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- Rebecca Freund
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- 17.03.2014
Teddyklinik in Homburg - ein Erfahrungsbericht
In Homburg werden auch kranke Teddys und verletzte Plüschtiere verarztet – in der eigens eingerichteten Teddyklinik. Und das Beste: nicht nur Kinder und Plüschtiere, sondern auch die Medizinstudenten profitieren von dem Projekt. Lokalredakteurin Rebecca erzählt uns, wie sie zur Teddyärztin wurde.
Foto: Fotolia / claireliz
Aller Anfang ist schwer
Das erste Mal, dass ich etwas von einer "Teddyklinik" gehört habe, war zu Beginn des ersten Semesters. Vor einer der Physikvorlesungen ergriff eine Kommilitonin das Mikro und stellte uns kurz die Teddyklinik vor. Dort würden Studenten die Kuscheltiere von Kindern behandeln. Wer gerne mitmachen würde, der solle einfach abends zur Sitzung vorbeischauen. So eine ganz konkrete Vorstellung, worum genau es sich bei der Teddyklinik handelte, hatte ich nicht, aber es hörte sich ganz interessant an und so ging ich mit ein paar Freunden zur Teddykliniksitzung. Nach einer Vorstellungsrunde begann die Planung und Aufgabenverteilung. Ich war wirklich überrascht, wie viel Planung hinter so einer Veranstaltung steckt: Sponsorensuche, einen Veranstaltungsort finden, Zelte und Rettungswagen organisieren, Versicherung, Werbung und noch einiges mehr, an das ich bei einer Klinik für Kuscheltiere nie gedacht hätte.
Einige Wochen vorher begann die Suche nach Studenten, die als Helfer oder Teddyärzte an den zwei Tagen der Teddyklinik mithelfen wollten. Wir fragten in den Vorlesungen, Plakate wurden aufgehängt und die Facebookgruppen vollgepostet. Die Studenten, die sich meldeten, wurden in Einsatzschichten eingeteilt. Da wir uns für den Christian-Weber-Platz in Homburg entschieden hatten, würde die Teddyklinik in Zelten stattfinden, die wir von den Maltesern zur Verfügung gestellt bekamen. Am Abend davor wurden die T-Shirts verteilt, Tütchen für die "Apotheke" gepackt, Zelte, Tische und Bänke aufgestellt, Körbchen mit Material für unsere Teddyärzte gerichtet und OP-Show und "CT" aufgebaut. Glücklicherweise hatte sich auch kurzfristig noch jemand finden lassen, der nachts auf die Zelte aufpasste.
Vom Faultier-Schnupfen bis zur Teddy-OP
Am nächsten Tag war es also so weit: die Teddyklinik war eröffnet! Nach einer kurzen Flaute am Morgen wurde es später richtig stressig, als die erste Kindergartengruppe kam. Die Kinder mussten zunächst an der Anmeldung, die immer mit drei bis vier Vorklinikern besetzt war, ihr Kuscheltier aufnehmen lassen. Dabei wurde Gewicht, Alter, Fellfarbe und der Grund des Besuchs in der Teddyklinik auf dem Anamnesebogen festgehalten. Danach ging es entweder gleich zu einem der "Ärzte", oder noch kurz in das Wartezelt hinter der Anmeldung. Die Teddyärzte versorgten dann die Arm- oder Beinbrüche, behandelten Bauchschmerzen oder Schnupfen, legten Verbände und Schienen an, gaben Spritzen und kümmerten sich um ihre pelzigen Patienten. Nach abgeschlossener Behandlung bekamen die Kinder ein Rezept für ihr Kuscheltier, das sie in der "Apotheke" einlösen konnten. Dort bekamen sie ein Säckchen mit Traubenzucker, Gummibärchen, Tee und Spritzen. Dabei achteten die "Apotheker" aber immer darauf, den Kindern klar zu machen, dass es sich bei den Süßigkeiten nicht um Tabletten oder "echte" Medizin handelt. Wer wollte und Zeit hatte, konnte dann zusammen mit dem Kuscheltier noch den Rettungswagen angucken oder sich an einem Torsomodell erklären lassen, was alles in so einem Körper drinsteckt.
Besonders begeistert waren die Kinder vom Ultraschall, wo sie ihr eigenes Herz schlagen sehen konnten. Und von der OP-Show, wo sie – ausgerüstet mit Mundschutz und OP-Mütze – zusehen konnten, wie einer der "Anatomie-Teddys" operiert wurde. Beeindruckend war das aus Alufolie und Pappe selbstgebaute "Röntgengerät" und das "CT", wo beim Durchschieben des Teddys am Computerbildschirm das Innenleben betrachtet werden konnte. Die Kinder hatten sichtlich ihre Freude und all die Teddys, Tiger, Katzen, Robben und Faultiere sind nach der Behandlung auch schnell wieder genesen. Und der nächste "echte" Arztbesuch fällt jetzt bestimmt auch nicht mehr so schwer.