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  • Justus Lamm
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  • 08.05.2023

Auswahlverfahren Greifswald

Medizinstudienplätze sind rar und die Zulassungshürden hoch. An der Uni Greifswald kannst du durch ein Interviewverfahren deine Chancen auf einen Studienplatz erhöhen. Wie das geht, liest du hier.

 

 

 

Ein kompliziertes Bewerbungsverfahren, unterschiedliche Auswahlkriterien der 36 staatliche Universitäten und fast viermal so viele Bewerber wie Studienplätze.
Angesichts dieser Umstände erschien es mir, nach einem kurzen Blick auf mein Abiturzeugnis, unmöglich, einen Studienplatz der Humanmedizin zu bekommen.
Dank des besonderen Auswahlverfahrens der Universität Greifswald hat es glücklicherweise dennoch funktioniert! Wie genau das möglich war, was du bei der Bewerbung in Greifswald beachten solltest und wie du – auch ohne 1,0er-Abitur – eine Zulassung zum Medizinstudium bekommst, kannst du hier lesen!

 

Die Grundlage: Hochschulstart

Da Humanmedizin ein zulassungsbeschränkter Studiengang ist, erfolgt die Bewerbung an den staatlichen Hochschulen nicht direkt bei der Universität, sondern über die „Stiftung für Hochschulzulassung“.
Lies dir das Vorgehen dort aufmerksam durch und plane genug Zeit ein, um deine Unterlagen vollständig einzureichen!
Die Homepage mit allen wichtigen Informationen findest du hier: https://www.hochschulstart.de/startseite
 

Nach welchen Kriterien werden die Studienplätze vergeben?

Nun wird es etwas komplizierter, denn die Vergabe der Studienplätze erfolgt über drei verschiedene Quoten:

•    Abiturbestenquote
Besonders relevant ist an jeder Uni die Abiturnote. Mit der „Abiturbestenquote“ werden 30% der Studienplätze nach schulischer Leistung vergeben.

•    Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ)
Unter Berücksichtigung der Leistung im „Medizinertest“, abgeleisteten Diensten oder erhaltenen Preisen werden zudem 10% der Studienplätze vergeben. Wichtig zu wissen ist, dass es sich hierbei um eine schulnotenunabhängige Eignungsquote handelt.
Deine Abiturnote hat hier keinen Einfluss!

•    Auswahlverfahren der Hochschule (AdH)
Zusätzlich zu obigen Vergabekriterien kann jede Universität auch eigene Maßstäbe festlegen, nach denen die Studienplätze vergeben werden.
Diese Untergruppe ist von großer Relevanz, gilt sie doch für 60% der verfügbaren Studienplätze – in Humanmedizin sind das nach eigenen Angaben der Universität Greifswald ca. 100 Plätze!
 

Das Auswahlverfahren der Hochschule

Wie der Name schon verrät, ermöglicht diese Quote eine Vergabe der Studienplätze nach universitätsspezifischen Kriterien. Während die „Abiturbestenquote“ und die „zusätzliche Eignungsquote“ an allen Universitäten vergleichbar sind, liegt im „Auswahlverfahren der Hochschule“ für dich die Chance, eine Zulassung an der Universität Greifswald zu erhalten, auch wenn du an vielen anderen Universitäten mit einer Absage rechnen müsstest!
Auch das „AdH“ der Universität Greifswald ist in verschiedene Quoten untergliedert:

•    AdH-Quote 1
Für 30% der Studienplätze des Auswahlverfahrens der Hochschule werden die Abiturnote, erhaltene Preise und abgeleistete Dienste der Bewerber*innen berücksichtigt.
Im deutschlandweiten Vergleich vergibt die Universität Greifswald vor allem für ehrenamtliche Tätigkeiten und Dienste besonders viele Punkte. Es lohnt sich also, deiner Bewerbung eine Bestätigung über deine Arbeit bei Feuerwehren, Rettungsdiensten, Hilfsorganisationen und Vereinen beizulegen.

•    AdH-Quote 2
Die Leistungen im TMS, die Abiturnote und vor dem Studium erlernte Berufe spielen eine Rolle in der Vergabe von 20% der AdH-Studienplätze.
Die Universität begrüßt besonders Bewerber*innen, die einige Jahre Berufserfahrung vorweißen können, denn auf diese Weise erworbenes Wissen stellt im Studium immer einen Vorteil dar. Sollte es bei dir beim ersten Mal mit der Bewerbung zum Medizinstudium also nicht klappen, könntest du folglich zunächst auch eine Ausbildung im medizinischen Bereich in Erwägung ziehen.

•    AdH-Quote 3
Die Hälfte der Studienplätze des Auswahlverfahrens der Hochschule – also 30% aller Plätze – werden über die AdH-Quote 3 vergeben. Abiturnote und abgeleistete Dienste spielen hier lediglich eine sehr untergeordnete Rolle. Stattdessen wird primär die Bewertung im „GIV“ (Greifswalder Interviewverfahren) berücksichtigt.
 

Was ist das Interviewverfahren?

Nur wenige Universitäten in Deutschland ermöglichen die Teilnahme an einem Interviewverfahren, um sich für einen Studienplatz der Humanmedizin zu bewerben.
Somit stellt die Universität Greifswald mit dem „GIV“ eine echte Besonderheit dar. Hierbei führen die Bewerber*innen ein Einzelgespräch mit zwei Dozierenden. Dadurch können sie ihre Motivation und persönliche Beweggründe für das Studium darlegen. Außerdem können besondere Qualifikationen und Leistungen, die im regulären Bewerbungsverfahren nicht berücksichtigt worden sind, vorgelegt werden.
Eine gute Bewertung durch die Gesprächskommission wirkt sich positiv auf das Auswahlverfahren aus. Aufgrund der großen Anzahl an Studienplätzen, die mit Berücksichtigung des Interviewverfahrens vergeben werden, verhilft dieses regelmäßig einer Vielzahl an Studierenden zu einem Studienplatz – und das (nahezu) unabhängig von der Abiturnote!
Weitere Informationen zur Bewerbung, dem Zeitplan und dem Ablauf der Gespräche findest du auf der Website der Universität

 
Wie kann ich mich auf das Interviewverfahren am besten vorbereiten?

Wenn du dir ein Studium an der Ostsee vorstellen kannst, schadet eine Teilnahme am Interviewverfahren sicherlich nicht. Allerdings solltest du dir genug Zeit nehmen, dich angemessen darauf vorzubereiten:
Informiere dich zunächst über den Studienstandort Greifswald und die Stadt im Allgemeinen! Auch den groben Ablauf des Studiums solltest du dir anschauen.
Im Internet findest du darüber hinaus einige Erfahrungsberichte und Gedächtnisprotokolle aus früheren Jahren. Diese helfen dir sicherlich, ein Gefühl für mögliche Fragen zu bekommen.
Mache dir zudem deine Beweggründe, Medizin zu studieren, bewusst! Was motiviert dich für ein solch langes Studium? Warum ist ausgerechnet Greifswald, eine kleine Provinzstadt in Mecklenburg-Vorpommern, für dich attraktiv? Fühlst du dich dem Stress des Unialltags und der Verantwortung des späteren Berufslebens gewachsen?
Und zuletzt: Bleibe ehrlich! Die Mitglieder der Gesprächskommission sind darauf geschult, zu erkennen, ob du dich ihnen authentisch präsentierst oder dich verstellst. Gerne werden nicht nur deine Stärken, sondern auch persönliche Schwächen erfragt. Hier nicht zu übertreiben und stets aufrichtig zu antworten macht deine Aussagen nicht nur glaubhaft sondern lässt dich auch sympathisch wirken!
 

Fazit

Das Bewerbungsverfahren ist kompliziert und durch die universitätsspezifischen Auswahlkriterien nur schwer zu verstehen. Doch gerade das „Auswahlverfahren der Hochschule“ bietet die Möglichkeit, auch ohne 1,0er-Abitur einen Studienplatz zu erhalten – sich darüber zu informieren ist also sicherlich hilfreich.
Es erscheint sinnvoll, dass die Universität Greifswald nicht nur die Abiturnote als Vergabekriterium verwendet, sondern auch die individuelle Eignung der Bewerber*innen prüft. Denn ein*e kompetente*r Arzt/Ärztin definiert sich über sein/ihr fachliches Wissen und seinen/ihren Charakter, nicht aber über seinen/ihren Schulabschluss.
Somit solltest du nicht zögern, bei der Bewerbung über Hochschulstart auch abgeleistete Dienste und Ehrenämter sowie berufliche Erfahrung anzugeben.
Zusätzlich dazu auch am Interviewverfahren teilzunehmen, ist immer eine gute Idee!

Ein kleiner Trost in dem langen und schweren Bewerbungsprozess ist vermutlich folgende Aussage meines Tutors: „Wenn ihr einen Studienplatz erhalten habt, habt ihr die größte Hürde des Studiums bereits genommen. Alle weiteren Testate, Prüfungen und Examen schafft ihr dann locker!“

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