• Bericht
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  • Sarah Ripfel
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  • 28.06.2016

Famulatur am Royal Liverpool and Broadgreen University Hospital

Sarah hat einen Monat im britischen Liverpool famuliert. Hier berichtet sie, was sie über den Alltag im Krankenhaus und warum sie mit gemischten Gefühlen nach Deutschland zurückkehrte.

Docs/Waterfront in Liverpool. © Sarah Ripfel


Motivation und Bewerbung

Eine Freundin und ich planten schon seit langer Zeit einen Auslandsaufenthalt für eine Famulatur. Wir waren uns einig, dass wir gern in ein englischsprachiges Land gehen möchten. Nach diversen Emails und auch einigen Absagen haben wir letztlich von der Ansprechpartnerin Pamela Jones (Medical.Electives@rlbuht.nhs.uk) eine Zusage für eine einmonatige Famulatur in der Inneren Medizin im Royal Hospital Liverpool in Großbritannien bekommen. Uns wurde ein Platz auf der Pulmologie und einer auf der Nephrologie zugeteilt.

Unterkunft

Der Famulatur kostete uns umgerechnet 190 Euro. Zusätzlich mussten wir über AirBnB leider eine etwas teurere Unterkunft suchen, da unsere erste WG mit einem Medizinstudenten und einem jungem Assistenzarzt aufgrund von unzumutbaren Sauberkeitsverhältnissen ins Wasser gefallen ist. Die Fotos im Vorfeld entsprachen leider nicht der Realität – zum Glück ließ sicha aber doch schnell was Neues finden.

Royal Hospital Liverpool von außen. © Sarah Ripfel


Die Famulatur

Wir reisten mit dem Flugzeug an, und nach ein paar Tagen Stadt erkunden und akklimatisieren hatten wir auch schon unseren ersten Kliniktag: Eine richtige Einführung gab es nicht; stattdessen wurden wir mit einem kleinen Post-It, auf denen die Station vermerkt war, losgeschickt.

Nach der ersten Woche beschlossen wir, die Station zu tauschen, weil keiner von uns beiden so richtig zufrieden war. Teilweise haben wir auch auf der gleichen Station die Anamnese bei denselben Patienten erhoben, um sie dann gemeinsam zu besprechen, damit der Lerneffekt größer ist. Parallel waren auch zwei Erasmus Studenten auf Station, die einen Plan für Mo-Fr hatten und strukturierter in den Klinikalltag eingebunden waren.

In Liverpool wird der „Scouse“ Akzent gesprochen, der sogar für Engländer selbst schwer zu verstehen ist. Unsere Oberärzte (Consultants) waren sehr nett und erklärten auch mal hin und wieder etwas. Die Stationsärzte dagegen haben uns eher ignoriert.

Einmal hat der Oberarzt das Team und uns nach Visite in das Krankenhaus Café eingeladen und Cappucino spendiert. Die Stimmung war stets gut und auch die Zusammenarbeit von Krankenpflege und Ärzten war vorbildlich. Ein Punkt, der uns negativ in Erinnerung blieb, war eindeutig die Hygiene. Kittel wurde nicht getragen, stattdessen sollte man in schicker Kleidung kommen: Frauen trugen Ballerinas, eine enge Hose (keine Jeans!!) und ein schickes Oberteil oder Bluse, Männer trugen meist einen Anzug.

Privatkleidung im Krankenhaus mag zwar schick aussehen, da sie aber nicht bei ausreichender Hitze gewaschen wird, ist das Risiko der Keimübertragung hoch. Und wer möchte schon einen gemeinsamen Kleiderschrank für Arbeitsklamotten im Krankenhaus und Privatkleidung haben? Im Krankenhaus hängen überall Schilder und Plakate: „Safety starts here“ etc., aber an der Umsetzung scheitert es leider.

Da das britische System komplett verschieden zum Deutschen ist, möchte ich es an diese Stelle erklären:

In der Mensa hat fast niemand zu Mittag gegessen. Viele haben sich in den Cafeterias ein „Lunch-Angebot“ mitgenommen, das ein Sandwich, ein kleines Getränk und Obst sowie Chips beinhaltete. Öfters haben wir auch etwas gekocht und dann zur Arbeit mitgenommen. Das war leckerer, gesünder und billiger.

Das Krankenhaus war sicherlich nicht das Neuste, aber es wird gerade an einem neuen Krankenhaus ein paar Meter weiter gebraut (siehe Foto). Die Eröffnung ist gegen Sommer 2017 geplant.

Entstehender Neubau am Royal Hospital Liverpool. © Sarah Ripfel


Freizeit

Ein Ausflug nach Chester ist lohnenswert. Das ist ein kleines, altes Städtchen mit einer sehr schönen Altstadt. Wir waren in der Kathedrale, sind am Fluss „Dee“ entlangspaziert und haben das Amphitheater angeschaut.

In Liverpool kann ich „Cuthberts Bakehouse“ empfehlen, ein Cafe, in dem es super Afternoon Tee gibt. In einem netten Ambiente haben wir den klassischen „Afternoon-Tee“ bestellt mit Kuchenstückchen, Cupcakes und Sandwiches, dazu gab es unbegrenzt Tee oder Kaffee. Ebenfalls lohnenswert ist eine Bootstour auf dem Mersey River und eine geführte kostenlose Stadttour mit Sandemans New Europe Tours: so kommt man zu den „Superlambananas“ und dem Club, in dem die Beatles gespielt haben.

Fazit

Insgesamt hat uns der über unserem Budget gelegene Aufenthalt sowohl fachlich als auch sprachlich ein Stückchen weiter gebracht hat. Wir haben gelernt, sehr viel Eigeninitiative zu zeigen, denn eine richtige Lehre gab es für uns nicht. Wir waren froh, gemeinsam dort gewesen zu sein, denn Anschluss hatte man aufgrund der wenigen Famulanten nicht wirklich. Bereut haben wir die Famulatur in Liverpool nicht, aber waren dann doch froh, dass es nach einem Monat Richtung heimwärts ging.

 

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