• Interview
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  • Alisha Qamar
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  • 22.03.2022

Berufsfelder der Medizin – Medizinisch-technische Laboratoriumsassistentin

Medizinisch-technische Laboratoriums Assistentin – kurz MTLA: Was genau sich hinter dieser Berufsbezeichnung verbirgt, wie die Ausbildung abläuft und wie die Bedingungen während der COVID-19 Pandemie aussahen, berichtet Miriam Ledig im Interview! Die 21-Jährige arbeitet im Klinikum Dortmund als MTLA in der Abteilung für Transfusionsmedizin.

 

 

> Miriam, warum hast du dich für den Beruf der MTLA entschieden? 

Ich habe 2014 im Rahmen des Schulpraktikums zwei Wochen in der Pathologie verbracht. Eigentlich wollte ich damals in die Gerichtsmedizin, das hat wegen des jungen Alters aber leider nicht funktioniert (lacht). Das war das erste Mal, dass ich Kontakt mit dem Beruf hatte. Ich fand es sehr spannend und konnte mir damals schon vorstellen, dass ich diesen Beruf ein Leben lang ausüben könnte. Ich habe mich gegen eine Ausbildung als Krankenschwester entschieden, weil ich mich in dem sehr nahen und direkten Patientenkontakt langfristig nicht sehe. Als MTLA arbeite ich eher im Hintergrund und vermeide so auch die emotionale Belastung. Für die Ausbildung habe ich mich 2018 endgültig entschieden und nach dem Abitur direkt angefangen. Seit August 2021 bin ich ausgelernt. 


> Wie ist die Ausbildung aufgebaut?

Die Ausbildung dauert drei Jahre und ist eine schulische Ausbildung. „Schulisch“ heißt, dass man die meiste Zeit in der Schule verbringt – auch praktisches lernt man zuerst in der Schule. Das wird allerdings aktuell umgeändert. Damals hatte ich für ein Jahr Schule ein sechswöchiges Pflegepraktikum auf einer Station, darauf folgte das praktische Jahr in den vier Teilbereichen Mikrobiologie, klinische Chemie, Hämatologie und Pathologie für jeweils drei Monate. Wie in anderen Ausbildungen auch gibt es Zwischenprüfungen in den vier Hauptfächern und auch in den Nebenfächern – sowas wie Physik, Chemie und Biochemie. In den vier Hauptfächern gibt es auch mündliche Prüfungen. Nach der Ausbildung kann man sich für jeden der vier Teilbereiche bewerben. Mittlerweile wird die Ausbildung auch vergütet, damals als rein schulische Ausbildung war das nicht der Fall. 


> Welche Inhalte werden in den vier Hauptbereichen thematisiert?

In Mikrobiologie geht es nicht nur im Bakterien, sondern auch im Viren und Parasiten. Das sind die drei großen Felder der Mikrobiologie. In Hämatologie geht es unter anderem um Anämien, Leukämien, Immunhämatologie, also Blutgruppen, Antikörper und die Gerinnung. Die Klinische Chemie befasst sich mit Proteinen, Liquor, Endokrinologie, Harnanalytik, Kohlenhydratstoffwechsel, Lipidstoffwechsel, Punktate, Tumormarker, Enzyme, Säure und Basen Haushalt und Elektrolyten und auch Krankheitsbildern wie z.B. koronare Herzkrankheit. Die Pathologie beinhaltet Anatomie und Histologie. Man geht die Knochen durch, die Organe und auch den Muskelaufbau. So gesehen machen wir ein kleines Medizinstudium.


> Wie läuft der Bewerbungsprozess ab? 

Frühes informieren ist immer gut, das ist ja logisch. Man hat ganz gute Chancen, weil MTLAs ohne Ende gesucht werden. Was den Bewerbungsprozess angeht, habe ich mich damals direkt bei der Schule beworben und Ihnen geschrieben. Es wurde darauf geachtet, wie man in Naturwissenschaftlichen Fächer wie Biologie, Chemie und Physik abschneidet, aber man braucht nicht überall eine 1. Und das Abitur ist natürlich auch gerne gesehen – das ist ja fast überall so. Danach wurde ich zu einem Einzelgespräch eingeladen, es gab aber auch Leute, die zu einem Gruppengespräch eingeladen wurden. Man sollte immer etwas zum Betrieb sagen können und Interesse an der Schule und den Fächern zeigen. Kurz danach erhielt ich den Vertrag für die Ausbildung.


> Wie lief dein Examen ab?

Das Examen unterteilt sich in eine praktische, eine mündliche und zwei schriftliche Prüfungen. Eine schriftliche Prüfung schreibt man über die vier Hauptfächer und die andere über die Nebenfächer. Die Prüfungszeit dauert ca. einen Monat lang. Insgesamt hat man zwei Fächer pro Woche. In Klinischer Chemie musste ich Paramater wie die alkalische Phosphatase, Eisen und den Harnstatus bestimmen. Wegen der Inkubationszeit dauert die Prüfung halt lange. In Hämatologie ging es um die kapilläre Blutabnahme, danach musste man einen Blutausstrich färben und diagnostizieren. Es ging um Gerinnungsfaktoren und um die Auswertung eines Ausstriches, der auf jeden Fall pathologisch war. Dabei sollte man das Krankheitsbild korrekt wiedergeben. In Immunhämatologie musste man eine Blutgruppe bestimmen und eine Kreuzprobe machen. In der Pathologie musste man eine Präparats Block mithilfe des Mikrotoms schneiden und färben. Zusätzlich sollte man einen Papp-Abstrich mikroskopieren und an einem Histologischen Präparat die Organdiagnostik machen.

Die Mikrobiologie Prüfung ging über zwei Tage. Tag eins dauert ca. 5 Stunden. Man bekommt zwei Keime, die man mit der Gramfärbung anfärben und auswerten sollte. Danach sollte man die Platten beimpfen und wissen, für welchen Ausstrich man welche Platten benötigt. Beim Beimpfen musste man auch entscheiden, ob man z.b Antibiotikaplättchen braucht oder nicht. Dann ging es noch darum zu wissen, ob der Keim pathologisch ist oder Teil der normalen Flora. Außerdem musste man Parasiten erkennen und auch die Malaria Diagnostik war Teil der Prüfung. Danach ging es weiter mit der Resistenzbestimmung der Keime am Automaten. Am zweiten Tag wertet man die Bakterien aus. Bei allen Prüfungen muss Protokoll geführt werden. Im Labor sind 5-6 weitere Prüflinge und zwei Lehrer, die uns begleitet haben. Im mündlichen Examen wurde man in allen vier Hauptfächern geprüft. Die Prüfung ging ca. 15 Minuten pro Fach. Vorher erhält man ein Aufgabenblatt mit einem Fallbeispiel. Das stellt man dann drei Lehrkräften und zwei Ärztinnen oder Ärzten vor. Damit wäre die Prüfung dann abgeschlossen. 


> Wieso hast du dich für die Transfusionsmedizin entschieden?

Ich hatte mich damals früh beworben, weil ich die Transfusionsmedizin am spannendsten finde. Man trägt viel Verantwortung und im Gegensatz zu den anderen Bereichen macht man viel händisch. Die moderne Klinische Chemie zum Beispiel befasst sich viel mit Gerätetechnik. Außerdem ist es wie Detektivarbeit! Man merkt, ok bei dem Patienten oder der Patientin stimmt irgendetwas nicht – woran könnte es liegen? Welche Antikörper könnten es sein? Bei welchen Reaktionsgraden reagiert der am besten? Wie differenziert er sich? Es gibt zwar immer nur die eine Antwort, aber dahin zu kommen ist immer superspannend! 


> Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es in dem Beruf, konkret in der Transfusionsmedizin?

Man kann sich zum Beispiel auf HLA Antikörper spezialisieren, auf Blutgruppen, PCR und auch Spezialfortbildungen ablegen, was die Geräte angeht. Außerdem kann man sich als leitendete MTLA ausbilden lassen!


> Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Täglich bin ich an einem anderen Platz. In der Immunhämatologie gibt es das Notfalllabor, wo sich um dringende Notfälle gekümmert wird. Außerdem gibt es noch den Panel Platz. Dort werden alle Problemfälle behandelt, also die Patienten oder Patientinnen bei dem der Antikörpersuchtest positiv war oder die Autoantikörper haben. Dort werden Antikörperdifferenzierungen oder auch Kälte Titer bestimmt. Am Blutgruppenplatz steht das NEO-Gerät, an dem fast alle Blutgruppen laufen, die wir über den Tag bekommen. Am Kreuzplatz werden am Gerät die Kreuzproben gemacht für Routinefälle. Außerdem gibt es noch ein zusätzliches Gerät für Blutspenden. Da werden die Blutgruppen der Spender*innen bestimmt. Trotz fester Einteilung ist es nach Absprache möglich, die Plätze untereinander zu tauschen. Nur das Notfalllabor steht fest. Was die Arbeitszeiten angeht gibt es den klassischen Früh-, Spät- und Nachtdienst, der nachts Bereitschaft hat. 


> Welche Eigenschaften hältst du am wichtigsten, um als MTLA zu arbeiten?

Am wichtigsten ist eine Begeisterung für den Job. Wenn es einem keinen Spaß macht, kann man das nicht machen. Man sollte flexibel und belastbar unter Stress sein, einfach weil von einer Sekunde auf die andere alles passieren kann. Ruhe bewahren und bloß nichts verwechseln ist sehr wichtig. Man muss auf verschiedenste Situationen gefasst sein. 


> Wie hast du die Coronazeiten in deinem Beruf empfunden?

Es war echt anstrengend, sämtliche Labore sind auf dem Zahnfleisch gegangen. Die Corona-PCR wird von zwei Abteilungen gemacht und die massive Anzahl an Abstrichen war nicht mehr lustig. Nachtdienste wurden durchgepaukt. Wir haben 24/7 Corona gemacht – neben der Routine. So langsam hat sich die Lage zwar etwas beruhigt, aber das war wirklich eine harte Zeit. Darauf muss man auch gefasst sein. Manchmal ist es leider ein undankbarer Job, weil keiner weiß was und wie viele Leute hinter dieser Arbeit stecken. Bis das Ergebnis da ist, liegen ganz viele Wege dazwischen. Wie bei den Krankenpfleger*innen gibt es auch einen MTLA Mangel, aber wir versuchen es dennoch so gut zu stemmen, wie wir können. Das ist sowohl innerhalb als auch außerhalb des Krankenhauses der Fall. 


> Was sollten mehr Leute über den Beruf wissen?

Erstmal natürlich, dass es diesen Beruf gibt. Außerdem würde ich mir mehr Verständnis für die Leistung, die tagtäglich im Labor erbracht wird, wünschen. Insgesamt mehr Anerkennung innerhalb und außerhalb des Krankenhauses, denn eine Person ist nicht nur mit einer einzigen Sache beschäftigt, sondern genauso wie anderes Personal im Krankenhaus haben wir viele Dinge zeitgleich zu tun. 


> Welche Tipps hast du für angehende MTLAs?

Standhaft bleiben! Und vom Pflegepraktikum nicht abschrecken lassen – es sind anstrengende sechs Wochen, aber es lohnt sich! Von der großen Menge an Lernstoff nicht verunsichern lassen, sondern konstant dranbleiben! Besonders in Physik und Chemie immer zuhören (lacht).


 

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