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  • Beyza Saritas
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  • 19.05.2020

Home-Studium: Die Uni wird digital

Stay@home, Kontaktverbot, Maskenpflicht, Veranstaltungsabsagen – die Covid-19-Pandemie zwingt uns alle, unseren Alltag, wie wir ihn gewohnt sind, auf den Kopf zu stellen. Auch die Universitäten sind nicht immun gegen den Virus. Lokalredakteurin Beyza schildert in diesem Artikel, wie sich das Online-Studium an der Universität Düsseldorf gestaltet, und gibt Tipps, wie du trotz der Situation produktiv weiter studierst.

 

„Man könnte meinen, man ist in einem Film“

Ende des Wintersemesters, letzte Prüfungen, ruhige Semesterferien. Dann: Covid-19 – erst Epidemie, dann Pandemie. Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich das Ganze anfangs nicht sehr ernst genommen habe. Damit war ich vermutlich nicht alleine. Es gab wenige Infizierte in Wuhan, viele Vergleiche mit dem bekannten Influenza-Virus. Ich schwelgte mich also in Sicherheit. China? Ist doch weit weg; was soll schon passieren? Plötzlich: erster Fall in Deutschland. Langsam wurde die Lage ernst. Dann ging es rasend schnell: Schulen wurden geschlossen, dann Universitäten. Sogar die Grenzen Deutschlands. „Man könnte meinen, man ist in einem Film“, sagt einer meiner Kommilitonen, „das Schlimme ist, dass es sich um die Realität handelt.“

Hätte man mir vor drei Monaten gesagt, dass ich im Sommersemester von zu Hause aus studieren würde, hätte ich wohl gedacht, es handelt sich um einen Scherz. Deutschlands Universitäten – in drei Wochen digitalisiert, von 0 auf 100? Bis zu dem Zeitpunkt, an dem wirklich an diesem Konzept gearbeitet wurde, habe ich dies nicht für möglich gehalten. Resultat: Es hat wirklich geklappt – kleine Stolpersteine inklusive versteht sich.

Willkommen im digitalen Semester!

Wie funktioniert dieses „Home-Studium“? Das Medizinstudium, so theoretisch es manchmal doch ist, lebt doch von der Praxis? Seien wir ehrlich – natürlich merkt man hier und da, dass besonders praxisbezogene Studiengänge wie die Medizin, die Pharmazie oder die Chemie, unter der erzwungenen Speed-Digitalisierung leiden müssen. Auch wenn ich nur für meinen Studiengang sprechen kann, so muss ich doch zugeben, dass ich einige Dinge misse: Lungenfunktionstests in Physiologie-Seminaren selber durchführen, Bakterienkulturen im Mikrobiologie-Praktikum auszählen, Untersuchungstechniken im Famulaturreifekurs üben.

Nichtsdestotrotz gibt sich die Universität Düsseldorf Mühe, dass wir so wenig Verluste in diesen praxisbezogenen Kursen erleiden, wie nur möglich. Und wenn man keine Bakterien in einer echten Petrischale auszählen kann, dann tut man dies halt ausgehend von einem Bild. Für Untersuchungstechniken müssen dann manchmal die eigenen Familienmitglieder herhalten. Und Lungenfunktionstests schaut man sich auf digitalen Plattformen wie YouTube an. Das „Corona-Semester“ erfordert kreative Lösungen.


Face-to-face ist Vergangenheit

War man vor einigen Monaten noch gewohnt, für eine Vorlesung die Uni zu besuchen, so tut man dies derzeit virtuell – in Form von sogenannten Screencasts. Die Folien sind die altbekannten, ebenso die Professoren. Auch, wenn man diese nur noch hört, und nicht mehr sieht. Screencasts haben ihre Vor- und Nachteile. Kam man manchmal früher kaum mit, weil der Professor seinen Stoff herunterratterte, so kann man jetzt anhalten, so oft man will, um dem Stoff folgen zu können. Man kann sich Vorlesungen so oft anhören, wie man es für nötig hält. Dafür hat man aber keinen Professor, dem man in der Pause seine Fragen stellen kann.

Es gibt keine face-to-face Seminare mehr, in denen der Stoff vertieft werden kann. Dafür trifft man sich zu abgesprochener Zeit in einem Microsoft-Teams-Seminar, und versucht, den Stoff so gut es möglich ist, untereinander zu besprechen. Selbst wenn man sich erhofft, Kommilitonen und Seminarleiter zu sehen, so unterhält man sich die meiste Zeit mit einem Namenskürzel. Doch besser als ein „Null-Semester“, von dem man anfangs in den Nachrichten hörte, ist dies für die meisten Studenten allemal.

Wie lernt es sich angesichts der Lage produktiv?

Studieren von zu Hause birgt seine Tücken, da man abgesehen von einigen Pflichtseminaren kaum zeitlich gebunden ist. Man kann schlafen gehen und aufstehen, wann man will – schließlich muss keiner mehr um 8 Uhr cum tempore im Vorlesungssaal sein. Man könnte beinahe meinen, man befände sich in den Semesterferien. Dass man derzeit im Sommersemester studiert, gerät allzu schnell in Vergessenheit. Ebenso die Tatsache, dass trotz allem Klausuren geschrieben werden, und der Stoff hierfür gelernt werden muss. Doch wo bleibt die hierfür nötige Disziplin?

Plan your day!

Ich weiß, es klingt super vorbildlich und motiviert  – aber es kann dir nur helfen. Wenn du den ganzen Tag zu Hause bist, und deine Vorlesungen jederzeit anhören kannst, verleitet dich das meist dazu, den Lernstoff aufzuschieben. Erst um 10 Uhr aufstehen, weil man keine Vorlesung um 8 Uhr mehr hat? Klingt verlockend. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, auch im „Corona-Semester“ eine klare Tagesstruktur zu haben. Plane: Wann stehst du auf? Wann frühstückst du? Wann fängst du an zu Lernen? Wann nimmst du dir Zeit für andere Aktvitäten? Und wann machst du wirklich nichts mehr für die Uni?

Natürlich sollst du nicht jede Minute planen; nichtsdestotrotz kann es hilfreich sein, einen groben Leitfaden zu haben, an dem du dich orientieren kannst. Für solch eine Planung kann ich dir z.B. die App „iStudiez Pro empfehlen“, die ich auch schon vor dem „Home-Studium“ genutzt habe. Neben übersichtlichen To-do-Listen kannst du hier deinen individuellen Stundenplan zusammenstellen, sodass kein Online-Seminar in Vergessenheit gerät.


Zu Hause lernen leicht gemacht

Die meisten Studenten lernen zu Hause nicht so effektiv, wie sie es in der Uni tun. Da es aber derzeit nicht möglich ist, die heißgeliebte Bib zum Lernen aufzusuchen, ist es wichtig, dass du dir auch zu Hause einen Lernort schaffst. Lernen im Bett mag zwar für den ein oder anderen funktionieren, verleitet aber wohl doch einen Großteil der Studierenden dazu, ein kleines Nickerchen zu halten. Falls du einen Schreibtisch hast, solltest du diesen auch zum Lernen nutzen. Mach es dir gemütlich und schaffe dir eine gute Lernatmosphäre. Zu Hause lernen ist halb so schlimm, wenn die Snacks in Griffnähe stehen!

Sozialisieren – auf die andere Art

Besonders jetzt, wo man seine Freunde vermutlich kaum oder selten sieht, ist es wichtig, in Kontakt zu bleiben. Selbst, wenn man keine Zeit mehr zusammen in der Uni verbringt, sei es in Vorlesungen, Seminaren oder Praktika, so kannst du dich dennoch virtuell vernetzen. Zoom, Microsoft Teams und Skype bieten Möglichkeiten, um sich trotz der aktuellen Lage zu treffen – eben auf die andere Art. So kannst du nicht nur sozial aktiv sein, und dich mit deinen Uni-Freunden austauschen, sondern den gelernten Stoff der Online-Vorlesungen auch untereinander vertiefen.

Sieh es positiv!

Die derzeitige Lage ist für keinen von uns angenehm, und kaum jemand möchte wohl nicht so schnell wie möglich seinen normalen Alltag zurück. Dennoch sollte man auch das Gute sehen: die Covid-19-Pandemie hat dich bestimmt etwas schätzen lassen, dass du davor als selbstverständlich hingenommen hast. In diesem Sinne wünsche ich dir ein gesundes und erfolgreiches „Home-Studium“!

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