• Bericht
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  • Janina Mauer
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  • 04.10.2010

Zeitmanagement im Studium

Mit zahlreiche Trainingsmodulen und Workshops zum Thema Lern- und Prüfungsmanagement hilft die Studienberatung in Aachen den Studenten bei der Vorbereitung auf Klausuren, Hausarbeiten und Abschlussprüfungen. Janina besuchte einen Tagesworkshops zum Thema "Das Lernen Planen" - und zieht eine positive Bilanz.

Die zentrale Studienberatung hat ein breites Angebot. Mit zahlreichen Trainingsmodulen und Workshops zum Thema Lern- und Prüfungsmanagement greift sie den Studenten bei der Vorbereitung auf Klausuren, Hausarbeiten und Abschlussprüfungen unter die Arme. Die Trainingsangebote sind mehrtägig und beispielsweise auf den Umgang mit und die Bewältigung von Prüfungsangst ausgerichtet. Eine gute Alternative sind Tagesworkshops - sie sind nicht so zeitintensiv und deshalb gut mit dem Uni-Alltag vereinbar; außerdem lässt sich durch die komprimierten Inhalte aus einem einzigen Tag viel Wissen mitnehmen!

Wer kennt den guten Vorsatz zu Beginn eines jeden Semesters nicht? "Dieses Mal fange ich aber wirklich früh genug mit den Prüfungsvorbereitungen an, damit ich vor den Klausuren keinen Stress habe!" Doch sobald die Klausurzeit wieder näher rückt, schwindet die Freizeit, das Sportprogramm, das man sich doch so fest vorgenommen hat, wird radikal eingeschränkt, die Wohnung ähnelt einem Kriegsschauplatz. Und Tiefkühlgerichte, Kaffee und Schokomüsli bilden den täglichen Speiseplan, weil Einkaufen und Kochen dringend benötigte Lernzeit stehlen würden. Ganz zu Schweigen vom Schlafen natürlich, das doch irgendwie verlorene Zeit ist. Ich jedenfalls dachte: "Eine bessere Zeitplanung könnte da eigentlich nicht schaden..."

 

Janina beim Zeitmanagement - Foto: J. Mauer

 

Nach einer für mich typischen "Klausurphase auf den letzten Drücker" beschließe ich, in einem Tagesworkshop der Zentralen Studienberatung an meiner Zeitplanung zu feilen. Die Workshops, sowie die mehrtägigen Trainingsmodule sind kostenfrei und werden regelmäßig angeboten. Sie finden in den Gruppenräumen der Zentralen Studienberatung am Templergraben statt, und anmelden kann ich mich ganz einfach per E-Mail.

 

"Das Lernen Planen" - ein Workshop der zentralen Studienberatung

"Ein Tag" klingt super in meinen Ohren. Der Stundenplan ist ja schon voll genug mit Vorlesungen, Praktika, Protokolle schreiben, Seminarvorbereitungen und so weiter.

Als ich am Workshop-Tag bei der Studienberatung ankomme, sind schon einige andere Studenten anwesend. Die Gruppe besteht aus etwa zehn Teilnehmern verschiedener Studiengänge. Zwei Psychologinnen leiten den Workshop und begrüßen alle Teilnehmer freundlich. Die Stimmung ist sehr locker, alle sitzen im Stuhlkreis zusammen, es wird geduzt (auch die Seminarleiterinnen) und der Workshop beginnt mit einer Vorstellungsrunde und witzigen Spielen.

Zunächst sollen Probleme und Wünsche geklärt werden, die mit dem Workshop verbunden sind. Eigentlich Standard: Ich möchte, dass das Lernen auch effektiv ist und ich nicht in der Prüfung sitze und die Hälfte vergessen habe. Ich hätte auch in den Lernphasen gern wieder mehr Zeit für Sport und Entspannung und möchte nicht gezwungen sein, immer mehr "Nachtschichten" einlegen zu müssen, je näher die Klausur rückt. Außerdem sollen natürlich die Klausurergebnisse mit der Zeit besser werden, wer würde sich darüber nicht freuen?

Mein großes Problem ist die "Aufschieberitis", ich bin eine absolute Trödeltante. Wenn ich mich zum Lernen hinsetze, fallen mir hundert, natürlich total unwichtige, Dinge ein, die ich vor dem Lernen noch machen könnte - und das ehrlich gesagt, um bloß noch nicht lernen zu müssen. Auch beim Lernen brauche ich an manchen Tagen Stunden für ein winziges bisschen Stoff.

Ich merke schnell, dass ich nicht die einzige mit diesem Problem bin. Allein das ist schon aufmunternd...

 

Zeitmanagement konkret

"Am Anfang steht die Entscheidungsfrage: Um was für eine Klausur handelt es sich überhaupt?" erklärt uns die Psychologin. Was sind die Bedingungen? Welche Fragen gibt es? Wie viele Punkte sind zu erreichen?

Das sind alles Fragen, die geklärt sein wollen, bevor es überhaupt ans Lernen geht. So können Schwerpunkte festgelegt und Ideen entwickelt werden, wo man ansetzen will. Auf die Entscheidungsfrage folgen die Planphase, um die es im Workshop geht, und das eigentliche Lernen. Vielen aus der Gruppe fällt schon jetzt auf, dass sie sich der unterschiedlichen Phasen des Lernens nie so recht bewusst waren. Die ALPEN-Methode hilft uns weiter, ein bisschen mehr Ordnung in unser Lernsystem zu bekommen. Danach soll man

1. die anfallenden Aufgaben auflisten,

2. die Länge der Bearbeitungszeit schätzen und festlegen, sowie

3. "Puffer" einplanen, um Spielraum zu lassen, falls die tatsächliche Bearbeitungszeit doch etwas länger ausfällt als geplant,

4. Entscheidungen treffen, was die Prioritäten der Aufgaben und die Herangehensweise daran angeht,

5. nach der Prüfung eine Nachkontrolle der Zeitplanung vornehmen.

Darunter kann ich mir schon eher etwas vorstellen, und so allmählich kommen in der Gruppe schon ein paar gute Ideen zusammen, was bei der Zeitplanung helfen könnte.

Anschließend wird mir und den anderen "Trödeltanten" auf den Zahn gefühlt, denn es geht um Zeitaufwand und Effizienz. So zeigt uns das Pareto-Prinzip, dass achtzig Prozent der aufgewandten Zeit nur zwanzig Prozent der Ergebnisse erbringen, während die anderen zwanzig Prozent der aufgewandten Zeit achtzig Prozent der Ergebnisse bringen - es kommt nur auf die Effizienz an, mit der gelernt wird!

Kommt mir bekannt vor, denn wenn ich einmal richtig im Lernen drin bin, kann ich mir diese Dinge auch am besten merken, während ich andere Inhalte, die ich vielleicht im Schneckentempo nebenbei gelesen habe, einfach ständig wieder vergesse... Ich gelobe Besserung und lasse mir erklären, was es mit der ABC-Analyse auf sich hat, die das gleiche Problem darstellt, wie das Pareto-Prinzip, den Wert der Aufgaben aber noch in Stufen von A bis C untergliedert. Als Hilfe kann man eine Liste anlegen, in der man die Aufgaben nach ihren Prioritäten ordnet.

 

Ein Zeitplan rückwärts? Gar nicht so schlecht!

Wir bekommen ein Blatt mit der Aufgabe, einen allgemeinen Zeitplan zu erstellen, was vor einer Klausur zu tun ist. Gar nicht so leicht, wie es sich anhört! Natürlich weiß jeder, dass eine Menge zu erledigen ist, bevor man gut vorbereitet in eine Klausur geht. Aber wo anfangen?

Die Psychologin hilft uns mit einem Tip, den ich ganz besonders gut finde, so einfach er auch ist: den Zeitplan einfach mal von hinten beginnen. Zum Beispiel mit der Frage, was einen Tag vor der Klausur zu tun ist. Da fällt mir direkt etwas ein: Altklausuren durchgehen, mit Kommilitonen die letzten Fragen klären, wiederholen, was ich bisher immer wieder vergessen habe, und und und...

Und ein paar Tage vor der Prüfung? Und davor? Plötzlich ist es viel einfacher, einen geordneten Zeitplan aufzustellen, denn rückwärts schreibt er sich ganz leicht! "Rückwärts"kann man neben die einzelnen Schritte auch viel besser grobe Zeiteinteilungen inklusive Puffer setzen und am Ende addieren, wieviel Zeit für die gesamte Vorbereitung etwa nötig ist. Nach den Klausuren wird überprüft, ob die geplanten Zeitspannen ausreichend waren. Möglicherweise muss die Planung korrigiert werden.

 

Pausenmanagement - wann Abschalten beim Lernen hilft

Wie wichtig genügend Pausen für die Konzentrationsleistung sind, wird jedem klar, der beim "Auf-den-letzten-Drücker-Lernen" darauf verzichten muss. Selbst Kaffee hilft da nur noch begrenzt. Aber wann sind Pausen am effektivsten? Und wann macht man zu viel Pause? Auch darauf wird im Zeitmanagement-Workshop eingegangen. Die Psychologin zeigt uns zunächst Leistungskurven im Verlauf einer Stunde und im Verlauf eines Tages, auf denen zu sehen ist, wie erstaunlich stark die Konzentrations- und Lernleistung schwankt. So befindet sich innerhalb einer Stunde die höchste Leistung in der ersten zehn Minuten, wohingegen der Leistungstiefpunkt zwischen der 45. und 60. Minute liegt. Im Verlauf eines Tages liegen Leistungstiefs am frühen Nachmittag und zwischen zwei und vier Uhr nachts. Daher bieten sich diese Zeiten besonders gut für Pausen an, damit die Leistungshöhepunkte für effektiveres Lernen genutzt werden können.

Es gibt Kurzpausen, Erholungspausen und Entspannungspausen. Die Kurzpausen dauern nur drei bis fünf Minuten und sind am besten nach einer halben Stunde konzentrierten Lernens platziert. Erholungspausen dauern mit einer guten Viertelstunde schon etwas länger und werden am besten nach 2 Stunden gemacht. Entspannungspausen von einer bis zwei Stunden gibt es erst nach drei bis vier Stunden Arbeit. Wichtig ist auch, wozu die Pausen genutzt werden. Kurz- und Erholungspausen bieten sich für kurze Entspannungsübungen an, um einfach mal die Beine lang zu machen oder einen Tee zu trinken. Auch beliebt ist der zehnminütige "Managerschlaf", ein echtes "Power-Napping"! Vorsicht aber mit Telefonieren oder Fernsehen, das birgt "Verzettel-Gefahr"! Entspannungsphasen eignen sich hingegen perfekt für Sport, nach dem man sich ohnehin besser konzentrieren kann.

Wichtig und beruhigend: In den Pausen sollte möglicht nicht an den Lernstoff gedacht werden.

 

Was wäre eigentlich, wenn...?

Ein Gedanke, der mir auch sehr gut gefällt, ist der "Was-wäre-wenn-Gedanke". Die Psychologin bittet uns, uns vorzustellen, wir hätten nur eine Woche zur Vorbereitung auf die Klausur. Was würden wir am ehesten in der Vorbereitung auslassen? Alle versuchen nun, sich auf die wirklich wesentlichen und wichtigen Inhalte zu beschränken - und genau das ist der Trick der Übung. Der Gedanke hilft uns, zu fokussieren, welcher Stoff besonders relevant ist und hilft, eine Prioritätenliste bei der ABC-Analyse zu erstellen.

Ich schöpfe schon Hoffnung, denn ich verzettle mich gern in eigentlich eher unwichtige Details, statt mich zunächst auf das Wichtigste zu konzentrieren und im Anschluss die übrigen Details zu lernen. Außerdem könnte diese Methode bei besonders stoffgewaltigen und detailreichen Fächern wie der Zellbiologie helfen, mir zunächst einen Überblick zu verschaffen und beispielsweise Verbindungen zwischen einzelnen Stoffwechselwegen zu erkennen, die mir sonst erst ganz zum Schluss auffallen würden.

 

Checkliste und Rückblick

Zuletzt bekommen wir noch eine Checkliste ausgehändigt, mit deren Hilfe wir bei der Prüfungsvorbereitung prüfen können, ob wir realistisch und effizient geplant haben, ob wir Puffer und feststehende Termine eingeplant und Pausen berücksichtigt haben. Ist die Zeit für alltägliche Aufgaben, wie Waschen und Einkaufen, eingeplant und die Aufgaben grob nach ihren Prioritäten geordnet? War unsere Planung - nach der Klausur betrachtet - gut? Oder was können wir beim nächsten Mal besser machen? Mit der Zeit und den nächsten Klausuren wird es uns damit immer leichter fallen, voraussichtliche Zeiten für den Lernaufwand einzuschätzen und unsere Prüfungsvorbereitung optimal zu planen.

 

Fazit: Eine gute Zeitplanung kann's bringen!

Für mich persönlich hat sich der Workshop sehr gelohnt. Allein das Bewusstwerden der Vorbereitungsphasen, das Ordnen der Aufgaben nach Prioritäten und das Abschätzen der benötigten Zeit, sowie die Überprüfung des Lernplans nach der Klausur helfen schon sehr, besser vorbereitet und mit weniger Stress in die Klausuren zu gehen.

Als eine einfache und eigentlich selbstverständliche, aber enorm wichtige und oft vergessene Message empfand ich, dass man sich an seinen Lernplan auch halten muss. Der beste Plan nützt nicht, wenn der Lernende nicht motiviert ist und sich die geplanten Lerneinheiten mit den Tagen stapeln.

Plant immer Puffer ein, um gegebenenfalls auch mal anderen Dingen den Vorrang zu lassen oder um bei plötzlicher Erkrankung nicht direkt unter Zeitdruck zu geraten!

Einen Plan schriftlich festzuhalten, ist von Vorteil. So wird der Lernende stets daran zu erinnert, was er sich für den Tag oder die Woche vorgenommen hat. Das motiviert zum Lernen und beugt Trödeln vor - und wirkt sogar bei mir. Außerdem macht das Lernen ein bisschen mehr Spaß, wenn Ihr Euch an den Tagen vor der Klausur nicht so gehetzt fühlt.

Auch wenn Ihr bisher keine großen Probleme mit dem Lernen hattet, so hat ein Zeitmanagement-Workshop und das Erstellen eines Lernplans durchaus einen Nutzen - es bleibt freie Zeit für Sport und Entspannung, wenn Ihr effizienter lernt, Ihr könnt Euch dann besser konzentrieren. Insgesamt gibt das ein besseres Gefühl für die Klausur. Und es ist doch sehr positiv zu wissen, dass Pausen nichts mit Faulheit zu tun haben, sondern dass sie lernphysiologisch sehr sinnvoll und notwendig sind.

 

Janina beim Zeitmanagement - Foto: J.Mauer

 

Aktuelle Termine

Die aktuellen Termine für Trainingsmodule und Tagesworkshops zu verschiedenen Themen werden auf der Homepage der RWTH unter der Rubrik "Zentrale Studienberatung" veröffentlicht.

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