• Interview
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  • Beyza Saritas
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  • 22.03.2021

So läuft das Physikum in Düsseldorf ab

Für Lokalredakteurin Beyza steht im Herbst 2021 das erste Staatsexamen an. Für einen exklusiven Einblick in die gefürchtete Physikumsprüfung hat sie ihren Kommilitonen Philippos Philippou interviewt, der die Prüfung bereits hinter sich gebracht hat.

 

Philippos beim lernen mit den Thieme Endspurt Skripten. © Philippos Philippou

 

> Wie ist das Physikum in Düsseldorf aufgebaut?

Ich habe im Herbst 2020 Physikum gemacht. In Düsseldorf wird nach dem Modellstudiengang gelehrt, daher ist auch das Physikum anders als im Regelstudiengang aufgebaut. Der schriftliche Teil setzt sich aus allen Klausuren zusammen, die man bis zum 6. Semester geschrieben hat. Der mündliche Teil des Physikums erfolgt zusammen mit einer praktischen OSCE-Prüfung am Ende des 6. Semesters, zwei Semester später als im Regelstudiengang.

Das ist auch der Grund, warum wir im Modellstudiengang im mündlichen Physikum zusätzlich in einem vierten Fach geprüft werden. Wir werden per Los auf die Fächer Mikrobiologie, Pathologie und Pharmakologie aufgeteilt.

> Wie viel Vorbereitungszeit hattest du?

Für die Vorbereitung der drei fixen Fächer Biochemie, Anatomie, Physiologie und dem variablen vierten Fach hatte ich ca. 7 Wochen Zeit. Die Vorbereitungszeit hängt aber natürlich auch vom Datum der Prüfung ab; diejenigen die ihr Physikum im Frühjahr machen, haben meist 1-2 Wochen weniger Zeit für die Vorbereitung.

> Wie und mit welchen Materialien hast du dich vorbereitet?

Es gibt tatsächlich eine große Auswahl an Materialien, mit denen man für das Physikum lernen kann. Wichtig ist, dass man sich davon nicht beirren lässt und nicht mit zu vielen Materialien lernt. Ich habe größtenteils mit meinen Zusammenfassungen aus den alten Vorlesungen gelernt. Die Endspurt-Hefte vom Thieme Verlag waren oft mein Lebensretter, da man aufgrund der guten Strukturierung der Kapitel eigentlich kaum den Überblick verlieren kann!

> Hast du dich an einen Lernplan gehalten und wie bist du bei der Vorbereitung vorgegangen?

Viele orientieren sich an dem Amboss- oder Thieme-Physikumslernplan. Ich finde beide sehr praktisch, und habe mir daher einen eigenen Lernplan mit Hilfe von beiden erstellt. Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Wichtig ist, dass man sich an den Schreibtisch setzt und lernt. Ich war mit meinem Lernplan sehr flexibel: Beispielsweise habe ich, wenn ich z.B. für einen Tag die Physiologie des Herzens geplant hatte, aber an diesem Tag keine Lust auf das entsprechende Fach hatte, einfach etwas anderes gelernt. Man kommt zwar nicht darum herum, sich durch das ein oder andere Hassthema zu quälen, aber so konnte ich meine Motivation ganz gut aufrecht erhalten.

> Wie lief die mündliche Prüfung ab?

Im Modellstudiengang in Düsseldorf sitzen während der Prüfung zweier Kleingruppen je zwei der vier Dozenten in einem separaten Prüfungsraum. Die erste Kleingruppe, bestehend aus drei Studenten, wird zuerst von den ersten beiden Dozenten geprüft, während die andere Kleingruppe gleichzeitig von den anderen beiden Dozenten geprüft wird. Jedes Fach wird für 15, maximal 20 Minuten, geprüft.

Nach der ersten Prüfungsrunde haben alle ca. 15 Minuten Pause. Danach geht es weiter: Die beiden Kleingruppen tauschen ihre Dozenten aus und werden in den restlichen beiden Fächern geprüft. 

Die Prüfung dauert mit 4-5 Stunden relativ lang, weil jeder Studierende abwechselnd geprüft wird. Sitzen in dem einen Raum beispielsweise Dozierende für Biochemie und der Physiologie, werden alle drei Studierenden erst in Biochemie, dann abwechselnd in Physiologie geprüft. In dem anderen Raum beginnt man erneut in derselben Reihenfolge, nur mit den anderen beiden der vier Prüfungsfächer.

> Was hättest du rückblickend anders gemacht?

Ich hätte zum Ausgleich tatsächlich mehr Sport getrieben bzw. mich versucht, anderweitig abzulenken. Du darfst sich im Physikum nicht psychisch kaputt machen. Selbst 15-20 Minuten Bewegung pro Tag machen sehr viel aus, wenn du die ganze Zeit am Schreibtisch sitzt und lernst.

> Ist das Physikum machbar oder eine Zumutung?

Das Physikum ist, wie eigentlich jede Prüfung im Medizinstudium, machbar. Dadurch, dass es eine mündliche Prüfung ist, verläuft sie leider dennoch manchmal sehr subjektiv. Wer Prüferin oder Prüfer ist, kann ausschlaggebend sein, da manche durch den Ausschluss einiger Themen die Vorbereitung ein bisschen erleichtern.

Du solltest aber auch immer im Hinterkopf haben, dass für die meisten Dozenten ein Grundwissen über die meisten Themen genug ist. Wenn du in der Lage bist, diese einfach und verständlich zu erklären, hast du es meist verstanden. Dieses Grundverständis ist auch das, worauf die Prüfer Wert legen, denn sie wollen sehen, ob der Prüfling in die Klinik entlassen werden kann.

> Welche Rahmenbedingungen hätten dir den Physikumsstress erleichtert?

Das Physikum an sich ist für alle Mediziner eine stressige Zeit und könnte den Medizinstudierenden in Düsseldorf durch kleine Veränderungen deutlich erleichtert werden. Ein Beispiel wäre der Einladungsbrief zur Prüfung, in dem unsere Prüfer mitgeteilt werden. Die Briefe werden meist vier Wochen vor den Prüfungen verschickt; natürlich wäre die Vorbereitung für uns um einiges effektiver, wenn man schon früher Bescheid wüsste. Mehr Vorbereitungszeit wäre natürlich auch sehr hilfreich, denn 40 Tage für vier große Prüfungsfächer sind alles andere als realistisch.

> Wird nach dem Physikum wirklich alles besser?

Die Klinik ist auf jeden Fall besser! Klar, es handelt sich immer noch um ein Medizinstudium, dementsprechend musst du auch in der Klinik viel lernen. Die Fächer sind aber viel interessanter und die Vorlesungen machen mehr Spaß. Durch den zunehmenden Praxisanteil fühlt sich die Klinik viel berufsnäher an als die Vorklinik.

> Welchen Rat würdest du denen geben, die das Physikum noch vor sich haben?

Ich bin kein Physikumsexperte und was für mich funktioniert hat, muss nicht zwingend für alle funktionieren. Grundsätzlich sind eine gute Organisation und die Fähigkeit, einen kühlen Kopf zu bewahren der Schlüssel zu einer guten Physikumsvorbereitung. Der Lernstoff ist zweifelsohne enorm und die Vorbereitungszeit entsprechend kurz. Deswegen ist ein guter Lernplan das A und O.

Wichtig ist auch, dass man sich vor Augen führt, dass auch andere das Physikum vor einem schon geschafft haben. Der tägliche Kontakt zu meinen Kommiliton*innen in der Zeit des Physikums war extrem hilfreich, alleine weil man wusste, dass man diese stressige Zeit nicht alleine durchmacht.

Philippos berichtet auf Instagram @medphilipp über seinen Alltag als Medizinstudent. Schau doch gerne einmal vorbei!

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