnahme, geht meist aber eher in Richtung Hausarzt – niedergelassene Ärzte gibt es in Tanzania nämlich nicht), eine HIV-Ambulanz, eine orthopädische Ambulanz, eine Kinderambulanz und eine zahnärztliche Ambulanz. Zudem noch eine mobile Ambulanz, die in umliegende Dörfer fährt („Outreach“ genannt). Abgesehen von der normalen Ambulanz („Outpatient“ genannt) haben die anderen Ambulanzen meist nur an 1 oder 2 Tagen in der Woche auf. Man muss sich also immer informieren, wann man wohin gehen kann. Zusätzlich zu meiner Zeit in den Ambulanzen habe ich aber auch die Chance genutzt, in die anderen Fachbereiche reinzugucken und dort mitzuarbeiten. So war ich mal in der Gynäkologie und konnte eine Geburt miterleben. Auch war ich einige Male im OP („theater“ genannt; es gibt ein minor-theater und mehrere major-theater) und habe den Anästhesisten unterstützt und den Orthopäden/Chirurgen zugesehen. Einen Tag habe ich auch im hauseigenen Labor verbracht und mitgeholfen. So ist es mir gelungen, einen möglichst großen Einblick in das tansanische Gesundheitssystem zu erlangen und viel Verschiedenes zu erleben bzw. zu erlernen. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass man meist eher zuguckt, als selbst Dinge durchzuführen. Dies liegt zum einen daran, dass die Ärzte vor Ort selbst nicht viel machen (zu wenig zur Verfügung stehende Mittel, aber auch manchmal zu wenig Wissen), zum anderen sind es die Ärzte gewohnt, dass man als Student nicht so viel mithilft/mithelfen darf (das machen die tansanischen Studenten nämlich nicht so viel). Und zu guter Letzt ist die Sprachbarriere zu den Patienten für Anamnesegespräche und Co natürlich auch nicht grade förderlich. Aber dennoch habe ich viel dort mitgenommen. Auch durfte ich mehr an Praxis machen als vorher erwartet: ich habe einige Patienten auskultiert, Testungen im Labor gemacht, einen suprapubischen Blasenkatheter gewechselt, kleine Arztberichte in der orthopädischen Ambulanz geschrieben, bei einer Geburt der Frau die Hand gedrückt und beruhigend zugesprochen und im OP bei den Anästhesisten viel mitgewirkt. Dort durfte ich bei der Narkoseeinleitung viel assistieren und auch die Patienten beatmen bzw. die Maske dichthalten (da die Narkose meist über Gas erfolgt). Als Tipp: Nutzt die Chance und guckt man in jeden Fachbereich rein!

  • 13 Uhr: Mittagspause; danach Zeit zur freien Verfügung. Man konnte wieder ins Krankenhaus (allerdings ist dort nachmittags weniger los), oder aber Freizeitaktivitäten unternehmen)
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Situation vor Ort (Teil 2) oder „Wie habe ich gewohnt und meine Freizeit verbracht?“

  • Wohnen:
  • Das Krankenhaus verfügt über ein Gästehaus für ausländische Studenten bzw. Krankenschwestern, direkt neben dem Krankenhaus. Es enthält 2 kleine WGs. Pro WG können 4 Leute, also insgesamt 8 Leute dort wohnen.
  • Jede WG hat ein kleines Bad (Toilette, Waschbecken, abenteuerliche Dusche), einen winzigen Abstellraum für Putzutensilien, eine Küche mit Gasherd (& Gasofen, der funktioniert allerdings zurzeit nur in einer der WGs), einen Flur mit kleinem Esstisch, 2 Schlafzimmer (jedes Schlafzimmer hat 3 Betten, wobei jedoch immer maximal 2 Betten belegt werden). Beide WGs teilen sich einen großen Kühlschrank mit Gefrierfach, dieser befindet sich im Flur der einen WG.
  • Vor den WGs ist eine gemeinsame Terrasse mit großem Picknicktisch (hier wird meist gemeinsam gegessen, solange das Wetter es zulässt) und gespannten Wäscheleinen. Von der Terrasse blickt man auf eine wunderschöne Natur, auf Bäumen sieht man auch immer mal wieder Affen rumklettern und umherspringen. Toll!
  • Auf dem Krankenhausgelände wohnen auch tansanische Studenten & Azubis in anderen Häusern.
  • Am Eingang des Krankenhausgeländes liegt eine kleine Kantine, die 24/7 geöffnet hat. Sie bietet täglich immer das gleiche Essen an. Mittagessen gibt es dort für 1500 TSH (was echt billig ist), mir hat es immer gut geschmeckt.
  • Auch ein kleines Lädchen mit den wichtigsten Dingen gibt es am Krankenhauseingang
  • Für die Unterkunft sowie das Praktikum zahlt man insgesamt 100 USD/Woche an das Krankenhaus (in bar vor Ort)

  • Machame:
  • Machame ist ein kleines Dörfchen, das an den Abhängen des Kilimanjaros liegt und sich entlang der Machame Road erstreckt (bis hin zum Machame Gate, einem Eingang in den Kilimanjaro-Nationalpark). Die Einwohner sind alle sehr freundlich. Wenn man sich im Dorf bewegt, wird einem immer freundlich gewunken oder zugerufen. Meist verbunden mit dem Wort „Mzungu“ (heißt „Weißer“).
  • Vor vielen Häusern sind kleine Stände oder der vordere Hausteil ist zu einem kleinen Laden umgewandelt. Diese Läden würde man bei uns vielleicht als „Tante-Emma-Laden“ bezeichnen: man steht an einer Theke, blickt in den Laden rein, und wird von dort aus bedient. Es gibt viele nützliche Kleinigkeiten & Lebensmittel, vor allem aber auch viel frisches Obst und Gemüse.
  • Montags und donnerstags gibt es einen kleinen Markt in Machame. Man findet ihn, indem man die Machame Road bergab geht. Irgendwann geht rechts ein etwas größerer Weg rein, dem muss man folgen bis zum Marktplatz. Genauer lässt es sich leider nicht beschreiben, es gibt dort nicht so viele Straßennamen, von Hausnummern ganz zu schweigen. Das Grundprinzip ist: einfach Leute auf der Straße fragen. Die sind immer sehr gewillt, einem zu helfen! So habe ich auch damals das 1. Mal den Weg gefunden. Der Markt ist sehr zu empfehlen! Zum einen, um weiter in die Kultur und das Alltagsleben der Tansanier einzutauchen. Und zum anderen, um sich mit frischem Obst und Gemüse zu versorgen. Es wird dort lokal angebaut, so frisch kann man es bei uns in Deutschland selten erhalten. Auch die Preise sind unglaublich billig. Wir waren meist an beiden Tagen pro Woche dort und haben große Mengen an Obst und Gemüse eingekauft. Damit haben wir immer abends gekocht (mittags waren wir in der Kantine des Krankenhauses) oder morgens zum Frühstück gegessen.

  • Freizeitaktivitäten:
  • viel Wandern, direkt in der Umgebung von Machame (einfach Wege ausprobieren – nur bitte nicht verirren)
  • Marktbesuche (Machame oder Moshi – dort ist der „Market Place“ zu empfehlen)
  • Animal rescue center (Makoa Farm):  das war echt ein tolles Erlebnis! Dort werden (wilde) Tiere wieder gesund gepflegt, um sie dann hoffentlich wieder in die Freiheit entlassen zu können. Als wir da waren, waren grade z.B. Affen, Elefantenbabys, Zebrababys, ein Gepard, Eulen, zwei Marabus und Co zur Pflege da. Die Farm liegt nicht weit weg von Machame. Einfach die Machame Road mit einem Dala-Dala nach unten fahren bis zur Lambo-school. Von dort aus sind es ca. 15 Minuten Fußweg. Aber bitte vorher bei der Farm anmelden (z.B. per Whats App). Dann erhält man auch eine ausführlichere Wegbeschreibung.
  • Safari-Touren:  Sehr zu empfehlen! Am besten auf jeden Fall in den Ngorongoro-Krater. Andere Nationalparks (v.a. Serengeti, Lake Manyara, Taragire) kann man dann je nach Geschmack und Zeit dazu kombinieren.
  • Geführte Bergtouren:
  • hier gibt es vor allem Touren auf den Mt Meru oder den Kilimanjaro. Bei beiden kann man zwischen verschiedenen Tourenlängen, beim Kilimanjaro auch zwischen verschiedenen Schwierigkeitsgraden entscheiden. Ein bisschen sportlich sollte man für die Touren schon sein. Aber grundsätzlich kann jeder die Touren schaffen! Die Company, mit der man die Tour unternimmt, passt sehr auf einen auf. Ich habe den Mt Meru bestiegen – es war ein einmaliges unvergessliches Erlebnis! Die letzte Etappe auf den Gipfel haben wir bspw. nachts zurück gelegt mit Stirntaschenlampen – um dann passend zum Sonnenaufgang oben zu sein. Einfach atemberaubend!
  • Coffee-Cave-Waterfall-Tour: hier stellt man auf einer Kaffeeplantage selbst etwas Kaffee her (natürlich inklusive anschließendem Kaffeetrinken). Zudem besucht man ein historisches Chagga-Dorf (einer der Stämme in Tanzania) inklusive der Chagga-Höhlen. Zu guter Letzt geht es noch zu einem Wasserfall an den Hängen des Kilimanjaros.
  • Hot springs:  ein wahres Paradies! Mitten in der Natur sind plötzlich kleine natürliche Seen/Teiche, die mittelwarm sind (nein, nicht heiß!). Aus Quellen unter Wasser strömt Wasser nach, sodass man ein natürliches Strömungsbecken hat. Das Ganze ist umgeben von wunderschönen Bäumen und Pflanzen. Es gibt dort ein „Tarzanseil“, an dem man sich vom höher gelegenen „Beckenrand“ tarzanmäßig ins Wasser schwingen kann. Genial! Auch gibt es dort Reifen zum Planschen im Wasser. Achtung: bleibt man im Wasser still stehen/sitzt auf einem Stein im Wasser etc., kommen sofort kleine Fischchen an, die die Hornhaut abknabbern. Ein sehr komisches Gefühl… An Land gibt es kleine Imbissstände und Sitzmöglichkeiten. So lässt sich dort sehr gut ein Tag in einem natürlichen Freibad verbringen. Nur wenn mal wieder eine Busladung voller Touristen kommt, stört das die Atmosphäre etwas. Also am besten eher am Morgen/frühen Vormittag dort ankommen, dann ist es ruhiger.
  • Hash: dies ist eine Art Schnitzeljagd in freier Natur, die alle 2 Wochen sonntagnachmittags irgendwo in der Umgebung stattfindet. Veranstaltet wird sie von „weißen“ Familien in der Umgebung von Moshi, jedoch sind manchmal auf Tansanier mit dabei. Jedes Mal trägt eine andere Familie den Hash aus. Nach der Schnitzeljagd gibt es dann noch ein Abendessen. Bob geht dorthin und nimmt einen gerne mit. Ich war zweimal mit und fand es beide Male schön und unterhaltsam.
  • Allgemein kann ich zu Freizeitaktivitäten sagen: es gibt in beiden WGs jede Menge Zettel, Infoflyer und Erfahrungsberichte anderer Studenten/Krankenschwestern, was sie dort gemacht haben. Insofern einfachmal in den WGs umgucken und sich die Sachen durchlesen. Dabei wird man auf jeden Fall fündig. So habe ich auch die meisten meiner Ausflüge entdeckt. Auch stehen oft Kontaktpersonen dabei, die diese Ausflüge anbieten – mit den haben die Anderen dann bereits gute Erfahrungen gemacht, ist also sehr zu empfehlen. Auch hängt dort zum Beispiel eine Nummer von unserem „Stammtaxifahrer“ Alfred (+255 715688957). Weitere Infos zu ihm siehe unter „Ein paar Tipps“

 

Situation vor Ort (Teil 3) oder „Ein paar Tipps“

  • In den WGS hängt eine Nummer von unserem „Stammtaxifahrer“ Alfred (+255 715688957). Er ist bekannt bei allen Studenten des Machame Hospitals oder auch des KCMC in Moshi. Er ist sehr zuverlässig und noch dazu billig. Entweder kommt er selbst oder er schickt jemanden aus seiner Familie. Auf ihn kann man sich verlassen. Wenn man ein Taxi braucht, am besten ihn rufen – die normalen Taxis im Stadtverkehr sind öfters nicht unbedingt vertrauenswürdig…
  • Infoflyer in den WGs beachten. Da gibt es viele hilfreiche Tipps
  • Es gibt öfters mal Stromausfälle. Im Schnitt mindestens alle 2 Tage, manchmal auch mehrmals pro Tag. Kochen kann man dank Gasherd trotzdem. Aber insofern immer darauf achten, eine Powerbank geladen zu haben für elektronische Geräte sowie eine Taschenlampe griffbereit zu haben.
  • Waschen muss man von Hand. In den WGs findet man genügend Eimer dafür. Waschmittel am besten selbst mitbringen. Genügend Wäscheleinen auf der Terrasse gibt es
  • Wenn man warmes Wasser zum Duschen möchte, muss man den Boiler (im Abstellraum) ca. 15 Minuten vorher anschalten
  • Unser Ansprechpartner Bob ist ein Schatz! Wenn man Fragen/Probleme hat, einfach an ihn wenden. Er nimmt einen auch gerne mal mit zu irgendwelchen Ausflügen.
  • Wasser zum Trinken bitte nur abgepackt kaufen (ein Sixpack gibt es in Moshi meist für ca. 6000 TSH, im Laden beim Machame Krankenhaus ist es ein bisschen teurer). Auch Zähne putzen bitte nur mit diesem Wasser. Wasser aus der Leitung kann man aber zum Kochen, für Tees oder zum Spülen (heißmachen im Wasserkocher) nehmen. Hierbei wird es ja abgekocht.
  • Theoretisch hat das Gästehaus eine Putzfrau (Highness heißt sie). Praktisch ist sie aber nicht so oft da. Wenn, dann fegt sie meist durch die WGs und bringt den Müll weg. Auch bezieht sie die Betten für neue Studenten. Wenn man den Müll aber mal selbst loswerden möchte, kann man ihn einfach zur „Müllkippe“ bringen. Dazu folgt man dem Weg hinter dem Haus ein paar Meter entlang bis zu einer Art Wiese. Auf der rechten Seite ist dann ein Tor. Hinter diesem Tor befindet sich ein Abgrund, wo der Müll runtergeworfen wird. Biomüll (Obst- und Gemüseschalen & - reste) haben wir immer direkt in die Büsche gegenüber der Terrasse geworfen. Die leeren Wasserflaschen gerne in der Küche sammeln: Highness nimmt sie mit und bringt sie ins Krankenhaus, sie werden dort als Urinflaschen verwendet.
  • Dala-dala: ein Dala-Dala ist ein kleiner Minibus. Theoretisch hat er meist Sitzplätze für maximal 20 Leute (aber auch schon dicht gedrängt). Praktisch sind aber oft auch mal 30 Leute in diesen Dala-Dalas. Dann steht man dicht gedrängt, kann sich kein bisschen mehr bewegen. Teils hängen auch hinten am Bus oder in der offenen Seitenschiebetür noch Leute. Eine Fahrt kostet zwischen 500 und 1000 TSH, je nachdem wie lange man mitfährt. Bis nach Moshi kostet es z.B. 1000 TSH. Es ist zwar manchmal etwas ungemütlich im Dala Dala, aber eine Erfahrung, die man definitiv mal gemacht haben muss! Ich war viel im Dala Dala unterwegs, eigentlich immer, wenn ich nach Moshi wollte. Einen Fahrplan gibt es nicht. Man stellt sich einfach an die Haltestelle bzw. den Straßenrand und wartet. Auf den Dala Dalas steht vorne drauf, wohin die fahren. Es gibt einen Dala Dala, der zwischen Machame und Moshi verkehrt.
  • Bitte niemals auf Motorräder aufsteigen! Auch Bob sagt einem das eindringlich! In Tanzania fahren eh alle wie eine gesengte Sau, aber die Motorräder toppen alles. Gefühlt jeder hat dort ein Motorrad und oft halten welche bei einem an, wenn man zu Fuß unterwegs ist, und wollen einem eine Fahrt aufschwatzen. Sagt nein. Oder besser „hapana“ (Nein auf Kiswahili). Bringt euch bitte nicht in Gefahr!
  • Bitte geht besser nicht allein nach Moshi. Ich habe zwar keine gefährliche Situation erlebt, aber man wird doch an jeder Ecke angequatscht. Es ist dann besser, mindestens zu zwei zu sein. Auch im Dunklen sollte man sich eher nicht in Moshi aufhalten. Abends fahren leider die Dala-Dalas auch noch unregelmäßiger nach Machame, da sollte man also vielleicht auch lieber Alfred rufen.
  • Während der Regenzeit immer eine Regenjacke dabeihaben.

 

Situation nach Rückkehr oder „Mein persönliches Fazit“

Eigentlich sollte ich den ganzen März 2020 über dort sein (plus einige Tage vorher und nachher zum Rumreisen). Leider kam im März 2020 die große Corona-Krise. Nach ca. der Hälfte meines Aufenthalts im Krankenhaus kam von der deutschen Botschaft in Tanzania (in Dar es Salaam) mittels „elefand“ (siehe oben unter Organisatorisches) der Hinweis, dass wir uns besser nach Rückflügen umgucken sollte. Denn voraussichtlich wird es diese einige Tage später nicht mehr geben aufgrund der Corona-Situation. So war ich nur knapp 4 anstatt von geplanten knapp 6 Wochen in Tanzania. Ich war und bin sehr enttäuscht über den verfrühten Aufbruch. Es gäbe noch so vieles dort zu erleben und zu lernen! Aber dennoch war die Entscheidung, früher abzureisen, im Kontext von der Corona-Krise die richtige. Nur wenige Tage nach meinem Abflug gab es annähernd keine Rückflüge mehr.

Als ich nach Tanzania aufgebrochen bin, sagte meine Mutter zu mir: „Wenn du wiederkommst, ist hier kein Winter mehr, sondern Frühling. Das wird bestimmt komisch für dich, plötzlich in einer anderen Jahreszeit hier anzukommen“. Tja, letztlich war es dann noch komischer. Als ich abgereist bin, war Deutschland noch normal. Bei meiner Ankunft war Deutschland nicht mehr das Deutschland, das ich kannte. Ich wurde von einer Kontaktsperre begrüßt. In Tanzania hingegen merkte man noch nicht viele Einschränkungen/Änderungen durch Corona.

Aber mal unabhängig von Corona: es war eine grandiose Zeit dort! Ich habe tolle Einblicke in die Kultur und das medizinische System erhalten, wie ich es mir auch erhofft hatte. Rein medizinisch habe ich im Krankenhaus eher weniger gelernt. Aber was ich gelernt habe, ist, dankbar über unsere medizinische Versorgung in Deutschland zu sein! Und zu wissen, wie ich später als Arzt nicht sein und handeln möchte. Aber andererseits habe ich mir auch etwas im Umgang der Ärzte mit den Patienten abgeguckt. Manche Sachen ziehen wir hier in Deutschland viel zu groß auf und machen geradezu ein Drama daraus. Dort wird vieles einfach nüchterner betrachtet, was manchmal meiner Meinung nach auch mal eine gute Alternative ist. Ich freue mich jetzt darauf, wieder in einem deutschen Krankenhaus tätig zu sein. Um mir nochmal bewusst über die Unterschiede zu werden. Mit meiner eigenen veränderten Haltung zu manchen Dingen.

Vom Leben dort werde ich einiges vermissen. Zum Beispiel die offene Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Tansanier. Davon können wir Deutschen uns definitiv eine Scheibe abschneiden! Aber auch die wunderschöne Natur, die Tierwelt, die frischen Lebensmittel und das Klima. Die Lebendigkeit und Lebenslust, die dort immer und überall auf allen Straßen zu spüren ist! Sogar die Dala-Dalas oder die Stromausfälle werde ich etwas vermissen.

 

Eines kann ich sagen: Ich werde diese Zeit dort nie vergessen! Und kann jedem nur wärmstens empfehlen, auch so eine tolle Auslandserfahrung zu machen. Sie prägt einen sehr!

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