Der Präparierkurs
Der Präparierkurs ist für viele Medizinstudenten das große Highlight in der Vorklinik, für manche auch im ganzen Studium. Über ihn wird unendlich viel erzählt, manche fürchten ihn und andere können es gar nicht abwarten endlich teilzunehmen. Viele Erwartungen und falsche Vorstellungen sind mit diesem Kurs verbunden.
Der Präpkurs ist sicher ein Höhepunkt. Es ist das erste Mal in der Vorklinik, dass man Kontakt mit einem Körper hat. Auch wenn er tot ist. Für viele ist es der erste Kontakt mit einem toten Menschen. Natürlich können Berichte und Fotos den Eindruck des Kurses niemals authentisch wiedergeben. Deswegen ist dieser Artikel nur als Einstimmung gedacht, seinen persönlichen Eindruck wird jeder im Kurs selbst bekommen.
Vorwort
In diesem Artikel versuche ich meine eigenen Eindrücke wiederzugeben. Jeder von euch wird andere Eindrücke und Ansichten bekommen. Ich erhebe auch gar keinen Anspruch darauf, den Kurs hier so wiedergeben zu können wie er wirklich ist. Außerdem habe ich den Kurs im WS 2000/01 absolviert, ich weiß also nicht mehr alle Einzelheiten. Daher bitte ich um Nachsicht.
Ich habe das Gefühl, dass hier ein kleines Vorwort angebracht ist. Schließlich geht es doch um etwas Besonderes. Mein Artikel besteht hauptsächlich aus Fotos, die während des Präpkurses entstanden sind. Ich habe mich bemüht, solche Fotos auszuwählen, die das Ambiente des Kurses wiederspiegeln und nicht die Körper zu sehr in den Vordergrund stellen. Ebenso wie im Kurs selbst sollten wir auch hier Respekt vor den Menschen zeigen, die ihre Körper uns Medizinstudenten zur Ausbildung gegeben haben.
Diese Fotos sind während des Wintersemesters 2001/02 entstanden. Ein Student wollte das Fortschreiten des Kurses dokumentieren und hat das mit Erlaubnis des Leiters der Anatomie machen dürfen. Herausgekommen ist am Ende des Semesters eine Fotoausstellung, die eine Zeit lang im Haus 27, im Gebäude der Anatomie zu sehen war.
Dank!
Mein Dank gilt Tobias Braun, der die Fotos gemacht und mir zur Verfügung gestellt hat, und Professor Korf, der ihm erlaubt hat während des Kurses zu fotografieren.
Fotos
"Ein Blick in den Präpsaal" - viele Studenten versammeln sich um ihre Tische. In der Regel präparieren um die acht bis zehn Leute gleichzeitig eine Leiche. So kann es schnell eng werden.
Professor Korf leitet den Präpkurs und unterrichtet auch selber eine Gruppe Studenten. Hier steht er am Präpariertisch und erklärt den Studenten die Anatomie des Oberarms.
Eine Gruppe Studierender präpiert die untere Extremität.
Das Präparieren einer Hand erfordert viel Feinarbeit. Nachdem die Haut abgelöst ist, werden die Muskeln, Sehnen, Arterien und Nerven dargestellt.
Nach den ersten Tagen und Wochen schwinden die Berührungsängste der meisten Studenten und die Präparation schreitet voran. Hier sieht man, dass der Körper bereits auf dem Bauch liegt und damit die Rückseite präpariert werden kann,
Erste Eindrücke
Unsere allererste praktische Anatomiestunde haben wir damals im großen Hörsaal begonnen. Professor Winckler hat uns auf den Kurs eingestimmt, dann haben wir uns Kittel angezogen und sind unserem jeweiligen Dozenten zugeteilt worden. Unser Dozent hat meine Gruppe mitsamt den Hiwis erst noch mal in einen Kursraum geführt, sich vorgestellt und uns den Ablauf des Kurses erläutert. Erst dann durften (mussten) wir raus in den Präpariersaal.
Jeder Gruppe waren zwei Leichen zugeteilt worden, wenn möglich einmal Frau und einmal Mann. "Unsere Leichen" sollten wir an diesem Tag zum ersten Mal zu sehen bekommen. Allerdings nur für ein paar Minuten, denn der erste Kurstag war nach all den Vorbesprechungen fast vorüber.
Ich selber gehörte zu denjenigen, die noch nie eine Leiche berührt hatten. Somit ist ein komisches Gefühl beim ersten Anblick ganz normal. Schlimmer fand ich es aber am folgenden Tag zum ersten Mal einen Hautschnitt zu machen. Manchen Kommilitonen ging es ähnlich, andere hatten kein besonders großes Problem damit und wiederum andere kostete es reichlich Überwindung.
Diese Gefühle verloren sich nach kurzer Zeit, das Außergewöhnliche dieses Kurses wurde schnell als "normal" empfunden und recht schnell gewöhnte man sich an die neue Umgebung und Aufgabe. Vor allem weil die Leiche, der Präpkurs und die Anatomie während dieses Kurses in den Lebensmittelpunkt rückt. Dies geschieht nicht immer freiwillig, denn um die Testate im Kurs zu bestehen, musste man sich täglich mit dem Lernen der Anatomie beschäftigen.
Lernen, lernen, lernen...
Das könnte das Motto des Kurses sein. Lernen. Wenn man ein Lehrbuch der Anatomie in die Hand nimmt und mal die Seitenzahlen durchblättert, dann kann man eine Idee bekommen wie viel man in diesem Kurs lernen muss. Zu meiner Zeit wurde der ganze Kurs in einem Semester durchgezogen, heute ist das meines Wissens nach anders (und besser wie ich finde). In zwei Semester werden die Studenten nun durch die Anatomie geführt.
Prüfungen gibt es in Form von mündlichen Testaten zum jeweiligen Themengebiet. Untere und obere Extremität, Situs, Kopf plus Hals und ZNS. Am Ende des Kurses muss man alle Testate bestanden haben und regelmäßig anwesend gewesen sein, dann bekommt man seinen Schein in der makroskopischen Anatomie.
Wie gesagt, ich war vor einiger Zeit in dem Kurs, nach der neuen Approbationsordnung soll es benotete Scheine geben, wie die Prüfungen da aufgebaut werden weiß ich nicht.
...und durchhalten!
Bei dem ganzen Lernen bleibt vieles auf der Strecke, der Kurs fordert sehr viel von allen Studenten. So wundert es nicht, wenn einige Kommolitonen den Präpkurs abbrechen. Wahrscheinlich fragt man sich selbst auch oft, warum und wozu. Außerdem bekommt man leicht Zweifel an sich, ob man all den Stoff lernen kann. Auch Prüfungsängste können sich einstellen. Bedenkt dabei immer, dass trotzdem schon so viele diesen Kurs trotz aller Hürden und Zweifel bestanden haben!
Deswegen an alle, die den Kurs noch vor sich haben: Durchhalten, viel Erfolg aber auch viel Spaß im Präpkurs!