• Interview
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  • Hanna Hohenthal
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  • 09.12.2013

Medizinische Vorklinik in Dresden – darf ich vorstellen?

In dieser Reihe stellen wir euch die einzelnen Fachbereiche des Medizinstudiums und die jeweiligen Dozenten vor. So könnt ihr euch schon ein wenig darauf einstellen, wer euch in Dresden erwartet! Für den Fachbereich Physik steht uns Herr Professor Koch Rede und Antwort, der schon Generationen von Medizinstudenten durch die Vorklinik gelotst hat.

Foto: Prof. Koch

> Herr Prof. Koch, erzählen Sie uns kurz etwas über Ihren Werdegang!

Geboren bin ich in Marburg in Hessen. Einer Stadt, die mit dem Slogan „Marburg hat keine Universität, Marburg ist eine Universität“ wirbt. Nach Schule, Studium und Promotion in Physik habe ich die Universität verlassen und bin in die Grundlagenentwicklung der Drägerwerk AG nach Lübeck gegangen. Nach acht Jahren spannender Tätigkeit folgte ich dem  Ruf auf eine Professur für Optik und Laser an der Fachhochschule Lübeck. Um intensiver forschen zu können, nahm ich 2002 die Möglichkeit für ein „Sabbatical“ am Medizinischen Laser Zentrum Lübeck wahr. 2003 habe ich dann den Ruf an die Medizinische Fakultät der TU Dresden angenommen. Dort leite ich die Arbeitsgruppe Klinisches Sensoring und Monitoring, die sich hauptsächlich mit der Anwendung von optischen Verfahren in der Medizin beschäftigt.

 

> Was beinhaltet Ihre Arbeit als Professor der Physik an der TU Dresden?

Neben der Forschung, die ich auch heute noch gerne hautnah begleite, gibt es natürlich in einer Gruppe mit einigen PostDocs, Doktoranden, Diplomanden, Bachelorstudenten und Praktikanten viele Gespräche zum Fortgang der einzelnen Arbeiten. Ziele zu definieren, zu verstehen warum dies oder jenes bisher nicht funktioniert und wie man es anstellen kann, doch die gewünschte Information zu bekommen, begeistert mich und lässt mich leicht die Zeit vergessen. Die Lehre in Form von Vorlesungen und Seminaren – und den Kontakt zu unseren Studierenden – empfinde ich immer wieder als eine Bereicherung. Natürlich gibt es auch in diesem Beruf manch unangenehme Pflichtaufgabe, viele administrative Tätigkeiten, die ich ohne meine Sekretärin nie schaffen würde. Aber diesen Teil versuche ich in der persönlichen Wahrnehmung zu verdrängen.

 

> Was begeistert Sie an der Physik?

Die Physik ist für mich die Wissenschaft, die den Anspruch hat, die Basis für (fast) alles zu sein – und eine möglichst elegante Beschreibung dafür zu finden.  In der Chemie, aber noch mehr in der Biologie und Medizin, gibt es viele Dinge, die wir heute noch nicht mit den fundamentalen physikalischen Prinzipien beschreiben können. Trotzdem glauben wir, dass alle diese Phänomene den physikalischen Gesetzen unterliegen. Ein aktuelles Highlight der Physik ist für mich in diesem Sinn  die Entdeckung des Higgs Bosons, die in manchem der Vorhersage des Neutrinos durch Pauli und Fermi oder der Vorhersage der stimulierten Emission durch Einstein entspricht. In allen Fällen konnte, angeregt durch bestimmte experimentelle Befunde und der Annahme, dass die grundlegenden physikalischen Prinzipien stimmen, eine Vorhersage getroffen werden, die erst Jahrzehnte später verifiziert werden konnte. Auch wenn unsere Alltagsarbeit natürlich nicht so spektakulär ist, ist das Vorgehen aber ähnlich und es ist häufig spannend, die Erklärung für unerwartete Beobachtungen zu finden. Philosophisch wird es, wenn man versucht Gott oder auch nur den freien Willen in dieses Konzept einzubauen. Aber daran sind schon viele andere gescheitert …

 

> Dresden begleitet der Ruf einer besonders harten Vorklinik. Wie schätzen Sie den Anspruch an die Studenten ein, auch im Vergleich zu anderen Hochschulen?

In allen drei Naturwissenschaften haben wir in Dresden sehr engagierte Teams, die versuchen, unseren Medizin- und Zahnmedizinstudenten die für das weitere Studium wichtigen Inhalte zu vermitteln. Ich glaube, unsere Prüfungen sind diesem Lehrangebot angepasst. Dafür spricht auch die recht geringe Durchfallquote – im Vergleich zu den Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und vielen anderen Fächern. Schauen Sie sich die Ergebnisse des Physikums an, so sehen Sie zwar, dass unsere Absolventen in Dresden in der Physik meist im oberen Viertel oder Drittel liegen, doch besteht zu den Standorten, die regelmäßig das Ranking anführen, ein erheblicher Abstand. Deshalb glaube ich nicht, dass der Anspruch an die Studenten hier in Dresden im Vergleich zu anderen Hochschulen im Bundesgebiet besonders hoch ist.

 

> Die Dresdner Studenten zeichnen sich aus durch ...

… große Freundlichkeit und dem Wunsch nach einer guten Zusammenarbeit.

 

> Von den Studenten wünsche ich mir (mehr) ...

… brennendes Interesse für alles, was für eine/n (Zahn-)Arzt/Ärztin wichtig sein kann.

 

> Wenn ich nicht Physiker geworden wäre, wäre ich ...

... möglicherweise Lehrer für Sport und Physik geworden. Für Sport (!) reichte mein Abiturschnitt nicht, was ich aber später nicht bedauert habe.

 

Herr Prof. Koch, wir danken Ihnen für das Gespräch!

 

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