• Bericht
  • |
  • Beyza Saritas
  • |
  • 18.09.2024

PJ-Tertial in der Dermatologie: Vier Monate Steroide?

Mein Praktisches Jahr neigt sich dem Ende zu, und die Zeit in der Dermatologie hat mir eine neue, faszinierende Perspektive auf dieses Fach eröffnet. Die Vielseitigkeit der Hautkrankheiten und die beeindruckenden Therapieerfolge fand ich besonders spannend.

 

 

Lange ist es still um mich und meine Artikel gewesen. Doch in den letzten Monaten habe ich so viel gelernt, dass es mir schwer fällt, dass alles in wenige Worte zu fassen. Mittlerweile färben sich die ersten Blätter herbstlich bunt, es wird morgens schneller dunkel und ich stehe am Ende meines Praktischen Jahres. Lest es nochmal. Ich stehe am Ende meines Praktischen Jahres! In einigen Tagen ist mein Medizinstudium quasi vorbei, wäre da nicht noch das dritte Staatsexamen, das bestanden werden muss. Aber dazu später mehr.

Nachdem ich mit der Inneren Medizin in mein Praktisches Jahr gestartet bin, ging es für mich Anfang März weiter mit meinem Wahltertial in der Dermatologie. Und was soll ich sagen: Nach vier Monaten in der Dermatologie fühle ich mich endlich wirklich angekommen in diesem Beruf. Vier Monate Steroide? Ich weiß, ich weiß: Um die Dermatologie ranken sich einige Gerüchte. Obwohl ich wirklich ohne Erwartungen in mein Wahltertial gestartet bin, muss ich sagen, dass ich dank meinem Wahlfach eine ganz andere Perspektive auf dieses facettenreiche Fach bekommen habe. 

Ich muss zugeben, dass Dermatologie leider ein Fach ist, das wirklich nicht genug Aufmerksamkeit im Studium bekommt. An der Heinrich-Heine-Universität jedenfalls wurde das Fach in ein Semester gequetscht, am Ende des 8. oder 9. Semesters gelehrt. Um ehrlich zu sein, war am Anfang meines PJ-Tertials auch nicht unbedingt viel Wissen aus meinen Vorlesungen übrig geblieben, sodass ich vieles nochmal auffrischen musste.<


So startete ich Anfang März in der Dermatologie und verbrachte die erste Zeit auf Station und in der Ambulanz. Hier sah ich alles von A wie Atopischer Dermatitis bis hin zu Z wie Zoster. Mein Bruder, der mit Medizin nichts zu tun hat, fragte mich eines Tages: „Wie schlimm müssen denn Hauterkrankungen überhaupt sein, damit man im Krankenhaus behandelt wird?“ Und ich kann ganz ehrlich sagen: Die Haut als größtes menschliches Organ sollte man wirklich nicht unterschätzen. Auch ich wusste vor meinem Dermatologie-Tertial nicht, wie stark ein Stevens-Johnson-Syndrom oder ein bullöses Pemphigoid in der Realität ausgeprägt sein können. Und obwohl tausende Hautkrankheiten bereits beschrieben sind, kommen immer noch neue Leiden in der Dermatologie hinzu. Es wird also nicht langweilig!

Auf der Station gefiel mir besonders, wie schnell sich teilweise Therapieerfolge auf der Haut der Patienten zeigten. Patient*innen mit Schuppenflechte, die mit Plaques übersät waren, konnten in einigen Tagen durch die wundersamen Hände der „Salbenschwester“ deutlich beschwerdegebessert entlassen werden. Und auch das Arzneimittelexanthem war nach einer Cortisonstoßtherapie wie verschwunden. Die therapeutischen Möglichkeiten sind wirklich unzählig und beinhalten u.a. zahlreiche Immuntherapien, verschiedenste Immunglobuline aber auch Methoden wie die extrakorporale Photopherese.

Generell wurde ich nicht nur als PJlerin, sondern als vollwertiges Teammitglied in den Ablauf integriert. Dies steigerte meinen Lernerfolg extrem und brachte auch eine gewisse Verantwortung mit sich. Ich durfte größtenteils eigenständig Patienten und Patientinnen von der Aufnahme bis zur Entlassung betreuen, entnahm kleinere Hautproben und beteiligte mich z.B. an Allergietestungen. 

Auch der Chefarzt meiner Klinik zeigte sich sehr engagiert am Lernerfolg seiner Assistenten und Assistentinnen und der PJler und PJlerinnen und rief uns bei spannenden Fällen sogar in sein Büro, um uns diese zu zeigen. Während der Visiten ließ er uns am Patientenfall stets an seinem Wissen teilhaben und sagte, dass ein guter Dermatologen und eine gute Dermatologin viele Patienten und Patientinnen gesehen haben muss. Es gilt: “Learning by seeing!”

Die letzten Wochen meines Tertials rotierte ich dann in den OP. Hier durfte ich den Operateuren von der Hautprobe bis zur komplizierten Lappenplastik über die Schultern schauen und unter Aufsicht z.B. auch die ein oder andere Spindelexzision durchführen.

Alles in allem hatte ich wirklich eine lehrreiche Zeit in einem kompetenten, jungen Ärzteteam und hätte mir wirklich kein besseres Dermatologie-Tertial vorstellen können. Die Zeit auf der Dermatologie habe ich in meinem chirurgischen Tertial definitiv vermisst!
 

Mein Studienort

Medizinstudenten berichten aus ihren Unistädten

Werde Lokalredakteur Die Unistädte auf Google Maps
Medizin im Ausland

Erfahrungsberichte und Tipps aus über 100 Ländern

Erfahrungsbericht schreiben Auslands-Infopakete
Cookie-Einstellungen