- Kommentar
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- Lisa Borotschnig
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- 30.03.2020
Wie kann ich in der Corona-Krise helfen?
Es sind die kleinen Dinge, mit denen jeder von uns in der derzeitigen Situation helfen kann. Dazu ist gar kein medizinisches Wissen nötig. Auf eine bessere, herzlichere Welt nach der Krise.
Vor 16 Tagen war ich noch mitten in einem sehr interessanten Modul. Gynäkologie. Ich durfte mit zu OPs, habe in der Ambulanz geholfen und selbst im Kreissaal unterstützt wo ich konnte. Mir gefiel es dort sehr gut. Ich freute mich schon auf den Rest des Moduls. Konnte mich schon zu Ostern bei meiner Famulatur sehen.
Plötzlich war Schluss damit. Von einem auf den anderen Tag wissen wir nicht mehr wie es weitergehen wird. Werden wir diese Erfahrungen überhaupt jemals nachholen können? Werde ich ein Semester verlieren? Ziemlich irrelevante Gedanken zur jetzigen Zeit. Trotzdem beschäftigen sich viele von uns damit.
Doch wie kann ich zurzeit Situation etwas Gutes tun? Wie kann ich helfen?
Ich würde so gerne aktiv helfen. Jedoch geht das nicht. Aktiv zumindest kaum. Nicht bei mir. Ich lebe gemeinsam mit einer immungeschwächten Person im Haushalt. Das Virus könnte diese Person in Lebensgefahr bringen. Ich muss diese Person schützen.
Also zurück zum Anfang. Die weißen Flocken machen die Antriebslosigkeit nicht besser. Es ist Ende März. Gestern schien noch die Sonne. Heute ist es kalt. Zu kalt, um in den Garten zu gehen. Keine Sonnenstrahlen, um die Vitamin D Reserven zu füllen.
Was kann ich tun, um aus meinem mittlerweile depressiven Trott herauszukommen?
Ich könnte einen Plan machen, genauer gesagt eine To-Do-Liste mit Dingen, die ich schon lange vor mir herschiebe. Außerdem könnte ich, wenn ich einkaufen gehe, noch zusätzliche Einkäufe für meine Nachbarn, die Teil der Risikogruppe sind, machen. Das ist eine gute Idee! Ich muss mich von diesen erdrückenden Gedanken rund um Uni und die ganze Situation befreien und etwas Positives daraus machen. Auch wenn ich trotz meines Studiums mich nicht aktiv im medizinischen System nützlich machen kann, kann ich anderwärtig helfen.
Der Folder geht raus. Wir machen das nun als Gruppe. Das Einkaufen.
Mein Telefon klingelt.
Eine alte Dame ist dran. Sie fragt, ob sie sich denn wirklich bei uns melden darf. Sie ist positiv überrascht. Sie hat sonst niemanden und lebt seit 20 Jahren allein und hätte schon des Öfteren Hilfe gebraucht. Sie wohnt in meiner Nähe.
Es wäre mir und der Gruppe, mit der ich dies nun anbiete, zuvor nie aufgefallen, dass es Menschen in unserer Umgebung gibt, die ab und zu unsere Hilfe benötigen würden. Warum denn auch? Früher waren wir alle zu beschäftigt mit uns selbst, um kleine Tätigkeiten für andere zu erledigen. Heute ist es anders. Macht die Augen auf! Die derzeitige Lage hat sie uns geöffnet und wir möchten diese Hilfe auch nach der Krise weiter anbieten. Doch hat es so eine Situation benötigt, damit wir auf die Idee kamen anderen zu helfen und andere zu unterstützen. Macht die Augen auf. Lasst uns dies aus dieser Situation mitnehmen und beibehalten! Wir müssen wieder mehr aufeinander Acht geben!
Die Einkäufe erledigt. Wieder zu Hause vorm Schreibtisch. Die To-Do-Liste für morgen geschrieben.
Das Handy klingelt. „Danke tausend Dank“, ertönt eine überwältigt frohe Stimme. „Ich bin so froh Sie kennengelernt zu haben. Ihre Tat ist mir so viel Wert. Sie haben eine gute Gabe.“, fuhr die alte Dame fort und beendete damit ihren Anruf.
Ich bin glücklich, meine Alltagsdepression ist verblasst. Die Gedanken rund um die Uni sind weniger erdrückend. Es wird sich eine Lösung finden und bis dahin werde ich alte Inhalte wiederholen und festigen. Niemand hätte mit so einer Situation gerechnet. Wir alle sitzen im selben Boot. Aber lasst uns unsere Alltagsgedanken besiegen. Lasst uns positiv bleiben. Lasst uns aus dieser Situation etwas für die Zukunft lernen.