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- Eline Meijer
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- 26.09.2025
Meine Hausarztfamulatur in der Kinderheilkunde
Vier Wochen voller Erfahrungen, medizinischer Praxis und wertvoller Begegnungen – vom ersten Tag bis zu eigenen Untersuchungen und hilfreichen Tipps für den Umgang mit kleinen Patient*innen.

Auch wenn ihr in Düsseldorf das Physikum erst nach drei Studienjahren absolviert, dürft ihr bereits wie im Regelstudiengang nach vier Semestern mit den Famulaturen beginnen. Dafür müssen alle Studierenden am Ende des zweiten Patientenpraktikums, das in TB 7 stattfindet, das sogenannte MiniCEX bestehen. Hier prüft der*die Lehrärzt*in mittels einer Untersuchung, der Mini Clinical Examination, an einem beliebigen Patienten, ob der/die Studierende die Famulaturreife und die damit verbundenen Kompetenzen erlangt hat.
Dazu müssen die Themenblöcke eins bis sechs bestanden sein, um mit den Famulaturen beginnen zu dürfen. Bis zum zweiten Staatsexamen müssen alle Medizinstudierenden insgesamt 120 Tage Famulatur ableisten. Diese Zeit unterteilt sich in einen Monat ambulante Famulatur, einen Monat stationäre Famulatur, einen Monat Wahlfamulatur sowie einen Monat Hausarztfamulatur. Das Besondere hierbei ist, dass die Hausarztfamulatur auch beim allgemeinen Pädiater gemacht werden darf.
Ich habe mich dazu entschieden, meine Hausarztfamulatur beim Kinderarzt zu absolvieren, da ich durch die verschiedenen Patientenpraktika bei Hausärzten bereits einen guten Einblick in dieses Feld erlangen durfte und in zukünftigen Patientenpraktika noch neue Erfahrungen sammeln werde. Deshalb wollte ich die Zeit nutzen, in einen anderen Fachbereich hineinzuschnuppern. Jetzt kann ich euch versichern, dass Pädiatrie keinesfalls einfach „nur“ Allgemeinmedizin für kleine Menschen ist.
Bewerbung für meine Famulatur beim Pädiater
Beworben habe ich mich ein knappes halbes Jahr vorher ganz unkompliziert per Mail bei der Praxis meiner Wahl. Dazu muss ich ergänzen, dass auf der Homepage bereits stand, dass die Praxis gerne Wissen an Famulant*innen vermittelt und dass ich nicht ganz in der Nähe einer Uni die Famulatur gemacht habe. Deshalb war es wahrscheinlich einfacher den Platz zu bekommen. Es gibt aber im Internet auch gute Seiten, auf denen du geeignete Praxen finden kannst.
Mein Praxisalltag in einer pädiatrischen Praxis
Am ersten Tag ging es morgens um acht Uhr los. Nachdem mir die Räume gezeigt wurden und ich mich dem Team sowie der Ärztin vorgestellt hatte, bestand meine Aufgabe in den ersten Tagen hauptsächlich darin, mitzulaufen, um erstmal ein Gefühl für die Patient*innen und die Arbeitsabläufe zu bekommen. Ziemlich schnell wurde ich aber miteinbezogen, durfte die Säuglinge mitimpfen, Lungen und schnell schlagende Herzchen abhören, Geschwisterkinder ablenken, bei den U-Untersuchungen assistieren, beim Ultraschall zusehen und natürlich den so wichtigen Traubenzucker nach einer erfolgreichen Untersuchung verteilen.
Nach den ersten Tagen durfte ich immer mehr Aufgaben übernehmen und die Kinderkrankenschwestern und medizinischen Fachangestellten begannen, mich mit einem eigenen Otoskop zu den Akutfällen vorzuschicken, während die Ärztin noch bei einem anderen Kind war. So konnte ich mir in Ruhe die Beschwerden anschauen, eine Anamnese erheben und bereits untersuchen. Bevor die Ärztin dann hereinkam, habe ich ihr eine kurze Übergabe gemacht und sie wusste schon grob, was sie erwarten würde. Anschließend schauten wir uns das Kind gemeinsam an und ich konnte herausfinden, ob ich mit meinen Vermutungen richtig lag. Daneben konnte ich unter Anleitung Wunden verbinden und bei Sportuntersuchungen das Kind schonmal komplett durchchecken. Außerdem habe ich auch häufig den Mitarbeiterinnen über die Schulter geschaut und bei den Seh- und Hörtests sowie den Allergietests zugesehen und mitgeholfen.
Einprägsamer Fall: Erfolgreiche Behandlung einer obstruktiven Bronchitis
Besonders in Erinnerung ist mir ein Kind mit obstruktiver Bronchitis geblieben, das mit einer ziemlich schlechten Sauerstoffsättigung und einem schlappen Allgemeinzustand zu uns in die Praxis kam. Nachdem wir es auskultiert hatten und das typische exspiratorische Giemen hören konnten, gaben wir dem Kind in der Praxis Cortisonsaft und ließen es mit Salbutamol inhalieren. Einige Minuten später stieg die Sauerstoffsättigung und die Ärztin entschied, das Kind mit einem Behandlungsplan nach Hause zu entlassen und nicht einzuweisen. Am nächsten Tag kam die Familie wie verabredet zur Wiedervorstellung, um den Verlauf engmaschig zu kontrollieren. Diesmal lief das Kind wach und aufgeweckt durch die Praxis und war fast nicht wiederzuerkennen. Die Lunge hörte sich schon viel freier an und die Eltern waren ganz glücklich, dass sie es ohne Krankenhausaufenthalt in den Griff bekommen konnten.
Vielfalt der Pädiatrie: Vom Neugeborenen bis zum Teenager
Insgesamt ist mir aufgefallen, dass die Pädiatrie ein Fachbereich ist, der sehr breit gefächert ist. Ich habe in den vier Wochen Patient*innen gesehen, die zwischen einer Woche und achtzehn Jahre alt sind. Dadurch ergibt sich ein breites Spektrum an Behandlungsanlässen. Zusätzlich kommen viele gesunde Kinder zum Kinderarzt, um sich impfen zu lassen oder an den Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen. Ich habe das Gefühl, dass Ärztinnen und Ärzte in der Kinderheilkunde die Kinder wirklich begleiten können und so eine recht enge Arzt-Patientenbeziehung haben. Außerdem sind besonders bei den kleineren Kindern die Eltern mit dabei, die beraten werden möchten. Hier habe ich gelernt, dass man einerseits mit dem Kind auf Augenhöhe kommunizieren muss und gleichzeitig auf die Sorgen der Erziehungsberechtigten eingehen sollte. Grundsätzlich würde ich die Kinderheilkunde als ein sehr soziales und kommunikatives Fach beschreiben.
Jetzt, nach den vier Wochen, kann ich eine Famulatur beim Kinderarzt auf jeden Fall weiterempfehlen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, einen Einblick in diesen Fachbereich zu bekommen, ich konnte viel machen, viele Fragen stellen und dadurch ganz viel mitnehmen.
Anerkennung der Famulatur
Vergiss nicht, dir am letzten Tag die Bescheinigung ausfüllen und unterschreiben zu lassen, und im Anschluss dann das digitale Anerkennungsformular auszufüllen. Es gibt auch die Möglichkeit, über die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein eine finanzielle Förderung der Hausarztfamulatur zu beantragen. Grundsätzlich kann dies auch ein Facharzt sein, der in der Grundversorgung tätig ist, wozu die Kinderärzte ebenfalls zählen. Weitere Informationen hierzu findest du auf der Homepage der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.
Was ich gelernt habe – Tipps für den Praxisalltag mit Kindern
Als Tipps kann ich dir mit auf den Weg geben, dich am Anfang immer bei allen vorzustellen, damit das Team weiß, wer du bist und was sie von dir erwarten können. Außerdem fand ich es bei den schüchternen Kindern hilfreich, sich auf Augenhöhe zu begeben, sich also hinzuhocken, um weniger bedrohlich zu wirken. Zudem kann es helfen, das mitgebrachte Kuscheltier zuerst kurz zu untersuchen oder gemeinsam dem Elternteil in den Mund zu schauen, um die Kooperation zu stärken. Auch habe ich es als wichtig empfunden, immer offen mit dem Team zu kommunizieren, wenn ich mir unsicher bei etwas war. Bei mir waren ohne Ausnahme immer alle super hilfsbereit und haben mir gerne geholfen oder nochmal drüber geschaut.