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- Maren Hermerath
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- 27.04.2006
Ein Überblick über die Vorklinik: Das 3. Semester
Hier erfahrt ihr, was euch im dritten Semester eures Medizinstudiums an der Uni Bonn erwartet.
Anatomie - Der Präparierkurs
Das dritte Semester der Vorklinik steht vor allen Dingen im Zeichen des Präpkurses. Zwei mal pro Woche wird für 4 Stunden die Anatomie studiert. Dazu ist man jeweils zu zehnt einer Leiche zugeteilt. Zusätzlich kann man auch noch Mittwochs nachmittags für 3 Stunden zum "freien Präparieren" gehen. Hier kann man sich dann alle Strukturen noch einmal in Ruhe ansehen. Oder - was öfter der Fall ist - die Arbeit aufholen, die man bei den anderen Terminen nicht geschafft hat. Unter Zeitdruck ist man immer, denn circa alle drei Wochen ist Testat, und bis dahin muss die jeweilige Körperregion fertig präpariert sein.
Die Anatomietestate
In den Testaten kann man zwischen 0 und 3 Punkten (im Bauchsitus-Testat sogar 4) machen. Man darf während des gesamten Kurses nur 5 Punkte abgeben, wobei man in den letzten beiden (untere Extremität und Kopf) mindestens 4 von 6 machen muss. Die Testate sind jeweils mündlich und dauern pro Person ungefähr 10 Minuten. Nur das erste ist schriftlich und macht vielen Studenten einige Probleme. In den letzten Jahren war hier vorher der Stoff nicht wirklich definiert, sodass viele schon hier 3 Punkte ließen. Das motiviert natürlich nicht, aber man sollte sich davon nicht unterkriegen lassen, es haben schon einige auch auf diese Art bestanden. Das Gute an diesen vielen Prüfungen ist, dass danach am Abend immer eine Testatparty stattfindet. Das sind intime kleine Veranstaltungen, die man sich nicht entgehen lassen sollte, denn wer exzessiv lernt muss auch mal exzessiv feiern!
Biochemie - Teil 2
Neben der Anatomie, die ja neben den Veranstaltungen auch mit erheblichem Lernaufwand verbunden ist, gibt es im dritten Semester noch die Biochemie. Es findet alle 2 Wochen für 4 Stunden der zweite Teil des Praktikums (siehe 2. Semester) statt. Am Ende steht die zweite Klausur, deren Ergebnis mit der aus dem zweiten Semester und mit den mündlichen Praktikumstestaten verrechnet wird. Einen weiteren Biochemie-Schein stellt das Seminar dar, das im dritten Semester stattfindet. Jede Woche wird für 2 Stunden der gesamte Stoff noch einmal besprochen, und zwar in Form von Referaten. Diese Referate muss man bestehen, um zur Prüfung zugelassen zu werden. Die Prüfung ist ein mündliches Colloquium. Für ungefähr eine halbe Stunde wird man bei einem der Profs und PDs in die Mangel genommen. Dafür gibt es am Ende sogar eine Note. Das Colloquium ist für viele mit einer gewissen Angst verbunden. Es empfiehlt sich, sich bei der Fachschaft den "Löffel" (Sammlung alter Prüfungsprotokolle) für den jeweiligen Prüfer zu besorgen und danach zu lernen.
Integrierte Seminare - interessant!
Ein Seminar, in dem es zur Abwechslung keine Prüfung gibt, ist das Integrierte Seminar. Hier gibt's den Schein fürs Anwesendsein. Dieses lohnt sich allerdings. 1 mal die Woche werden hier für 2 Stunden bestimmte Krankheitsbilder vorgestellt. Dazu sprechen jeweils ein Anatom, Biochemiker oder Physiologe und ein Kliniker. Das ist interessant und so sieht man auch mal die praktische Anwendung der vielen Theorie, die man lernen muss. Diese Veranstaltung wird im vierten Semester noch intensiviert.
Physio - so nebenher
Das dritte große Fach der Vorklinik lernt man auch im dritten Semester kennen. Die Physiologie. Das Praktikum zieht sich über das dritte und vierte Semester. Mit 5 Stunden am Stück jede zweite Woche ein Mammutpraktikum, in dem am Ende die Konzentration schnell dahinschwindet. Das ist schade, denn interessant sind die Versuche allemal. Im Laufe der beiden Semester muss jeder Teilnehmer auch hier ein Referat halten. Zumindest die Veranstalter aus der Wilhelmstraße haben hier aber ausführliches Material zu jedem Thema, so dass man nicht lange suchen muss. Es werden 2 Klausuren geschrieben. Die erste nach dem dritten, die zweite nach dem vierten Semester. Es gibt jeweils 20 Fragen, von denen 12 richtig beantwortet werden müssen. Man kann allerdings auch in einer der beiden Klausuren weniger Punkte haben, solange man die Gesamtpunktzahl von 24 erreicht.
Ausschlafen?
... ist nicht! Jeden Vormittag sind von 8.00 bis 11.00 Uhr die Vorlesungen in Anatomie, Biochemie und Physiologie. Es empfiehlt sich, sie zu hören. Anatomie bei Prof. Schmidt ist sehr anschaulich. Biochemie wird von verschiedenen Profs gehalten, aber man weiß ja nicht, welcher einen im Colloquium erwartet. Die meisten fragen da zumindest ein bisschen aus ihrer Vorlesung. Auch die Physiologievorlesung trägt zum Verständnis bei.
Der Härtetest für Studierende
Der Terminplan ist also straff. Wer zu den Vorlesungen geht verlässt das Haus morgens im Dunkeln und kehrt abends nach den Praktika im Dunkeln zurück, nur um sich direkt an den Schreibtisch zu setzen und Anatomie zu büffeln. Nach dem Testat ist vor dem Testat! In den Weihnachtsferien paukt man dann Biochemie fürs Colloquium und Physio lernt sich auch nicht von selber. Kurz gesagt: nach dem dritten Semester ist man reif für die Insel. Aber zum Glück wird es im vierten Semester dann wesentlich lockerer!