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  • Paul Gibiser
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  • 26.02.2014
  • Studenten üben im CSC - Foto: MED UNI GRAZ

    Im CSC üben Medizinstudenten Notfallsituationen - Foto: MED UNI GRAZ

     

Das Clinical Skills Center an der Uni Graz

Für viele Medizinstudenten ist die erste Famulatur ein Sprung ins kalte Wasser. Denn auch wenn das theoretische Wissen meist vorhanden ist – praktische Fähigkeiten haben die meisten noch nicht verinnerlicht. Das will die Uni Graz ändern: Im Clinical Skills Center lernen Studierende medizinische Fertigkeiten für den Klinikalltag. Unser Lokalredakteur Paul erzählt euch, wie der Kurs abläuft.

Das Clinical Skills Center (CSC) besteht aus mehreren Lehrveranstaltungsräumen, die wir Studierenden nutzen können, um praktische Dinge, wie z.B. das Legen einer Venenverweilkanüle oder das richtige Defibrillieren zu üben. Momentan befinden sich auf dem Gelände des Universitätsklinikums zwei Containeranlagen und im ZMF Gebäude (Zentrum für Medizinische Grundlagenforschung) ein Übungsraum inklusive einer Ausstattung, die keine Wünsche offen lässt.

Die Famulaturlizenz

Jeder Medizinstudierende wird zu Beginn des Studiums automatisch zu der Lehrveranstaltung Famulaturlizenz angemeldet und absolviert sie im 1. oder 2. Semester. Diese Lizenz ist notwendig, damit die Famulaturen während des Studiums angerechnet werden.  Zusätzlich muss man den 1. Studienabschnitt absolviert haben. Die Idee hinter der Famulaturlizenz ist, uns Studierende auf bestimmte Situationen im Krankenhaus vorzubereiten. Denn in der Theorie sind wir meistens fit, aber sobald es praktisch zur Sache geht, wissen viele von uns nicht, was zu tun ist. Und genau das soll diese Lehrveranstaltung ändern.

Was lernt man dort?

Zunächst einmal wird jeder in eine Gruppe zu sechs Personen unterteilt, sodass auch wirklich jeder die Möglichkeit zum Üben hat und in das Geschehen integriert wird. Die Veranstaltung selbst umfasst vier Teile:  

1. Medical Skill I (MSI) 
2. Medical Skills II (MSII)
3. Surgical Skills
4. Emergency Skills    

Bevor wir aber zur jeweiligen Einheit zugelassen wurden, mussten wir uns mit dem sogenannten "Learner's Manual" vorbereiten. Dabei handelt es sich um eine PDF-Datei mit Fragen, die wir ausarbeiten mussten und die am Beginn jeder Einheit geprüft wurden. Die Fragen werden mit dem "Grazer Skills Guide" ausgearbeitet. Das ist eine fast 500 Seiten umfassende Datei, die u.a. sämtliche vorausgesetzte ärztliche Fertigkeiten beinhaltet.

Die einzelnen Einheiten bauen aufeinander auf, d.h. das Vorwissen von Medical Skills I ist auch für Medical Skills II notwendig.  

 

Medical Skills I

Bei den Medical Skills I beschäftigten wir uns mit der richtigen Anamneseerhebung, der grundlegenden Anatomie des Herzens, Blutabnahmen mit verschiedenen Systemen und vielem mehr. Auch das Legen einer Venenverweilkanüle und die Blutzuckerentnahme wurden geübt. Für das Blutabnehmen mussten zum Glück keine Mitstudenten herhalten, sondern wir übten an lebensgetreuen Simulationsarmen.  

Medical Skills II

Ebenso spannend ging es bei MS II her. Hier erlernten wir die richtige kardiopulmonale Untersuchung (inspizieren, palpieren, auskultieren), inklusive einigen kardiale Pathologien, das Blutdruckmessen und das korrekte Defibrillieren anhand einer Simulationspuppe. Hier konnten wir tatsächlich mit Strom defibrillieren. Ebenso haben wir die EKG Grundlagen besprochen und auch hier einige Pathologien erlernt.  

Surgical Skills

Die Surgical Skills umfassten das Verhalten im Sterilbereich, die korrekte Wundversorgung mittels verschiedensten Techniken und das Klassifizieren unterschiedlicher Wundarten. Besonders herausfordernd fand ich das Nähen mit Nadelhalter und Pinzette an den Simulationsarmen.  

Emergency Skills

Die mit Sicherheit umfangreichste, aber auch spannendste Einheit waren die Emergency Skills. Hier lernten wir z.B. die verschiedenen Beatmungstechniken (Guedel-, Wendeltubus, Larynxtubus), den Basic Life Support und das richtige Handeln in Notfallsituationen anhand von Leitsymptomen. Zum Abschluss simulierte unser Übungsleiter einen Patienten, den wir als Gruppe versorgen mussten. Den Übungsleiter verschonten wir allerdings und führten die nötigen Maßnahmen an der Simulationspuppe durch. Dabei ging es größtenteils sehr hektisch zur Sache, aber wie überall im Leben macht auch hier die Übung den Meister.

Studenten üben Intubieren - Foto: MED UNI GRAZ

Intubieren üben die Studenten bei den Emergency Skills - Foto: MED UNI GRAZ

 

Und wenn ich die Famulaturlizenz habe?

Dann werden dir, unter der Voraussetzung, dass du den 1. Studienabschnitt abgeschlossen hast, die Famulaturen offiziell angerechnet. Solltest du dich aber dennoch ein bisschen unsicher in einigen Bereichen fühlen, kannst du an den Übungseinheiten auch freiwillig teilnehmen. Dazu meldest du dich einfach online zu einem Übungstag an und schon kann‘s losgehen.  

Solltest du die Famulaturlizenz auf Anhieb nicht schaffen, weil es teilweise doch viel zu lernen ist und man das Ganze neben dem eigentlichen Unterricht auf der Uni machen muss, kannst du natürlich auch die Famulaturlizenz wiederholen. Allerdings kann es vorkommen, dass du erst im nächsten Jahr wieder teilnehmen kannst.  

 

Wie geht‘s mit dem CSC weiter?

Für die Lehrveranstaltung "Famulaturlizenz" erhielt die Meduni Graz bereits den Ars Docendi Preis, weil sie in Österreich einzigartig und geradezu revolutionär ist. Auch von uns Studierenden wird das Angebot zur Weiterbildung dankend angenommen. Genau aus diesem Grund hat man sich zum Ziel gesetzt, das CSC auf bis zu 300m² auszubauen,, um ein noch größeres Übungsangebot für uns Studierende zu schaffen.

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