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- Anne Hartmann
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- 05.11.2020
Studienstart in der Pandemie
Der Studienbeginn ist immer etwas Besonderes – in diesem Jahr im positiven wie im negativen Sinn. Die Pandemie macht sich in allen Lebensbereichen bemerkbar, so auch in der Bildung. Wie organisiert sich die Universität Halle-Wittenberg, um den Medizin-Erstis auch in diesem Jahr einen reibungslosen Start und ein erfolgreiches erstes Semester zu bieten?
Von einer klassischen Ersti-Woche kann in diesem Jahr keine Rede sein. Einführungsveranstaltungen mit mehr Zuhörern als der Hörsaal Plätze hat, Campus-Rallyes als Gelegenheit die über 200 Kommilitonen anzutreffen, Kneipentouren, Barabende, das alles kann in diesem Jahr so nicht stattfinden.
Dafür wurde an der Universität Halle-Wittenberg ein alternatives Programm auf die Beine gestellt. In der letzten Oktoberwoche, also mit einem Monat Verspätung, fand eine Hybrid-Einführungswoche statt.
Als erste offizielle Präsenzveranstaltung fand die traditionelle „Nullte Vorlesung“ in Physik auf dem Heide-Campus statt. Die Erstsemesterstudierenden wurden in zwei Gruppen eingeteilt um in mehreren Durchgängen allen die Teilnahme in Präsenz zu ermöglichen. Hier ging es hauptsächlich darum, das Fach vorzustellen, organisatorische Fragen zu klären und natürlich die Kommilitonen kennenzulernen. Allerdings wurden wir auch ausdrücklich aufgefordert, ein 46 Seiten langes Skript mit zur Vorlesung bringen, da direkt mit dem Physik-Stoff losgelegt werden sollte.
Nachmittags wurden dann vor dem Löwengebäude „Welcome-Bags“ mit allerlei Gutscheinen und Werbegeschenken, zusammen mit einer Flasche Bier, verteilt.
Schließlich hatte die Fachschaft Medizin noch zwei Rallyes organisiert, die in den Praktikumsgruppen à 20 Leute stattfanden. So hatten wir zu Anfang des Studiums kurz nochmal das Gefühl, wieder im Klassenverband unterwegs zu sein.
Die Campus-Rallye am Donnertag wurde von drei Tutoren aus dem dritten Semester geführt. Morgens wurden die Fächer makroskopische Anatomie, Biochemie und Molekularbiologie vorgestellt. Anschließend wurde uns der Mediziner-Campus in der Magdeburger Straße gezeigt, inklusive des Dorothea-Erxleben-Lernzentrums. Dieses umfasst auch ein SkillsLab und Simulationszentrum, und ist seit einiger Zeit fester Bestandteil der Hallensischen Mediziner-Ausbildung.
Im Zuge der Stadt-Rallye am nächsten Tag wurden uns Hochschulgruppen, die sich mit medizinisch relevanten Themen befassen, vorgestellt. In Halle gibt es unter anderem Sintoma (Medizin und Gesellschaft), Mit Sicherheit verliebt (Sexualaufklärung an Schulen), SegMed (vergünstigter Verkauf von Kitteln, Präparierbesteck,…) und die Medi-Meisterschaften-Gruppe.
Auch konnten wir einen Vortrag zu dem Wahlpflichtfach Klasse Allgemeinmedizin (KAM), sowie dem Kooperationsprojekt MiLaMed der Universitäten Leipzig und Halle-Wittenberg besuchen. Ziel der beiden Programme ist es, Studierenden Einblicke in die Landarztpraxis zu geben und besser auf eine solche Karriere vorzubereiten. Durch die KAM können sogar schon ab dem ersten Semester praktisch-klinische Inhalte in das Studium integriert werden. Dies ist also nicht nur den Modellstudiengängen vorbehalten!
Anschließend gab es eine kurze Stadtführung zu den für die Mediziner wichtigsten Adressen, unter anderem zum Löwengebäude, der Harzmensa, Lehmanns und natürlich Empfehlungen zu guten Cafés, Bars und Restaurants in Halle.
Auch wenn die Teilnahme an den Veranstaltungen der Einführungswoche freiwillig ist, ist es empfehlenswert, diese wahrzunehmen. Einerseits ist es eine gute Gelegenheit, die Kommilitonen kennenzulernen und sich in der neuen Unistadt zu vernetzen, andererseits können Fragen zu allen Themen gestellt werden, Bücherempfehlungen ausgetauscht und wertvolle Tipps abgegriffen werden.
Da es sich, wie gesagt, um eine Hybrid-Einführungswoche handelt, waren viele Vorlesungen auch nur online verfügbar. So die allgemeinen, nicht fachspezifischen Veranstaltungen zu Themen wie Studienfinanzierung, Selbstorganisation oder den Universitätsinstitutionen. Auch die Immatrikulationsfeier, die ursprünglich in der Händel-Halle geplant war, musste kurzfristig in den virtuellen Raum verlegt werden.
Nicht nur die Einführungswoche findet in Halle im Hybrid-Modus statt, das gesamte Semester ist als Kombination von Online- und Präsenzveranstaltungen konzipiert. Vorlesungen finden fast ausschließlich online statt. Sie können über Stud.IP, der zentralen Campusmanagement-Plattform, abgerufen und dann mit OpenCast wiedergegeben werden. Die Praktika, Seminare und Tutorien sollen in den Räumen der Universität stattfinden. Dafür wird das Semester in zwölf Gruppen geteilt, die abwechselnd an den Präsenzveranstaltungen teilnehmen können.
Das Studentenleben soll ja nicht nur aus lernen bestehen, heißt es. Mit Angeboten der Uni, die für einen Ausgleich sorgen, ist es zunächst jedoch schwierig. Der Hochschulsport wurde bis auf weiteres ausgesetzt. Wer ein Engagement neben dem Studium sucht, kann Hochschulgruppen zunächst auch nur im virtuellen Raum kennenlernen.
Letztendlich bleibt zu sagen, dass in Halle alle versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, sich größte Mühe geben, Alternativen zu schaffen. Es wird sich zeigen müssen, inwiefern der Präsenzunterricht in den nächsten Monaten noch möglich ist. In diesen Zeiten tritt nochmal besonders hervor, wofür Halle als Standort für das Medizin-Studium bekannt ist: der besondere Zusammenhalt.