- Bericht
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- Florian Recker und Silvia Wachs
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- 04.04.2014
Das Mentorenprogramm Vorklinik
Das Physikum ist oft die erste schwere Hürde im Studium. Um besser darauf vorbereitet zu sein, gibt es an der Uni Bonn nun einen neues Mentorenprogramm. Hier wird der klinische Bezug verdeutlich und somit die Fächer der Vorklinik schmackhaft gemacht.
Theoretisch ...
... beginnt alles mit dem Medizinstudium. So auch bei mir. Ich bin 28 Jahre alt und begann im Oktober 2013 mein Medizinstudium an der Universität Bonn. Eingenommen von Naturwissenschaften wie Chemie und Biologie, und beeindruckt von den Grundlagen der Anatomie, hörte ich vom „Mentorenprogramm“ an unserer Uni.
Was verbirgt sich dahinter?
Dieser Frage gehe ich nach und finde heraus, dass es sich um eine Art Tutorium für Studierende der vorklinischen Semester handelt. Kurzentschlossen melde ich mich bei der Fachschaft zu einem der Kurse an, der von Studenten für Studenten gemacht ist und einen besseren Einblick in die Praxis verspricht. Der Schlüssel zum Erfolg heißt Fallarbeit. Im Rahmen von einfachen klinischen Fällen, besprechen wir im Mentorenprogramm die Symptome der dargestellten Patienten und erarbeiten diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. Aufgrund ausgewählter Erkrankungen, wie zum Beispiel Nierensteinen, wird es uns Studierenden aus den vorklinischen Semestern ermöglicht, eigene Lösungsansätze zu entwickeln. Schnell merke ich, dass ich während des Mentorenprogramms die erlernten vorklinischen Grundlagen aus meinem Gedächtnis kramen kann und mir die praktische Umsetzung gelingt.
Praktisch ...
… sind die Mentoren jederzeit für mich da. Bei Fragen oder Problemen, die sich gerade am Anfang des Studiums ergeben, versuchen sie stets mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Verschiedene interdisziplinäre Fallbeispiele schaffen eine stetige Verbindung zwischen dem Stoff der Vorklinik und interessanten klinischen Aspekten. Das erzeugt einen großen Anreiz, gelerntes anzuwenden und zu vertiefen. Viele Teilnehmer berichten, dass ihnen das Programm und die Verknüpfung des Wissens großen Spaß bereitet.
Das Programm
Beim Mentorenprogramm der medizinischen Fakultät der Universität Bonn handelt es sich um ein fakultatives Angebot im Rahmen eines Peer-to-Peer-Teachings. Das Ziel ist, den Studierenden den oftmals schwierigen Einstieg ins Studium zu erleichtern. Zusätzlich werden von Anfang an interdisziplinäre Bezüge zwischen den vorklinischen und klinischen Fächern hergestellt. Dabei wird das Bewusstsein und das Interesse für die Fächer gefördert und ihre Relevanz verdeutlicht.
Die Mentoren
Die Mentoren sind Studierende des klinischen Studienabschnitts, die den Vorklinikern bei allen Fragen und Problemen zur Seite stehen. Im Vordergrund steht der Austausch eigener Erfahrungen, zum Beispiel wenn es um die Bücherauswahl oder verschiedene Fächer und Professoren geht. Die Motivation der jüngeren Kommilitonen wird gefördert, so dass alle Hürden des Studienalltags leicht zu überwinden sind. Der Mentor ist für seine Mentees jederzeit ansprechbar und erreichbar. Zusätzlich zu dieser helfenden Rolle bieten die Mentoren in den ersten beiden vorklinischen Semestern im Rhythmus von zwei Wochen, freiwillige Seminare in Kleingruppen an. In diesen Seminaren wird aktueller Lernstoff, in Anlehnung an das Curriculum der einzelnen Fächer, vertieft. Zusätzlich wird gelerntes mit Fallbeispielen aus dem klinischen Alltag verdeutlicht. Mit dem bereits erlangten Wissen und unter Zuhilfenahme von Fachtexten, sollen die Teilnehmer Einblicke in Krankheitsbilder erhalten und klinische Fälle lösen. Ziel der Seminare ist nicht, eine zusätzliche Nachhilfeplattform anzubieten. Vielmehr geht es darum, den Studierenden die Relevanz der vorklinischen Fächer im klinischen Kontext näher zu bringen. So wird automatisch auch die Motivation für die Vorklinik gesteigert. Das Konzept des Mentorenprogramms wurde an der Fakultät durch Hendrik Lapp, Florian Recker und Philipp Makowka ausgearbeitet und im Verlauf von allen Mentoren gemeinsam verbessert.
Der Praxistag
Des Weiteren findet im Semester ein Praxistag für die Studierenden statt. Hier werden Untersuchungstechniken, die zuvor im Seminar besprochen und erlernt wurden, praktisch geübt. Im ersten Semester testen die Teilnehmer Reflexe, untersuchen Herz, Lunge und Abdomen. Auch das Überprüfen der Stabilität und Beweglichkeit der großen Gelenke gehört dazu. Dieser Praxistag wird im zweiten vorklinischen Semester mit aufbauenden Themen weitergeführt. Am Ende des 4. Semesters können die Studierenden an einer Prüfungssimulation zur Vorbereitung auf das mündliche Physikum teilnehmen. Dabei achten die ausführenden Mentoren auf hohe Realitätsnähe. Jeweils drei Mentoren nehmen die Rolle der Prüfer ein und simulieren eine mündliche Physikumsprüfung.
Mein Fazit
Das Mentorenprogramm an der medizinischen Fakultät Bonn ist eine große Bereicherung für die Studenten des vorklinischen Abschnittes. Die Studierenden haben nicht nur einen Mentor als Ansprechpartner und Begleiter, sondern bekommen auch eine Plattform des interdisziplinären Wissensaustausches und somit auch einen Einblick in die klinische Anwendung der naturwissenschaftlichen Fächer.