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  • Ugai Omar
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  • 11.03.2021

Studieren in vollen Zügen

Nicht alle Studierenden leben in der Stadt, in der sie studieren. Manche fahren täglich zur Uni, quer durch Deutschland – und landen wie ich in vollen Zügen.

 

Pendeln – ein Phänomen, das zahlreiche Studierende täglich begleitet. Gründe dafür gibt es viele: die gemeinsame Wohnung mit der großen Liebe in einer anderen Stadt,  die fehlende Wohnung in der Unistadt, oder einfach keine Lust, aus dem Heimatort wegzuziehen. Mein Grund ist der letzte und ich pendle mit dem Zug seit fünf Semestern täglich zur Uni von Kassel nach Göttingen, 50km etwa, zwischen zwei Bundesländern.

Morgens um 8 Uhr: die erste Vorlesung. Gehe ich hin? Eigentlich bin ich ja keine Vorlesungsgängerin, aber zu Beginn des Semesters sollte ich das tun. Für mich bedeutet das konkret, um fünf Uhr aufzustehen. Also um kurz vor 6 Uhr aus dem Haus zu gehen und dann zwei Stunden zur Uni zu fahren. Erst mit der Straßenbahn zum Bahnhof, von da nach Göttingen und bis zur Klinik mit dem Bus. Wenn alles gut läuft, bin ich schon um 7:48 Uhr da, sogar zu früh. Wenn nicht, dann bin ich die Studentin, die zu spät kommt und merkwürdig angeguckt wird, weil sie ja sicherlich verschlafen hat. Dass ich seit fünf wach bin, wissen die wenigsten.

Besonders bei Pflichtveranstaltungen muss ich pünktlich sein und nach dem ich einmal um 8:05 Uhr, statt um 8 Uhr da war und der Dozent meinte, ich solle das nächste Mal pünktlich erscheinen, bin ich schon eine Stunde eher da. Bei Klausuren bin ich in der Regel immer die Erste, schon über eine Stunde eher wartend vor dem Hörsaal. Und natürlich müde, nach einer schlaflosen Nacht vor lauter Angst, den Zug zu verpassen. In dem Moment regelt das Adrenalin aber die Müdigkeit.

Für viele ist das Pendeln unverständlich und auch unvorstellbar. Für mich gehört es zum Alltag und mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Mit den folgenden sechs Tipps überlebst auch du das Pendeln:

1.    Aller Anfang ist schwer

Gerade am Anfang braucht es seine Eingewöhnungszeit und es kommt einem unheimlich anstrengend vor, aber spätestens nach dem ersten Semester hast du dich ans Pendeln gewöhnt.

2.     Zugzeit ist Lebenszeit – also Lernzeit

Täglich vier Stunden Hin- und Rückfahrt wären bei mir eine ziemliche Zeitverschwendung, wenn ich nur aus dem Fenster starren würde. Deshalb nutze ich die Zugfahrt als Lernzeit oder Lesezeit. Und da das Schleppen der Bücher auf Dauer nicht möglich ist, lerne ich so gut wie nur noch digital und nutze dafür die Campuslizenzen.

3.     Freunden Bescheid sagen

Es ist wichtig, dass deine Freuden das Wissen, um für dich mal etwas abholen zu können oder dir mal einen Platz frei zu halten.

4.    Nutze deine Heimatbibliothek

In den Semesterferien oder an Wochenenden kannst du in deiner Heimatbibliothek lernen und wenn du Glück hast, gibt es dort sogar die Bücher, die du brauchst.

5.    Gib deinen Dozenten Bescheid

Manche Dozenten haben Verständnis dafür, wenn du drei Minuten eher gehen musst, um den Zug noch zu bekommen. Sprich es am besten am Anfang der Veranstaltung gleich an.

6.    Vertraue nicht den Zügen

Nicht selten fällt ein Zug aus oder verspätet sich, deshalb ist es wichtig, ständig die Zugverbindung online zu überprüfen. Vor Prüfungen empfiehlt es sich früher loszufahren, bei Freunden zu übernachten oder wenn möglich, mit dem Auto zu fahren.

Natürlich ist man insgesamt unflexibel, nicht selten gestresst und hat das Gefühl, keine Zeit zu haben. Aber dafür kann man die Zeit im Zug nutzen – vorausgesetzt man hat ein gutes Zeitmanagement – und manchmal lohnt es sich nun mal, all das auf sich zunehmen.
Für mich ist es auch eine gute Trennung zwischen dem Studium und dem Privatleben.

Und natürlich fühlt es sich auch manchmal so an, als wäre man immer auf dem Weg, nie irgendwo richtig angekommen, aber trotz allem genieße ich mein Studentenleben in vollen Zügen.


Momentan sieht der Alltag anders aus, denn Corona-bedingt finden die Veranstaltungen in Präsenz nicht mehr statt und sogar bei denjenigen, die der Meinung waren „ich finde noch keine passende Wohnung, das wird erstmal so funktionieren“ , funktioniert es wohl noch – gelegentlich auch in vollen Zügen.
Pendeln sollte man sich gut überlegen, unmöglich ist es aber nicht. Und zu Zeiten von Corona überwiegen wahrscheinlich die Vorteile.

 

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