• Bericht
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  • M. Hahn
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  • 05.10.2009

PJ-Tertial Gynäkologie in Moshi

Schon lange wollte ich klinisch-praktische und auch persönliche Erfahrungen in einem „Dritte-Welt-Land“ sammeln. Ich hatte Tansania bereits privat besucht und wollte gerne noch einmal in das Land zurück. Also plante ich ein halbes PJ-Tertial in diesem Land.

Vorbereitung

Ein Jahr im Voraus hatte ich mich per eMail mit einem kurzen Anschreiben und meinem Lebenslauf bei der Studentenbeauftragten Mrs. H. Munisi vom Kilimanjaro Christian Medical Centre
(KCMC) beworben.

Homepage der Klinik

Ein paar Wochen später erhielt ich eine Zusage für den gewünschten Zeitraum.

 

Alle Fotos: M. Hahn

 

Beim LPA war das Krankenhaus bereits annerkannt, deswegen gab es mit der Bürokratie keine Probleme. Das Visum, das für die Einreise notwendig ist, gab es am Flughafen für 50 Euro oder 50 US$. Es lohnt sich also, für den Visum-Kauf ein paar Dollar mitzunehmen. Wer länger bleiben möchte, kann einen Residence Permit beantragen. Die Formalitäten regelt Frau Munisi. Leider kostet dieses Formular noch einmal 150$.

Gesundheit

Eine Auslandskrankenversicherung für PJ-Studenten habe ich über MLP abgeschlossen.

Die üblichen Impfungen wie Hepatitis und Tetanus hatte ich bereits. Imfpungen gegen Meningokokken und Typhus sind meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig, und Gelbfieber-Schutz hatte ich noch von einer anderen Reise.

Malariaprophylaxe habe ich nicht genommen. Befreundete Ärzte, die seit vielen Jahren vor Ort leben, versichtern mir, es gehe auch ohne - und ich wollte sehr ungern noch einmal Lariam nehmen müsse. Das Medikament kann unangenehme Nebenwirkungen verursachen. Ich hatte glücklicherweise tatsächlich keine Probleme, allerdings sind Mückennetz und Autan ohne Prophylaxe essenziell. Außerdem hatte ich Coartem als Stand-by-Prophylaxe dabei, das ich sehr billig vor Ort gekauft habe.

Sicherheit

Tansania ist für ein afrikanisches Land recht sicher. Allerdings sollte man einige Regeln beachten: So sollten es Ausländer vermeiden, nachts allein unterwegs zu sein. Es empfiehlt sich, falls notwendig, ein Taxi zu nehmen. Gelegentlich bleibt ein Taxi allerdings auch liegen - die Autos sind ziemlich alt. Das stellt tagsüber natürlich ein geringeres Problem dars als nachts.

Geld

Ich rate Tansania-Reisenden, Dollar in Cash mitzunehmen, um Miete, Residence Permit, Registration Fee und Visum zu bezahlen. Zusätzliches Geld (Tansanianische Schilling) könnt Ihr bequem mit EC- oder Kreditkarte beim ATM in Moshi abheben. Am besten geht es mit Visa. Aber auch Mastercard-Besitzer kommen gut zurecht - es gibt eine Barkleysbank. Travelerchecks sind seit einer Weile extrem schwierig einzutauschen. Von ihnen würde ich eher abraten.

Sprache

Es ist nicht sehr schwierig, ein wenig Kisuaheli innerhalb kurzer Zeit zu lernen. Die meisten Ärzte sprechen zusätzlich Englisch, das durchaus verständlich ist, wenn man sich an den Akzent gewöhnt hat.

Verkehrsverbindungen

Geflogen bin ich relativ günstig mit Emirates über Dar es Salaam. Die Reise dauert allerdings einen Tag länger als mit teureren Fluglinien. Vom Flughafen aus fuhr ich mit dem Bus nach Moshi - eine angenehme Art anzukommen, denn ich erhielt so einen ersten Endruck von der Landschaft.

Unterkunft

Angekommen am KCMC in Moshi, habe ich mich zunächst auf die Suche nach der Studentenbeauftragten. Mrs. Munisi, gemacht, die sich sofort viel Zeit genommen hat, um mir das Krankenhaus und meine Unterkunft zu zeigen. Die ausländischen Studenten werden auf dem sogenannten „Doctors’ Compound“ einquartiert, wo sie für 120$ pro Monat in einem grossen Haus mit Garten (Doppel- oder Einzelzimmer, pro Haus ein bis sieben Studenten) leben können. Es kommt regelmäßig eine Haushälterin, die das Haus betreut, putzt und wäscht. Ich habe bei Bekannnten gewohnt aber das Studenten-Leben spielt sich hauptsächlich auf dem Campus ab, wo auch alle Tansanischen Interns wohnen.

Literatur

Der beste Reiseführer für Tansania oder Ost-Afrika ist der Rough Guide. Ich hatte einen Lonely Planet, der leider viel dürftiger ist. Ich empfehle zusätzlich den Kauderwelsch-Sprachführer und ein kleines Fachbuch für die Klinik.

Mitnehmen

Weitere wichtige Dinge, die man nicht vergessen sollte sind der weisse Kittel, OP-Schuhe und -Bekleidung, ein Handy (um die CELTEL-prepaid-Karte benutzen zu können), eine Taschenlampe, denn der Strom wird gelegentlich abgestellt, Anti-Moskito-Spray und eventuell indizierte Medikamente.

Moskitonetz gibt es meist in den Zimmern und auch in allen Hostels. Ansonsten solltet Ihr so wenig Kleidung wie möglich mitnehmen, da man in Tansania wunderschöne Stoffe kaufen und maßgeschneiderte Röcke, Hosen, Tops und vieles mehr anfertigen lassen kann. Ich habe mir allerdings manchmal Gummistiefel herbeigesehnt.

Kommunikation nach Hause

Es gibt mehrere Internetcafes von unterschiedlicher Langsamkeit. Das "easy com am coca cola roudabout" ist das schnellste. Es ist mittlerweile mit Wireless-LAN ausgestattet, sodass das Netz sogar schnell genung zum skypen ist. Die anderen Cafes funktionieren in 70% der Zeit entweder gar nicht oder nur sehr langsam. Bilder hochzuladen dauert immer noch ziemlich lange. Fünf Stück pro Stunde ist die normale Kapazität der Rechner.

SIM-Karten fürs Handy bekommt man sehr einfach: Mit dem Handy nach Deutschland zu telefonieren, ist einigermaßen bezahlbar und viel komfortabler, als sich einen Festnetzanschluss zu suchen.

Tätigkeiten und fachliche Eindrücke

Das Kilimanjaro Christian Medical Centre mit seinen etwa 450 Betten und seinen über tausend Mitarbeitern gibt es seit 1971. Es zählt zu den Teaching Hospitals von Tansania. Neben der Lehre wird auch die Forschung vor allem für HIV und Malaria besonders vorangetrieben.

Mein Arbeitsalltag begann täglich um ca. 7:30 Uhr mit der Frühbesprechung. Hier wurden die Anzahl der Geburten, die Not- und die Todesfälle besprochen. Die etwa zweistündige Visite war von schwankender Qualität.

 

 

Nach der Visite war ich abwechselnd auf der geburtshilflichen und gynäkologischen Station sowie im Kreisssaal tätig.

Da sehr viele tansanianische Studenten täglich - auch nachts - vor Ort sind, brauchen die Praktikanten viel Motivation und Durchhaltevermögen, wenn sie praktische Tätigkeiten durchführen möchten.

Um Patienten aufnehmen zu können, muss man entweder eine Schwester oder einen Studenten mitnehmen, der übersetzen kann, da die meisten Patienten nicht Englisch sprechen. Das Teaching ist aber durchgehend auf Englisch: Vorlesungen finden täglich von 14-16 Uhr statt.

Zum Mittagessen ging ich zwischen 12 Uhr und 13 Uhr in die Kantine der benachbarten Tumaini University, wo ich auch viele einheimische Studenten treffen konnte. Anschließend konnte ich entweder zurück auf Station oder die Vorlesungen besuchen.

Es ist übrigens durchaus möglich, auf anderen Stationen vorbeizuschauen und den dortigen Visiten zu folgen. Es ist auch jederzeit gewünscht, dass Studenten Nacht- und Wochenenddienste absolvieren. Aber sollte man ein Wochende verplant haben, so ist dies nach Anfrage meist auch kein Problem.

Freizeit

In Moshi selbst gibt es zahlreiche Shops, wo Touristen für die „Daheimgebliebenen“ Souvenirs kaufen können. Außerdem gibt es viele Märkte und auch Orte, wo man guten Kaffee bekommt.

Das Nachtleben kann man entweder im Galciers in der Nähe vom Doctors Compound, im Pub Alberto oder im etwas vornehmeren Club La Liga auskosten. An heißen Tagen ist der Pool im Impala Hotel an der Lima Road für 3000 TSh, was 3$ entspricht, eine willkommene Abwechslung.

Wenn Ihr mal raus wolltt, könnt Ihr neben der Kili-Besteigung (ca. 1000$) und einer Safari (ca. 150$ pro Tag) auch günstigere Ausflüge mit dem DalaDala, dem öffentlichen Bus, organisieren. Dieser fährt zum Beispiel nach Arusha, Lake Manyara oder Matchame.

Fazit

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich jeden Moment in diesem Land genossen habe. Am KCMC konnte ich sehr viel sehen, um mein klinisches Wissen zu vertiefen. Für praktische Erfahrungen musste ich aber viel Durchhaltevermögen und Motivation an den Tag legen, da natürlich auch die zahlreichen tansanianischen Studenten zum Zug kommen wollten. Als angenehm habe ich empfunden, das fast jeder der Ärzte, Schwestern und Studenten bereit Fragen war, Fragen zu beantworten und wichtige Handgriffe zu erklären.

Zwei Monate in Tansania reichen aber bei weitem nicht aus, um alles kennen zu lernen, vor allem weil es sinnvoll ist, dafür Kisuaheli zumindest ansatzweise zu beherrschen. Aber die zwei Monate waren sehr schön, und ich habe einen kleinen Eindruck von Land und Leuten bekommen.

 

Karibu sana in Tansania!

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