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- Luise Eberlein
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- 03.04.2023
Blockpraktikum Psychosomatik
Luise hat ihr Blockpraktikum in Psychosomatik im schönen Bad Pyrmont gemacht. Hier berichtet sie von Gruppensitzungen, Sportprogramm und Freizeitaktivitäten.
Das 7. Semester steht in Gießen fast vollständig im Zeichen der Inneren Medizin. Doch auch die Fächer Psychiatrie, Palliativmedizin und Psychosomatik sind auf dem Stundenplan zu finden.
Um eines dieser Fächer soll es heute gehen, nämlich um den Fachbereich Psychosomatik und Psychotherapie. Im 7. Semester gibt es dazu eine 1-stündige Vorlesung pro Woche. Themen dieser Vorlesung sind unter anderem Depressionen, Essstörungen wie Anorexia nervosa und Bulimie und PTSD (Posttraumatisches Belastungssyndrom). Zusätzlich gibt es auch ein Praktikum in der Psychosomatik, hier werden die Themen der Vorlesung, teilweise mit Schauspielpatientinnen und -patienten und echten Patientinnen und Patienten aus der Klinik vertieft. Dieses Praktikum findet einmal in der Woche für 3 Stunden statt. Alternativ kannst du dich aber auch für ein Blockpraktikum in den Semesterferien anmelden und hoffen, dass du einen Platz zugelost bekommst.
Aktuell stehen für dieses Praktikum drei Kliniken zu unterschiedlichen Zeitpunkten zur Verfügung. Die Kliniken befinden sich in Bad Wildungen, Bad Arolsen und in Bad Pyrmont. In allen Kliniken wird die Unterkunft und teilweise auch die Verpflegung gestellt. Da ich von Studierenden aus höheren Semestern bis jetzt nur sehr positives über das Praktikum in Bad Pyrmont gehört habe und dieses Praktikum auch das einzige war, das zu einem für mich passenden Zeitpunkt stattgefunden hat, habe ich mich für diese Klinik eingetragen und letztendlich auch einen Platz zugelost bekommen.
Am Sonntag, ca. 1 Woche nach den Klausuren, ging es dann los Richtung Niedersachsen. Mit dem Auto braucht man ca. 3 Stunden nach Bad Pyrmont, mit dem Zug etwa eine Stunde länger. Sonntag Nachmittag um 14 Uhr bin ich mit dem ICE nach Hannover gefahren und von dort aus nochmal ca. eine Stunde mit der S-Bahn nach Bad Pyrmont. Zu Fuß ist der Weg zum Hotel, gerade auch mit etwas mehr Gepäck, etwas zu weit, sodass es sich lohnt, vom Bahnhof aus ein Taxi zu nehmen. Für die ca. 6 Minuten Fahrt zahlt man aber auch 13 €.
Von der Klinik aus wurde uns eine Unterkunft organisiert, hier mussten wir uns um nichts weiter kümmern und auch nichts bezahlen. Sonntag Abend war die Begrüßung im Hotel sehr freundlich. Wir sind dann gemeinsam zum Abendessen in das Zentrum von Bad Pyrmont gestartet. Nach einem Fußmarsch von ca. 5-10 Minuten ist man dann auch mitten in der Fußgängerzone, hier war der Berliner Döner am leckersten. Zum Frühstück waren wir auch jeden Tag im Hotel sehr gut versorgt und konnten gestärkt in den Tag starten.
Am Montag Morgen sind wir dann gesammelt um 7:50 Uhr Richtung Klinik aufgebrochen. Selbst ein paar Minuten später hätten vollkommen gereicht, denn der Fußweg ist kürzer als 3 Minuten. In der Klinik wurden wir am Empfang vom leitenden Psychologen abgeholt und hatten dann in einem Besprechungsraum unsere Einführungsveranstaltung. Wir wurden hier in die verschiedenen Teams aufgeteilt und anschließend von unseren jeweiligen Co-Therapeuteninnen und -Therapeuten abgeholt und mit in die Team-Räume begleitet.
In unseren Teams sind wir dann über die Woche verteilt bei verschiedenen Therapieeinheiten mitgelaufen. Jeder von uns war bei einer Gruppensitzung Problemlösung und Training Sozialer Fertigkeiten. In der Problemlösegruppe soll ein/e Patient*in ein Problem aus dem eigenen Leben erzählen, das gemeinsam in der Gruppe betrachtet und bearbeitet wird. Der/die Patient*in stellt zunächst das Problem vor und die anderen dürfen Fragen stellen. Im Anschluss wird das Problem von vier Seiten betrachtet: Welches Gefühl ist vorhanden, welche Gedanken treten in der Problemsituation auf, wie verhält man sich dann und was macht das mit dem Körper. Anschließend werden eins oder mehrere Ziele definiert und eine Lösungsstrategie erarbeitet. Auch wenn pro Stunde nur ein/e Patient*in eine Problemdarstellung durchführen kann, können die Mitpatienteninnen und -patienten meist mit davon lernen, da sich viele Probleme überschneiden oder zumindest ähnlich sind.
Diese Strategie wird auch in den Gruppensitzungen zum Training sozialer Fertigkeiten genutzt. Anhand von „mitgebrachten“ Situationen versucht man bestimmte Dinge zu üben, wie bspw. Nein zu sagen (zum Übernehmen weiterer Aufgaben) oder wie man in Konfliktsituationen reagiert. Das Gelernte wird hierbei in Rollenspielen gefestigt.
Neben diesen Gruppensitzungen hat man nach Absprache mit den Psychotherapeuteninnen und -therapeuten auch die Möglichkeit, mit zu den Einzelgesprächen, bspw. zu einer Neuaufnahme mitzugehen. Wem das zwischendurch zu viel Gerede wird, kann auch in die vielen Sportprogramme reinschauen wie Bogenschießen, Yoga, TaiChi und Qigong. Außerdem durften wir auch in der Ergotherapie bspw. beim meditativen Malen oder in der Specksteinwerkstatt selber mitmachen.
Wer jetzt denkt, bei so viel Programm bleibt ja gar keine Freizeit mehr - falsch gedacht! Mittags hatten wir immer Zeit für eine ausgedehnte Mittagspause, das Mittagessen in der Klinik war für uns kostenlos. Am Nachmittag haben wir uns meistens noch als Gruppe zusammen verabredet. So waren wir am Montag zusammen im Kino in Bad Pyrmont. Den Dienstag haben wir genutzt, um zusammen die Bombergallee vorbei an einer alten Rehaklinik den Berg hoch zum Spelunkenturm zu laufen. Es empfiehlt sich, festes, rutschfestes Schuhwerk dafür einzupacken. Am Mittwochabend haben in der Klinik die TaiChi Kurse stattgefunden, an denen wir in Gruppen aufgeteilt mitgemacht haben. Zum Abschluss der Woche sind dann einige von uns auch in die Therme vor Ort gegangen und haben so die Zeit entspannt ausklingen lassen. Wenn du besonders viel Zeit hast oder gerne mal einen Spaziergang machen möchtest, sei dir auch unbedingt der Kurpark ans Herz gelegt, in dem du sehr gut deine Zeit verbringen kannst.