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- Beyza Saritas
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- 28.02.2019
Tipps und Tricks für den Studienanfang
Neue Umgebung, Unsicherheit, Unwissenheit - für viele Studenten ist das erste Semester eins der Schwierigsten. War man aus der Schulzeit noch gewohnt, alles vorgegeben zu bekommen und dass der Stoff für Klausuren eingegrenzt wird, so wird man im Studium erst einmal mit der bitteren Realität konfrontiert: Eigenverantwortung. Denn wie du lernst oder ob du überhaupt lernst, interessiert niemanden mehr – du bist komplett auf dich allein gestellt. Hier meine Ratschläge, wie du das erste Semester ohne Schwierigkeiten meisterst.
Freunde finden leicht gemacht
12 Jahre Schulzeit sind lange genug, um sich einen festen Freundeskreis aufzubauen. Doch wenn das Abitur geschrieben und die Schulzeit abgeschlossen ist, verstreuen sich altbekannte Freunde im ganzen Land, treten ihr eigenes Studium an, verwirklichen ihre Träume. Natürlich heißt das nicht, dass mit dem Eintritt in das Studentenleben sämtliche Freundschaften ein Ende finden. Nichtsdestotrotz bleiben nach der Schulzeit oft nur noch die engsten und wichtigsten Freundschaften erhalten. Ehe man sich versieht, ist man schon Student und kennt keine Menschenseele im Studium. Und im Raum steht die große Frage: Was mache ich, wenn ich keinen Anschluss finde?
Ich kann dir versichern: Diese Sorge ist total unbegründet! Du wirst so viele verschiedene Kommilitonen haben, dass du auf jeden Fall jemanden auf deiner Wellenlänge findest. Oft bist du nämlich nicht alleine mit deinen Bedenken – jeder Student versucht anfangs, Anschluss zu finden. Wenn möglich, besuche Vorkurse, die deine Uni anbietet, da du dort erstmals mit deinen Kommilitonen in Kontakt kommst. Eine sehr gute Freundin habe ich unter anderem im Pflegepraktikum kennengelernt.
Wenn scheinbar alle besser sind als du
Da der Numerus Clausus im Studiengang Humanmedizin verglichen zu anderen Studiengängen besonders hoch ist, sitzen in deinem Jahrgang viele Studenten, die in ihrer Schulkarriere geglänzt haben und vermutlich zu den Besten in der Schule gehörten. Im Medizinstudium wird man dann plötzlich in einen Topf geworfen und muss feststellen, dass alles anders ist als in der Schule. Plötzlich ist man nicht mehr der gewohnte Überflieger, sondern bewegt sich vielleicht im soliden Mittelfeld. Auch, wenn wir vielleicht alle ein Top-Abitur hatten, sind unsere Ausgangsvoraussetzungen verschieden: Ich als ehemalige Schülerin des Deutsch- und Englischleistungskurses kann einem Schüler des Chemie- oder Physikleistungskurses im Studium schwer das Wasser reichen. Und das ist auch völlig in Ordnung – und führt direkt zum nächsten wichtigen Punkt.
Sich zu vergleichen ist Gift für die Seele
Kennst du noch aus der Schulzeit dieses Gefühl, das scheinbar jeder besser ist als du? Falls du über deinen Abiturdurchschnitt an einen Medizinstudienplatz gelangt bist, dann wohl eher nicht. Ich kannte es auch nicht, bis ich angefangen habe, Medizin zu studieren. Unbewusst hat sich jeder schon einmal mit seinen Kommilitonen verglichen – du nicht auch? Wenn ja, solltest du dein Mindset komplett umstrukturieren. Das Schlimmste, was du im ersten Semester oder allgemein im Studium machen kannst, ist dich zu vergleichen. Wir sind alle unterschiedliche Lerntypen und gehen mit dem Stress im Studium anders um. Was ich dir ans Herz lege: Lern in deinem Tempo, lass dich nicht verunsichern – geh einfach deinen eigenen Weg. Das Ziel ist der Arztberuf, aber der Weg dorthin wurde nicht in Stein gemeißelt. Vertrau auf die Fähigkeiten, die dich ins Studium gebracht haben; sie werden dich auch durch das Studium bringen. Nur weil du vielleicht mehr Zeit brauchst als andere, und öfter hinfällst, heißt das nicht, dass du ungeeignet für das Medizinstudium bist. Letztendlich gewinnt der, der sich wieder aufrafft und weitermacht.
Den richtigen Lerntyp finden
Im ersten Semester hat man oft das Gefühl, dass trotz ständigem Lernen die Masse an Stoff nicht weniger wird. Das kommt dadurch, dass man völlig falsch, oft orientiert an alten Schulstrategien, lernt. In der Schulzeit war der Stoff noch so überschaubar, dass man das Kleinste vom Kleinsten, jedes winzige Detail, gelernt hat. Im Medizinstudium kann man froh sein, wenn man überhaupt einen Überblick über die ganze Thematik bekommt. Die Zeiten, in denen man alles – oft auswendig – konnte, sind lange vorbei. Niemand muss mehr alles können, um zu bestehen. Die Fähigkeit, Informationen zu filtern, solltest du dir zügig aneignen, sonst läufst du Gefahr, vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen.
Die eigenen Erwartungen herunterschrauben
Bedingt durch den hohen Numerus Clausus des Medizinstudium kommst du oft nicht drum herum, sehr gute Leistungen in der Schule abzuliefern bzw. Stufenbester zu sein. Eine durchschnittliche Leistung war eine schlechte, eine Zwei beinahe der Weltuntergang. Im Studium kannst du natürlich weiterhin zu den Überfliegern gehören – du kannst aber auch einfach nur irgendwie bestehen. Auch wenn es anfangs befremdlich ist, eine Drei oder Vier zu schreiben, du gewöhnst dich schneller dran, als du glaubst. Für jede bessere Note musst du überdurchschnittlich viel lernen, als es für das Bestehen nötig wäre. Diese Entscheidung sei aber jedem selbst überlassen; wie alles im Leben ist das perfekte Maß wohl der Schlüssel zum Erfolg.
Gelassen bleiben
Du hast trotzdem das Gefühl, permanent hinterher zu hinken, und fast hinter einem Bücherstapel unterzugehen? Glaub mir: Du bist nicht allein. Vielen Kommilitonen geht es ähnlich – auch wenn der ein oder andere das nie zugeben würde. Oft hilft es, sich mit seinen Kommilitonen auszutauschen, über Sorgen zu reden, das Studium einfach Studium sein zu lassen. Vor dir haben es schon unzählige Leute geschafft, das Medizinstudium abzuschließen, die Abbrecherquote ist verglichen zu anderen Studiengängen verschwindend gering. Warum solltest du es nicht auch hinbekommen?
To put it in a nutshell, wie der Engländer so schön sagen würde: Überforderung ist, besonders im ersten Semester, keine Rarität. Und Prokrastination (die besonders dann ein großes Ausmaß annimmt, wenn man viel lernen muss) gehört ebenso zum Studium wie Stress. Hinfalllen und Aufstehen lautet die Devise – im Endeffekt zählt, trotz aller Hürden Ruhe zu bewahren und weiterzumachen.