• Interview
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  • Die Fragen stellte Julia Rojahn
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  • 21.09.2015

„Ich mag es, Neues zu etablieren“ – Dr. Dropco bringt neue OPs nach Bad Ems

Dr. Ivor Dropco ist seit Mai Chefarzt einer Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie – die er allerdings noch aufbauen muss. Es ist nicht das erste Mal, dass er in einer fremden Klinik ganz von vorn anfängt: Vor 12 Jahren verließ der gebürtige Slowake seine Heimat und ging zunächst nach Bayern. Nun hofft er, auch im Lahntal in Rheinland-Pfalz heimisch zu werden. Sein Mitbringsel: Onkologische Chirurgie und Expertise in laparoskopischen Operationen an Magen und Darm.

 

Foto: Julia Rojahn

Dr. med. (univ. Bratislava) Ivor Dropco, Ph.D. wurde 1964 in der damaligen ­Tschechoslowakei geboren. Nach dem Medizinstudium an der Komenius-Universität in Bratislava (heute Slowakei) war er von 1988 bis 2003 am Universitäts­klinikum Bratislava tätig und spezialisierte sich dort auf Viszeralchirurgie. Anschließend wanderte er nach Deutschland aus und arbeitete am St. Barbara Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Regensburg in Schwandorf (­Bayern) als leitender Oberarzt und stellvertretender Chefarzt der ­Abteilung Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Außerdem war er jeweils 3 Monate in Chicago, Los Angeles und London.
Seit Mai 2015 ist Dr. Dropco Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Paracelsus­Klinik Bad Ems. Sein Spezialgebiet ist die minimalinvasive Chirurgie, v. a. an Magen und Darm. Er ist verheiratet und hat 2 erwachsene Kinder.


> Dr. Dropco, wie sind Sie zur Chirurgie gekommen?

Für mich stand schon vor dem Abitur fest: Ich wollte Bauchchirurg werden. Mich fasziniert die feine handwerkliche Technik, die man dafür braucht – und natürlich wollte ich Menschen helfen. Das ist bis heute das Wichtigste für mich: Dass es den Patienten gut geht, sie optimal betreut werden und sich bei uns wohlfühlen.

> Wie hat es Sie nach Deutschland verschlagen?

An der Universitätsklinik Bratislava hatten wir immer guten Kontakt zu Kliniken in Deutschland und haben zusammen z. B. Split-Lebertransplantationen von Lebend­spendern durchgeführt. Irgendwann hat mich dann die neue Herausforderung ­gereizt, und ich bin mit meiner Familie nach Deutschland gezogen. In Bratislava war die Chirurgie zu dieser Zeit recht weit: Wir haben schon in den 1990er Jahren – laparoskopisch operiert. Manches habe ich von dort mitgebracht und im Krankenhaus in Schwandorf weiterentwickelt.

> Haben Sie noch viel Kontakt in Ihre alte Heimat?

Ab und zu bin ich noch dort. Mir ging es wie jedem, der weggeht: Im ersten Jahr rufen Sie noch jede Woche an, nach 2 oder 3 Jahren vielleicht einmal pro Monat, nach 10 Jahren nur noch selten. Ich sage immer: Gute Freunde sind die, die man – auch wenn man sie 3 Jahre nicht gesehen hat – anrufen und um Hilfe bitten kann. Davon habe ich zum Glück noch einige.

> Was macht den Reiz Ihrer neuen Stelle hier in Bad Ems aus?

Ich finde es wunderbar, dass ich eine neue Station aufbauen kann: Bisher war es eine reine Belegabteilung, nun wird daraus eine Hauptabteilung mit 39 Betten. Neue OP-Säle sind bereits fertig, wir richten sie gerade ein. Auch das Personal ist noch nicht vollständig: Es sollen insgesamt 3 Oberärzte und 5 Assistenz­ärzte werden. Ich liebe solche Herausforderungen!

> Haben Sie als Chefarzt weniger Kontakt zu den Patienten als vorher?

Nein, die Patienten sind das A und O unserer Arbeit! Die müssen mich kennen und wissen, dass ich mich um jeden einzelnen kümmere.

> Ist das leichter in einem kleinen Haus wie hier?

Schwer zu sagen. Es ist hier sicher etwas familiärer als in einem großen Klinikum: Der Patient ist nicht nur eine Nummer, es kommt nicht jedes Mal ein anderer Arzt zur Visite. Vorteil einer großen Klinik ist dagegen: Man hat alle Spezialisten vor Ort.

> Sie sind schon 27 Jahre im Beruf. Was waren in dieser Zeit die großen Fortschritte in der Viszeralchirurgie?

Für die Patienten hat sich enorm viel gebessert: Es gibt viel mehr qualitativ hochwertige Studien, dadurch mehr Evidenz und genauere Leitlinien. Heute überlegt man viel gezielter und interdisziplinär, was im Einzelfall das Beste ist: Ob man überhaupt operiert, mit welchem Verfahren etc.
Die andere – fast schon revolutionäre – Neuerung ist die technische Ausstattung, v. a. die bildgebenden diagnostischen Verfahren und minimalinvasive Techniken. Das finde ich wunderbar.

> Bad Ems hat eine große Tradition als Heilbad, sogar die russischen Zaren waren hier. Wirkt diese Vergangenheit bis heute nach?

Es gibt noch einige Gebäude aus der Zeit, z. B. eine russische Kirche. Aber die meisten unserer russisch-sprachigen Patienten gehören zu den ehemals deutschen Minderheiten in Osteuropa und Russland, die nach Deutschland gezogen sind. Die älteren können oft nicht so gut deutsch und freuen sich sehr, wenn ich sie auf russisch anspreche.

> Es gibt hier im Ort viele weitere Kliniken – wie fügt Ihre sich da ein?

Die meisten anderen sind Reha-Kliniken und haben daher ganz andere Patienten. Aber auch das Haus direkt nebenan ist keine Konkurrenz: Die Klinik ist inter­nistisch-pneumologisch ausgerichtet, wir ergänzen uns gut. Wenn es Patienten der Reha-Kliniken akut schlechter geht, können sie bei uns versorgt werden. Und für die pneumologischen Patienten bieten wir z. B. routinemäßig diagnostische Thorako­skopien und Thorakotomien an.
Auch hier im Haus arbeiten wir natürlich eng mit den anderen Abteilungen zusammen, v. a. mit den Gastroenterologen etwa bei Tumorpatienten. Schon an meiner vorigen Klinik haben wir zusammen mit den Gastroenterologen laparoskopische Keil-Magen-Resektionen gemacht. ­Dabei führt man ein Gastroskop durch den Ösophagus ein, gleichzeitig entfernt man laparoskopisch den Tumor und reseziert einen Teil des Magens.

> Müssen Sie Ihre neue Klinik aktiv bekannt machen, oder kommen die Patienten schon von selbst?

Wir machen gezielte ­Öffentlichkeitsarbeit: Ich gehe z. B. zu Qualitätszirkeln, wo sich Hausärzte treffen, und stelle ihnen vor, was wir können. Manche Eingriffe, die wir anbieten, gibt es oft nur in großen Häusern: Ich biete das ganze Spektrum an laparoskopischen Magen-Darm-Operationen, einschließlich der sog. Single ­Incision Laparoscopic Surgery (SILS). Dabei mache ich nur einen kleinen Schnitt im Bauch­nabel, es wird ein spezieller Single Port für die Kamera und Instrumente in die Bauchhöhle eingebracht. Der Patient hat weniger postoperative Schmerzen, ist schneller wieder auf den Beinen, und es bleiben kaum sichtbare Narben zurück.

> Zeigt die Öffentlichkeitsarbeit schon Erfolg?

Ja, manche Patienten kommen bereits gezielt zu uns und fragen: Ich habe gelesen, Sie bieten das und das an. Geht das auch bei mir?

> Was machen Sie, wenn Sie einen Ausgleich vom Klinikalltag brauchen?

Am liebsten bin ich draußen in der Natur! Ich habe vor 30 Jahren einen Jagdschein gemacht, und manchmal gehe ich am Wochenende früh morgens um 3 in den Wald. Das ist fantastisch! Um 7 bin ich dann zu Hause, um halb 9 in der Klinik – falls nötig.

> Sie arbeiten also auch am Wochen­ende?

Ich bin zumindest häufig in Rufbereitschaft, quasi als Hinter-Hintergrunddienst, wenn die Oberärzte mich brauchen. Ich schlafe auch mit dem Telefon neben mir, und wenn jemand anruft, ist das für mich kein Problem.

Diese Artikelserie wird präsentiert von den Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH.

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