• Bericht
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  • Luise Eberlein
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  • 27.04.2022

Meine erste Famulatur

In den vergangenen Semesterferien stand für Luise die erste Famulatur an. Eigentlich wollte sie in die hausärztlichen Versorgung, ist aber stattdessen in einer ambulanten gynäkologischen Praxis gelandet. Was sie dort erlebt und mitgenommen hat, berichtet sie hier.

 

 

Wenn du in Gießen im Wintersemester anfängst, hast du nach dem 5. Semester für die erste Famulatur leider relativ wenig Zeit. In diesen ersten Semesterferien musst du eine Woche Blockpraktikum in der Inneren Medizin absolvieren. Ich habe erst in der zweiten Woche einen Platz bekommen, so wurde die übrige Zeit für eine Famulatur ganz schön knapp. Es blieben nur noch genau vier Wochen übrig, also 2 Tage zu wenig. In Hessen können wir aber zum Glück eine Famulatur splitten - und das habe ich auch für mich genutzt.

Ich interessiere mich ja sehr für Chirurgie und überlege, später in einem chirurgischen Fachgebiet die Weiterbildung zu machen. Meine erste Famulatur wollte ich jedoch nicht in der Klinik machen, hauptsächlich weil ich finde, dass ich dafür bis jetzt zu wenig gelernt habe. Gerade in der Klinik kann es schnell stressig werden und die Betreuung auch mal schlechter ausfallen. Prinzipiell wollte ich gerne mit der Hausarztfamulatur starten, hier kann man gerade am Anfang gut überall hineinschnuppern und einen Überblick bekommen. Außerdem kann ich mir aktuell nicht vorstellen, mich als Hausärztin niederzulassen.

Da die Famulatur in der Hausärztlichen Versorgung zu den Pflichtfamulaturen gehört, würde ich sie gerne so schnell wie möglich hinter mich bringen. Diese vier Wochen sind sind verpflichtend und werden in Hessen von der KV Hessen mit ca. 600 € gefördert, wenn man sie am Stück macht. Daher wollte ich meine Hausarztfamulatur natürlich nicht splitten und stand somit wieder komplett am Anfang meiner Planung. 

Um die Semesterferien nicht völlig ohne Famulatur zu verbringen, musste ich mir einen Kompromiss überlegen. Zum Glück hatte ich durch Bekannte die Möglichkeit, bei einer niedergelassenen Frauenärztin auf Sylt zu famulieren. Von mir selbst aus hätte ich mich wahrscheinlich nie direkt auf diesen Famulaturplatz beworben, da niedergelassene Gynäkologie nicht wirklich auf meiner Wunschliste steht. Aber da ich die Fachrichtung auch nicht ganz uninteressant finde, wollte ich die 2 Wochen nutzen, um hier mal reinzuschnuppern. 

Vor Beginn der Famulatur besprach ich telefonisch mit der betreuenden Ärztin das Wichtigste, z.B. wann ich am ersten Tag da sein und was ich mitbringen soll. Einen Lebenslauf oder Ähnliches brauchte ich nicht. Mitbringen sollte ich nur weiße Kleidung, saubere Schuhe und meinen Impfpass. Mehr habe ich auch tatsächlich nicht gebraucht, allerdings hatte ich zusätzlich noch ein kleines Notizbuch dabei (Tipp von mir: Schau bei "Action", die haben echt süße in A5 Format).

Praktisch habe ich nicht viel selbst gemacht. Während der Famulatur habe ich hauptsächlich zugehört und  zugeschaut, wie die Ärztin arbeitet. Wie du dir sicherlich denken kannst, bestand der Alltag aus vielen Krebsvorsorgeuntersuchungen. Nachdem die Patientinnen immer gefragt wurden, ob es in Ordnung sei, wenn ich im Raum bleibe und bei den Untersuchungen dabei bin, erklärte mir die Ärztin alle Ergebnisse, die wir bei den Abstrichen oder im Ultraschall sehen konnten. Bald fragte sie mich dann, ob das, was wir sehen, ein Normalbefund ist, etwas ungewöhnlich, aber harmlos ist oder pathologisch und ich musste dann selbst entscheiden. 

In den zwei Wochen konnte ich außerdem noch selbstständig einen Schwangerschaftsultraschall durchführen und bei der Krebsvorsorge zum Beispiel das Abtasten der Brust übernehmen. Zum Ende hin konnte ich auch bei einigen Gesprächen und Therapieentscheidungen eigene Ideen mit einbringen. 

Generell konnte ich durch die Famulatur einen sehr großen Einblick in die Arbeit als ambulant tätige Ärztin gewinnen und auch in die Besonderheiten, die eine Praxis auf Sylt mit sich bringt. Viel weiterführende Diagnostik muss auf dem Festland durchgeführt werden. Je nach Untersuchung kann einen das auch ganz schnell nach Hamburg führen und mit einer mindestens drei Stunden langen Fahrt verbunden sein. Gerade für ältere Patientinnen ist das ein großes Problem. 

Vor mehreren Jahren wurde in der Nordseeklinik auch der Kreißsaal geschlossen. Zwar ist bei Notfällen eine Grundausstattung, sowie die ständige Bereitschaft zwei weiterer Gynäkolog*innen gegeben, dennoch sollen die Frauen vor der Entbindung die Insel verlassen und entweder in Flensburg, Husum oder Hamburg entbinden. Für viele erstmal ein kleiner Schock, kurz vor der Geburt noch einmal die Umgebung wechseln zu müssen und an einem neuen Ort unterzukommen. 

Mein absolut schönster Moment in dieser Famulatur war wohl, als wir eine Frühschwangerschaft feststellen konnten und die ersten Bewegungen und Regungen des Embryos auf dem Ultraschallgerät sehen konnten. 
 
Zum Ende dieses Berichts möchte ich noch die wichtigste Sache mit euch teilen, die ich habe lernen können: Vielleicht kennst du das Gefühl, wenn du zur alljährlichen Untersuchung zum Frauenarzt gehst und der Termin für dich mit einem Schamgefühl verbunden ist. Als behandelnde Ärztin den Patientinnen ein sicheres und geborgenes Gefühl zu geben, erleichtert die Untersuchung immens. Ein großer Hinweis der Gynäkologin war, immer positive Wörter zu verwenden. Gerade bei der Untersuchung mit Ultraschall der Gebärmutter und den Ovarien, wo ein Laie meistens kaum etwas erkennen kann, hat es die Frauen immer wieder ungemein beruhigt, zu hören, wie schön und gut der Uterus aussieht bzw. die Eierstöcke. Gerade weil es nochmal die inneren Geschlechtsorgane betrifft, waren viele Patientinnen froh über solche positiven Aussagen und gingen am Ende mit einem Lächeln aus der Sprechstunde. 
 

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