- Artikel
- |
- Anne Lebsa
- |
- 10.02.2014
Bedeutende Namen im Greifswalder Straßenbild
Einige Greifswalder Straßen tragen Namen von berühmten Medizinern. Zeit zu wissen, wer sich dahinter verbirgt. Lokalredakteurin Anne hat für euch herausgefunden, wer die Ärzte waren und was sie besonderes geleistet haben.
Im ersten und zweiten Semester bestimmt die Friedrich-Loeffler-Straße den Weg vieler Studenten ins Institut für Anatomie. Später geht man die Straße entlang, um ins Institut für Pathologie zu gelangen. Auch die Billrothstraße nahe der Bibliothek gehört in das Stadtbild. Und fast jede Klinik der Universitätsmedizin Greifswald trägt die Ferdinand-Sauerbruch-Straße in ihrer Adresse. Doch welche Persönlichkeiten stecken hinter diesen Straßenschildern?
Friedrich Löffler
Der Namensgeber der Löfflerstraße war Sohn eines Arztes lebte von 1852 bis 1915. Nach seinem Medizinstudium trat er Friedrich Löffler eine Stelle bei dem berühmten Mikrobiologen Robert Koch an. Zehn Jahre nach Ende seines Studiums beschrieb Löffler das Corynebacterium diptheriae, den Erreger der Diphtherie. Später fand er gemeinsam mit einem Kollegen den Erreger der Maul-und-Klauenseuche, ein Virus. Diese Entdeckung brachte den beiden die Anerkennung als Mitbegründer der Virologie.
Dass die Stadt Greifswald eine Straße nach Friedrich Löffler benennt, kommt nicht von ungefähr. Löffler bekämpfte in der kleinen Stadt in Vorpommern Infektionskrankheiten, lehrte als Professor für Hygiene und Geschichte der Medizin an der Universität und unterstützte als Hygieniker beispielsweise den Bau der Kanalisation. Auf der Insel Riems bei Greifswald gründete er eine Forschungsstätte für Viren – die erste weltweit. Später wurde er Leiter des heutigen Robert-Koch-Instituts. Heute arbeiten am Friedrich-Löffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, 900 Beschäftigte an elf Standorten.
Zur Seite des Friedrich-Loeffler-Institut.
Theodor Billroth
Auf Rügen, der größten Insel Deutschlands, wurde Theodor Billroth geboren. Der Arzt lebte insgesamt von 1829 bis 1894. Sein Medizinstudium begann er in Greifswald, wo sein Großvater als Bürgermeister wirkte. Er setzte sein Studium unter Anderem in Berlin fort und ging für eine gewisse Zeit nach Wien und Paris. Zurück in Deutschland sammelte er an der Berliner Charité chirurgische Erfahrungen. Verschiedene Universitäten, darunter auch die Universität Greifswald, wollten den inzwischen habilitierten Billroth an ihrem Lehrstuhl haben. Doch dieser entschied sich für Zürich und später für Wien.
In den Lehrbüchern hat sich Billroth vor allem einen Namen durch die erste gelungene Teilentfernung des Magens (Magenresektion) gemacht. Noch heute bezeichnet man die zwei Formen der Magenresektion mit „Billroth I“ und „Billroth II“. Auch bei anderen Operationen war das Gründungsmitglied der deutschen Gesellschaft für Chirurgie ein Vorreiter. So entfernte Billroth als Erster operativ die Speiseröhre (Ösophagektomie) beziehungsweise den Kehlkopf (Laryngektomie).
Mehr Infos zu Theodor Billroth.
Ferdinand Sauerbruch
Ferdinand Sauerbruch wurde 1875 in der Nähe von Wuppertal geboren und lebte bis 1951. Sein Medizinstudium absolvierte er an Universitäten wie Marburg und Leipzig. Bevor er an die Universitätsklinik in Breslau ging, sammelte er deutschlandweit Erfahrungen als Arzt. Hier entwickelte er ein Druckdifferenzverfahren, das den ersten Schritt Richtung Thoraxchirurgie bedeutete. Eine Unterdruckkammer verhinderte dabei den Kollaps der Lunge bei Öffnung des Thorax, so dass Operationen am offenen Brustkorb möglich wurden.
Nach seiner Habilitation wechselte Sauerbruch an die Universitätsklinik Greifswald, verließ die Stadt jedoch nach zwei Jahren wieder. Im Laufe der Zeit war er für zahlreiche Fortschritte in der Chirurgie verantwortlich und entwickelte beispielsweise den „Sauerbruch-Arm“, eine Oberarm-Prothese. Sauerbruchs Rolle im Nationalsozialismus ist bis heute umstritten. Er wurde von Göring zum Staatsrat ernannt und unterstützte Forschungsprojekte in Konzentrationslagern. Andererseits war er mit Max Liebermann befreundet und protestierte gegen das „Euthanasie-Programm“. Nach dem zweiten Weltkrieg war Sauerbruch vor allem in Berlin tätig, musste seine Arbeit jedoch nach und nach aufgrund seiner Demenzerkrankung aufgeben.
Mehr Infos zu Ferdinand Sauerbruch.