- Tipp
- |
- Stephanie Neumann
- |
- 30.09.2008
Richtig lernen - von Anfang an
Viele Medizinstudenten sind zu Beginn ihres Studiums sehr unsicher, wie die beste Lernstrategie aussieht: Wie lerne ich richtig - und wie lassen sich diese Wissensmengen bewältigen? Hier bekommt ihr Tipps, die euch weiterhelfen können.
So - wo fang ich nur an zu lernen?
Die Vorlesungen
Die Folien der Vorlesungen bilden den eigentlichen Prüfungsstoff. Das ist zunächst wichtig zu wissen. Damit ihr auch gut mit den Folien lernen könnt, müsst ihr sie verstehen. Im Idealfall schaut ihr die Folien noch vor der Vorlesung durch und notiert euch, was ihr nicht versteht.
In der Vorlesung solltet ihr dann fleissig mitschreiben und beschriften. Solltet ihr etwas nicht verstehen, dann fragt am besten gleich den Dozenten, entweder im Plenum oder ihr geht nach der Vorlesung kurz zu ihm oder ihr. Die meisten Dozenten freuen sich über Fragen und werden euch gerne Auskunft geben. Könnt oder wollt ihr nicht direkt fragen, dann solltet ihr eure Frage aber nicht vergessen, sondern aufschreiben und später in der Bibliothek oder zu Hause im entsprechenden Buch nachschlagen. Am sinnvollsten ist es, wenn ihr eure Erkenntnisse aus den Lehrbüchern auch gleich auf die Folien schreibt, so habt ihr später zum Lernen alles bereits beieinander und geordnet.
Die Tutoriatsgruppe
Sehr geeignet, wenn euch bei einem Thema der Durchblick völlig fehlt oder sich ein Zusammenhang gar nicht erschließt. Da die Fälle der Tutorien meistens direkt mit den Vorlesungen der entsprechenden Woche zu tun haben, könnt ihr auch hier offen eure Fragen stellen. Irgendjemand findet sich meistens, der bereit ist mit euch eure Fragen zu klären. Meistens bleibt genug Zeit um ein Thema so lange zu diskutieren, bis es auch wirklich alle verstanden haben. Oder es stellt sich heraus, dass die anderen es auch nicht wissen und dann kann jeder für sich noch einmal nach einer Lösung suchen und im nächsten Tutorium könnt ihr eure Ergebnisse austauschen. So haben alle etwas von eurer Frage.
Fachpraktika
Auf die Fachpraktika müsst ihr euch vorbereiten! Die Fachpraktika werden sehr gerne am OSPE geprüft und deshalb solltet ihr sie verstanden haben. Vor dem Praktikum müsst ihr die Anleitung genau durchlesen, damit ihr wisst, was ihr überhaupt machen sollt. Dann solltet ihr euch auch überlegen wofür die einzelnen Schritte gut sind und was damit erreicht wird.
Zum Beispiel:Warum muss man Flüssigkeit A aufkochen bevor man Stoff B zugeben kann? Versteht ihr etwas nicht, markiert es euch und fragt direkt im Praktikum, vielleicht klärt sich die Frage auch schon in der Vorbesprechung. Während der Versuche solltet ihr euch Notizen machen, denn sonst müsst ihr in der Lernphase diese Informationen mühsam zusammensuchen, da sie meist nicht in den Lehrbüchern stehen. Habt ihr später noch Fragen, könnt ihr diese entweder im Wochenrückblick, in der Tutoriatsgruppe oder im Forum stellen.
Zu Hause oder in der Bibliothek?
Wo ihr am besten lernt, müsst ihr selber herausfinden. Ich lerne zu Hause, da ich meine Bücher in Reichweite habe und schnell nachschauen kann, wenn etwas unklar ist. Euer Lernplatz sollte jedoch vor allem ruhig sein und wenig Ablenkung bieten. Vor allem in der Lernphase ist leider jede Abwechslung willkommen und wird euch von dem abhalten, was ihr eigentlich tun wolltet: nämlich lernen! Andere Medizinstudenten lernen aus diesem Grund lieber in der Bibliothek - denn zuhause fällt ihnen nur ein, dass sie schon seit langem den Kühlschrank putzen und die Klamotten bügeln wollten. Diesen Drang müsst ihr bremsen, wenn ihr euch an den heimischen Schreibtisch zurückzieht.
Meine akute Lernphase beginnt in der Regel etwa drei Wochen vor der ersten Prüfung. Dann fange ich an und sehe mir jede Vorlesungsfolie nochmals genau an. Taucht (trotz meiner vorbildlichen Arbeit während des Semesters natürlich) noch eine Frage auf, schlage ich gleich nach und notiere die Antwort. Bin ich mit der Folie durch, überlege ich kurz, was jetzt eigentlich davon wichtig war; manchmal schreibe ich das auch auf. Habe ich alles verstanden, was auf der Folie steht, wird sie aussortiert und auch bis zur Prüfung nicht mehr hervorgeholt.
Ist der Inhalt jedoch wichtig und muss noch einmal repetiert werden, bleibt die Folie in meinem Ordern. So gehe ich meinen ganzen Ordner durch. Dann kommt der zweite Durchlauf, dieser geht wesentlich schneller und eine beträchtliche Anzahl von Folien fliegt raus. Das Spielchen wiederhole ich nochmals und habe danach nur noch die wirklich wichtigen Folien, die ich bis zur Prüfung noch einige Male durchgehe.
Alles außer Anatomie lässt sich so eigentlich ganz gut lernen. Da ich die Folien wochenweise durchgehe, ist auch eine gewisse Abwechslung da und ich muss nicht drei Chemiefolien hintereinander angucken.
Wie lernt ihr? Habt ihr Tipps, die ihr gerne mit anderen teilen wollt? Schreibt mir!
stephanie.neumann@thieme.de
Stephanie Neumann studiert Medizin in Bern und ist Via medici online-Lokalredakteurin