- Bericht
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- Franziska Ippen
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- 15.04.2014
Meine erste Posterpräsentation
Pünktlich um die Weihnachtszeit letztes Jahr erhielt Lokalredakteurin Franziska Ippen die Bestätigung, dass ihr Abstract für eine Posterpräsentation im Rahmen des 82nd Annual Scientific Meeting der AANS im Moscone Center in San Francisco angenommen wurde. Doch wie läuft eine so große Konferenz ab? Wie entwirft man ein interessantes Poster und welche weiteren Optionen bieten Konferenzen dieser Art?
Das sollte sie also sein: Meine Feuertaufe. Eine der Forschungsarbeiten, an denen ich im letzten Jahr während meines Aufenthalts in Boston an der Harvard Medical School mitgearbeitet hatte, wurde wirklich als ePoster auf dem 82nd Annual Scientific Meeting der AANS in San Francisco angenommen. Für Neurochirurgen ist diese Konferenz die wichtigste des ganzen Jahres, umso glücklicher war ich, aktiv daran teilnehmen zu können. Auf der anderen Seite war ich natürlich auch sehr aufgeregt: Was, wenn ich den Anforderungen nicht gerecht werden würde? Ich als Medizinstudent unter so vielen erfolgreichen Neurochirurgen und neurochirurgischen Forschern, die zum Teil Bücher verfasst haben, die auf der ganzen Welt zur Standardliteratur in diesem Fachgebiet geworden sind… Also musste ich mich Schritt für Schritt mit den Anforderungen für ein ePoster auseinandersetzen. Dabei wollte ich aber auch, dass der Spaß in San Francisco nicht zu kurz kommt. Schließlich weiß man nicht, ob man eine solche Gelegenheit wieder so schnell bekommt.
Die American Association for Neurological Surgeons (AANS)
Die American Association for Neurological Surgeons (AANS) ist eine ausbildende und wissenschaftliche Vereinigung für Neurochirurgen, die 1931 als „Harvey Cushing Society“ gegründet wurde und mittlerweile über 8000 Mitglieder auf der ganzen Welt zählt. Sie fördert die Weiterentwicklung im Bereich der neurochirurgischen Ausbildung, Weiterbildung und Forschung und setzt sich für die höchstmöglichen Qualitätsstandards neurochirurgischer Behandlungen ein. Damit ist sie das zentrale Sprachorgan für dieses Fachgebiet im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, der Medien, der Regierung und innerhalb der medizinischen Fachbereiche. Einmal jährlich finden die Annual Scientific Meetings der AANS statt, so auch dieses Jahr in San Francisco.
Wie erstelle ich ein ePoster?
Diese Frage hat sich gleich von Anfang an gestellt. Jeder Medizinstudent hat sicherlich schon einmal ein wissenschaftliches Poster in print-form gesehen, das sogenannte „static poster“. Wie verhält sich das Ganze aber bei einem „ePoster"? Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich dabei um ein „electronic poster“, das also im Gegensatz zum „static poster“ nicht ausgedruckt präsentiert wird, sondern online begutachtet werden kann. Je nach Konferenz werden diese ePoster auf die Website des Meetings hochgeladen und/oder auf verschiedenen Rechnern während der Konferenz präsentiert. Für das 82nd Annual Scientific Meeting der AANS in San Francisco galten die Vorgaben, dass das Ganze in Form einer Powerpoint-Slideshow verfasst werden musste, wobei 10 Folien nicht überschritten werden durften. Animationen oder Videos waren ebenfalls nicht erlaubt.
Ich versuchte also, mir bei der Erstellung des ePosters vorzustellen, dass ich meine ganze Arbeit in eine Powerpoint-Präsentation von 10 Folien komprimiere würde und überlegte mir, wie ich es im Fall eines mündlichen Vortrags machen würde. Diese Vorstellung half sehr für die grobe Struktur des ePosters, aber was sollte es nun genau enthalten?
Die Antwort auf diese Frage ist in den meisten Fällen: Den Inhalt des Abstracts. Das bietet den Vorteil, dass man sich an der Struktur „Introduction, Material and Methods, Results, Discussion, Conclusion“ entlang orientieren kann, des Weiteren sollten die wichtigsten Fakten ja bereits im Abstract enthalten sein. Nur für wichtige Details und Grafiken habe ich mich nochmals mit der gesamten Arbeit detaillierter auseinandergesetzt. Wichtig ist dabei der Grundsatz: So viel Text wie nötig, so wenig wie möglich. Ein Juror sollte von der Fülle des Inhalts nicht erschlagen werden, die Folien sollten inhaltlich schlüssig und das Layout sollte übersichtlich aufbereitet sein. Wichtig ist auch die Wahl der Farben in der Präsentation: Das Poster sollte auch von Weitem gut lesbar sein und keine Schwierigkeiten bei der Betrachtung bereiten.
Die genauen Vorgaben, welcher Schrifttyp in welchem Abschnitt des ePosters oder static Posters verwendet werden darf, wie groß das Poster sein sollte und was in welchem Abschnitt zum Tragen kommen sollte, kann man meist auf den Internetseiten der entsprechenden Fachgesellschaften vor den Kongressen einsehen. In manchen Fällen bekommt man auch nach Annahme des Abstracts für eine Präsentation eine E-Mail mit den aktuellen Vorgaben zur Struktur des Posters. Nachfragen lohnt sich hier also!
Das Meeting
Das Annual Meeting hat unglaublich viel Spaß gemacht. Ich hatte das Glück, ein kostenloses Ticket für ein Breakfast Seminar über das Thema meiner Doktorarbeit zu bekommen, dass normalerweise 100 Dollar gekostet hätte. Insbesondere dort habe ich viele interessante Menschen kennengelernt, sowohl Medizinstudenten als auch Professoren namhafter Universitäten, wodurch ich meinen Einblick in diesen Fachbereich der Neurochirurgie nochmals vertiefen konnte. Zudem gab es die „social events“, beispielsweise eine „opening reception“ zu Beginn der Konferenz.
In einer großen Ansprache wurden alle Kongressteilnehmer Willkommen geheißen, anschließend folgten die Reden der „invited speakers“. Dazu gehörten in diesem Jahr beispielsweise der irische Rockmusiker Sir Bob Geldof, der wegen seines sozialpolitischen Engagements gegen die weltweite Armutsentwicklung und der Initiierung der Live-Aid-Konzerte wiederholt für den Friedensnobelpreis nominiert worden ist. Er sprach in seiner Rede unter anderem über seine Biographie und wie ihn die Ereignisse aus seinem Leben dazu brachten, sich gegen die Armut in der Welt einzusetzen. Eine andere beeindruckende Rede wurde vom US-amerikanischen Informatiker, Künstler, Autor und Unternehmer Jaron Lanier gehalten, der über die Machtstrukturen der digitalen Medien referierte. Er sprach unter anderem von der Datensammlung großer Unternehmen im Netz und analysierte die Netzwerkstruktur und deren Grenzen.
Die beiden Referenten schufen auf diese Weise eine Atmosphäre, die den Blick über die Neurochirurgie hinaus zu lenken verstand und das Potenzial großer Ideen und herausragenden Engagements in einem Fachbereich deutlich machten, was sich ohne Zweifel auf die kommenden Tage des Meetings selbst übertragen ließ.
Die Abendveranstaltung fand im Exploratorium am Pier 15 in San Francisco statt, einer Art Lernlabor, in dem man neben dem Abendessen auch die einzelnen Ausstellungsstücke genauer unter die Lupe nehmen und auch interaktiv ausprobieren konnte. Dabei konnte man die ersten beiden Tage der Konferenz Revue passieren lassen und andere Studenten, Ärzte und Wissenschaftler kennenlernen, was den Abend abrundete. Zwei Tage später fand zudem im Rahmen des Abendprogramms eine Führung durch das Asian Art Museum statt, wodurch auch der kulturelle Aspekt nicht zu kurz kam.
Die Vorträge auf der Konferenz waren interessant und wurden auf sehr hohem Niveau präsentiert. Das Meeting war insbesondere gut geeignet, um den Austausch einzelner Forschungsgruppen und deren Zusammenarbeit in der Zukunft zu fördern und gab Anlass für spannende Diskussionen.
San Francisco - Stadt am Meer
Natürlich durfte das Sightseeing in dieser Stadt auch nicht fehlen. Schon vor des Meetings erstellte ich mir daher einen Stundenplan mit allen Vorträgen und Präsentationen, die ich unbedingt besuchen wollte, damit ich die verbleibende Zeit nutzen konnte, um mir San Francisco anzusehen. Von diesem Vorhaben habe ich auch ziemlich viel in die Tat umsetzen können. Der Chinatown in San Francisco gilt als bester der Vereinigten Staaten, was ich, nachdem ich die Chinatowns in Boston und New York bereits letztes Jahr gesehen hatte, bis jetzt nur bestätigen kann. Dort wurde angeblich auch der Glückskeks erfunden, den man dementsprechend bei jedem chinesischen Essen dort mitserviert bekommt. Northern Beach ist aufgrund seiner kleinen italienischen und französischen Cafés ebenfalls ein Muss. Die klassischen touristischen Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben muss, sind wahrscheinlich ohnehin bekannt: Die Golden Gate Bridge, Fisherman’s Wharf, Alcatraz und der Union Square. Was des Weitern lohnt, ist eine Fahrt mit den Cable Cars, die besonders viel Spaß macht, wenn man sich dafür entscheidet, im Stehen mitzufahren und einem der Fahrtwind entgegenschlägt, während man einhändig Fotos der atemberaubenden Kulisse schießt. Einer der schönsten Aussichtspunkte auf die gesamte Stadt ist sicherlich der Telegraph Hill, auf dem der Coit Tower steht. Der Aufstieg dorthin ist zwar anstrengend, der Weg ist jedoch wunderschön und die Aussicht entschädigt für die Mühen, die man auf sich genommen hat. Auf dem Weg zurück kann man einen Abstecher zur Lombard Street nehmen, deren berühmtester Abschnitt als „kurvenreichste Straße der Welt“ bezeichnet wird. San Francisco ist zudem für sein Hipster-Viertel, den Mission District, bekannt. Wer daher ein individuelles Andenken an San Francisco sucht und nebenbei auch noch gut Essen möchte, sollte definitiv einen Ausflug dorthin unternehmen. Ein etwas weiter entferntes Ziel stand trotzdem noch auf meiner Liste, und ich bin froh, dass ich es geschafft habe, dorthin zu fahren: Ich habe die Stanford University in Palo Alto besucht. Obwohl dieser Ausflug pro Strecke eine einstündige Zugfahrt beinhaltet, was zeitlich im Rahmen des Kongresses knapp bemessen war, war Stanford wirklich eine Reise wert! Die Universität gehört definitiv zu den schönsten der Vereinigten Staaten und hat ihr ganz eigenes kalifornisches Flair.
Fazit
Meine Reise zum 82nd Annual Scientific Meeting der AANS war eine unglaublich tolle Erfahrung und hat in mir den Wunsch bekräftigt, weiterhin parallel zu meinem Medizinstudium so weit es geht in der Forschung aktiv zu sein. Meine Erfahrungen auf der Konferenz waren durchweg positiv: Ich konnte mich mit erfahrenen Wissenschaftlern über meine Arbeit austauschen und den ein oder anderen Tipp mit nach Hause nehmen, habe Medizinstudenten aus aller Welt kennengelernt, viel über das Studium in anderen Ländern erfahren und habe selbst ein paar Kontakte zu anderen neurochirurgischen Forschern in Boston knüpfen können, die ich bis dahin noch nicht persönlich kannte. Daher freue ich mich schon jetzt auf meine nächste Konferenz in Minneapolis und hoffe, auch dort wertvolle Ratschläge zu bekommen, um meine Arbeit weiter verbessern zu können.
Allen Medizinstudenten, die sich überlegen, eine Präsentation auf einem Meeting zu halten, kann ich daher nur ermuntern: Traut euch! In der Regel gibt es nicht viele Medizinstudenten, die während ihres Studiums schon aktiv an ein paar Projekten mitforschen, dementsprechend wird euer Engagement auf diesen Konferenzen auch honoriert. Man kann nur dazulernen – und dafür hat sich die Teilnahme an diesem Meeting für mich sehr gelohnt, bei dem ich auch noch die Möglichkeit hatte, eine Stadt zu besuchen, die ich in meinem Leben immer schon einmal sehen wollte.