• Interview
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  • Patricia Paul
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  • 16.04.2012

Forschungsaufenthalt in den USA

Dr. Márk Oláh hat an der Semmelweis-Universität Budapest Humanmedizin studiert. Anschließend war er Anatomie-Praktikumsleiter im Institut für Humanmorphologie und Entwicklungsbiologie. Nach seinem Ph.D-Abschluss ist Dr. Márk Oláh für einen Forschungsaufenthalt in die USA gezogen und erzählt im Interview von seiner Arbeit.

Foto: Dr. Márk Oláh

> Márk, wie sah dein bisheriger Werdegang als Mediziner aus?

Im Jahre 2002 habe ich das Medizinstudium abgeschlossen und trage seitdem den Titel "Doktor der Medizin". Im Anschluss an das Studium begann ich meine Arbeit als Internist. Da mich die endokrine Forschung sehr interessiert, wechselte ich dann in das Institut für Humanmorphologie und Entwicklungsbiologie. Dort fing ich unter der Leitung von Prof. György M. Nagy als PhD-Anwärter an. Der Inhalt meiner Arbeit beschäftigte sich mit den neuen physiologischen Regulationsmechanismen in Bezug auf die Prolaktin-Sekretion und Dopamin-Rezeptoren in der Hypophyse an in vivo- und in vitro-Modellen. Im Jahre 2011 verteidigte ich meine PhD-Arbeit und ging anschließend in die USA ans National Institutes of Health um Forschungserfahrung zu sammeln.

 

> Wie wurdest du auf das "National Institute of Health" (NIH) in den USA aufmerksam?

Es gibt ein sehr bekanntes Programm - in den USA heißt es "Post-doctoral Visiting Fellowship", in dem die Universitäts- bzw. Ph.D-Absolventen bis zu fünf Jahren nach Abschluss ihrer Arbeit bis zu fünf Jahre in den nationalen Gesundheits-Instituten arbeiten können. Ich persönlich wollte meine Forschung in der Endokrinologie fortführen und fand ein passendes Labor im Internet mit einem passenden Profil: Physiologische Regulation der Gen-Transkription im adrenergen Cortex während Stress. Nach ein paar Klicks war meine Bewerbung online verschickt und ein Skype-Interview folgte einige Zeit später.

 

> Mit welchen Aufgaben ist das NIH in den USA betraut?

Dieses Institut gehört zur amerikanischen Regierung und wird durch staatliche Gelder finanziert. Sie leiten verschiedene Forschungsprojekte in nahezu allen Feldern der Medizin sowie in lokalen Einrichtungen. Zudem unterstützt das Institut externe biomedizinische Forschungsgruppen innerhalb der Vereinigten Staaten und ihre Mitarbeiter im Ausland. Die Nationalbibliothek für Medizin befindet sich ebenso auf dem Haupt-Campus. Ich nenne ein Beispiel: Alle bekannten Gene, RNA und Proteinsequenzen von verschiedenen Spezies von Forschungspublikationen über die ganze Welt werden kategorisiert und in den Super-Computern von NLM gespeichert. Es existiert keine andere ähnliche Datenbank in der Welt.

 

> Wie gefällt dir das Arbeiten in den USA?

Die verfügbare Technologie ist dort wirklich der letzte Stand der Wissenschaft. Dies bedeutet, dass ich hier Technologien erlernen kann, die erst in einigen Jahren, Jahrzehnten oder womöglich gar nicht in meinem Heimatland verfügbar sein werden, da sie so teuer sind, Beispielsweise die zweite Generation der Sequenzierung. Es ist gut zu wissen, wer die Wettbewerber sind und wie wissenschaftlich gearbeitet wird. Ich lerne, wie ich korrekt meine Ergebnisse in Fachmagazinen veröffentliche. Die Geschwindigkeit von Arbeit und Leben ist hier viel höher und der Wettbewerb zeigt sich nicht nur in den Geschäften, sondern ebenso in den Laboratorien. Die Arbeit ist sehr gut organisiert und erscheint effektiver. Ich kann alles schnell und gut organisieren - per E-mail oder Telefon. Ich habe gelernt unabhängiger zu arbeiten und habe erkannt, wie wichtig es ist, Dinge im Voraus zu planen.

 

> Was genau sind deine Aufgaben am NIH?

Wie ich schon erwähnte, arbeite ich als Postdoc hier vor Ort. Das heißt, meine Aufgaben umfassen das Planen, Entwickeln und Ausführen der Experimente sowie das Präsentieren der Ergebnisse in einem wöchentlichen Labor-Meeting vor meinem Vorgesetzten. Zudem habe ich ein Auge auf die Studenten zu werfen. Ihre Fehler fallen in meinen Verantwortungsbereich.Zurzeit arbeite ich an genetischer Forschung. Zum Beispiel an der Messung der Gen-Aktivität der Zellen und Gewebe, ebenso an der Stimulation und Hemmung bestimmter Signal-Ketten in der Nebenniere. Außerdem studiere ich die transkriptionelle Regulation des Melanocortin Receptor Accessory Protein (MRAP). Dieses Protein reguliert die Informationskette von den Zelloberflächenrezeptoren zu den Genen der wichtigsten Stresshormone, ACTH in den adrenergen Cortex. Zudem spielt dieses Protein eine wichtige Rolle im Gehirn, in der Steuerung der Nahrungsaufnahme und des Appetits.

 

> Wie stellst du dir deinen weiteren Werdegang vor? Wirst du wieder nach Ungarn zurückkehren?

Wir haben ein sehr gut ausgestattetes Labor im Institut für Humanmorphologie und Entwicklungsbiologie an der Semmelweis-Universität. Dort würde ich gerne meine Forschungen so individuell wie möglich weiterführen. Die ungarische Regierung hat erkannt, wie wichtig es ist, Wissenschaftler in ihrem Heimatland zu halten und die Forschung auf hohem Niveau zu unterstützen. Die ungarische Regierung kann nicht mit den verfügbaren Quellen der US-Regierung konkurrieren, aber ich denke diese Anstrengungen sind nicht hoffnungslos. Ich hoffe, ich kann außerdem die nächste Generation von Forschern unterrichten und ihnen aufzeigen, was für eine wundervolle Sache es ist, Fragen an die Natur zu stellen, deren Antworten nicht immer mit unseren Erwartungen übereinstimmen.

 

> Welche Formalitäten muss man erledigen, um in den USA forschen zu dürfen?

Es ist kein schwieriger Papierkrieg. Ich benötigte ein J-1 Visa von der amerikanischen Botschaft in Budapest und musste eine Erlaubnis von meinem Institut und dem Dekan einholen. Alle Verwaltungsbeamten waren sehr nett und hilfsbereit im NIH.

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