• Bericht
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  • Paul Gibiser
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  • 13.12.2013

Die Vorklinik - Das Fundament der Medizin

Wer sich, wie ich gerade, durch die Fächer der Vorklinik quält, der weiß genau wovon ich spreche: "Viel lernen in kurzer Zeit“ - Das ist die Devise der Vorklinik und oftmals raubt sie einem den letzten Nerv.

 

Welcome to the Vorklinik!

Erwartungsvoll startete ich ins Studium, doch die Anfangseuphorie verflog langsam und nun das: Angesichts der riesen Menge an Stoff, die es zu lernen gilt, weiß ich nicht mehr wo mir der Kopf steht. Chemie und Physik stehen auf dem Stundenplan und nicht zu frage ich mich: "Warum tue ich mir das an?" Habe ich doch einmal das Glück einen Tag im Terminkalender zu finden, der nicht mit Seminaren und Vorlesungen vollgestopft ist, werde ich auch diesen Tag höchstwahrscheinlich dazu nutzen, um mich auf die bevorstehenden Prüfungen vorzubereiten.
Vorlesungen, Seminare und Übungen nehmen viel Zeit in Anspruch und oft gibt es Zwischentests, für die es zu Lernen gilt. Wenig Zeit, viel zu lernen: Welcome to the Vorklinik!

 

Physik und Chemie? Für was?

Die ersten Prüfungen habe ich hinter mich gebracht, die ersten beiden Module sind absolviert und einen ersten Eindruck über meinen zukünftigen Beruf als Arzt habe ich auch bekommen. Ich habe die Atmosphäre vom Seziersaal kennengelernt und in die Grundzüge der Anatomie hineingeschnuppert. Angesichts der vielen Fakten, die ich jetzt schon in meinen Kopf gehämmert habe, erscheint es mir total unwirklich, dass ich erst zwei Monate lang studiere!
Vieles was ich in der Vorklinik gelernt habe, erscheint mir auf den ersten Blick unwichtig. Des Öfteren fragte ich mich, was das alles mit meinem späteren Arztberuf zu tun hat. Speziell in den Fächern Physik und Chemie wusste ich im ersten Moment nicht so Recht, was es damit auf sich hat. Für was braucht man später z. B. Redoxreaktionen?
Erst als ich begonnen habe mich ein wenig mit Biophysik und Biochemie zu beschäftigen, fiel mir auf, dass das vermeintlich Unwichtige doch nicht vernachlässigbar war. Chemie und Physik stellen schlussendlich wichtige Grundlagen der Physiologie dar und sind notwendig um die Zusammenhänge zu verstehen. Und Redoxreaktionen sind schließlich die Grundlage der Energiegewinnung. Also alles andere als unwichtig!

 

Anatomie - Die Grundlage der Medizin

Dass die Lehre der Anatomie einen großen Stellenwert in Graz besitzt, merkte ich sofort nach den ersten Vorlesungen. Um die Grazer Anatomie kursieren viele Gerüchte. Und auch der ein oder andere Anatom mag etwas Eigen erscheinen, aber die Grazer Anatomen sind wirklich Spezialisten auf ihrem Gebiet.
Auch wegen der kursierenden Gerüchte ist das Knochenkolloquium in Modul 02 allseits gefürchtet. Bei der mündliche Anatomieprüfung, bekommt jeder Student einen großen und einen kleinen Knochen vorgelegt. Es sollen die einzelnen Strukturen der Knochen richtig benannt werden. Neben den Knochen bekommen die Studenten noch ein Röntgenbild ausgehändigt, das ebenfalls interpretiert werden muss. Eines der Gerüchte besagt, dass es einen Prüfer gibt, der jedes Jahr einem Studierenden einen Eselsknochen zur Prüfung in die Hand drückt. Glücklicherweise blieb mir das erspart!
Da wir wussten, dass die Grazer Anatomen generell streng bewerten und der Prüfungserfolg auch sehr stark vom jeweiligen Prüfer abhängt, bereiteten wir uns exzessiv auf diese Prüfung vor. Wir verbrachten viel Zeit im Studierlokal: einem großen Raum, in dem Knochen und andere Präparate ausgestellt sind und wo man sich auch Knochen zum Lernen ausborgen kann. Es war unterhaltsam zu beobachten, wie das Studierlokal in den Tagen vor der Prüfung regelrecht gestürmt wurde, weil es nicht genug Knochen für jeden einzelnen Studierenden zum Ausleihen gab.

 

Ein bisschen Spaß muss sein

Auch wenn die Vorklinik viel Zeit verschlingt, darf man den nötigen Ausgleich neben dem Studium nicht vergessen! Jeder braucht irgendein Hobby, mit dem er sich abreagieren kann.
Der eine betreibt exzessiv Sport, andere treffen sich mit Freunden oder finden Ausgleich durch die Musik. Abgesehen davon gibt es in Graz immer irgendwas zu entdecken. Das macht es wirklich schwer sich zu langweilen.
Es mag zwar stimmten, dass es gerade im Medizinstudium schwer ist, sich die nötige Zeit zur Erholung zu nehmen. Aber es ist mit Sicherheit weder sinnvoll noch gesund sich krampfhaft aufs Lernen zu fixieren und das eigene psychische Wohlbefinden außer Acht zu lassen.
Am besten findet man ein gesundes Mittelmaß um Studium und Freizeit in Einklang zu bringen. Und falls ihr euch zwischendurch fragen solltet warum ihr euch das antut, dann behaltet mit einem kleinen Schmunzeln immer im Hinterkopf: Wir sind selber schuld, immerhin haben wir uns das Studium selbst ausgesucht!

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