• Bericht
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  • Marisa Kaspar
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  • 04.11.2015

Famulatur im hohen Norden

Marisa wird im September eine Famulatur in Norwegen machen, genauer gesagt, in Mo i Rana, der letzten Stadt vor dem nördlichen Polarkreis. Für alle, die das gerne nachmachen wollen, erzählt sie hier von ihren Erfahrungen bei der Bewerbung und gibt Tipps, wie man am besten an eine Auslandsfamulatur kommt.

18. Oktober 2010

Gerade erst von einem vierwöchigen Rucksackurlaub aus Norwegen zurückgekommen, beginnt heute mein Medizinstudium. Ganz klar – ich will so schnell wie möglich zurück nach Skandinavien. Aber da ist es im Urlaub immer so unglaublich teuer, deswegen wäre ein Praktikum gar nicht schlecht. Zum Glück gibt es an der Uni einen Norwegischkurs für Anfänger, in den ich mich erst mal einschreibe. 

14. August 2012

So langsam aber sicher habe ich das Gefühl, auf Norwegisch eine sinnvolle Unterhaltung führen zu können, ohne dauernd nach Worten ringen zu müssen. Leider steht jetzt das Physikum bevor, sodass erst mal keine Chance besteht, nach Norwegen zu fahren. Abgesehen davon bin ich sowieso pleite…

2. Februar 2013

Endlich habe ich meine Bewerbung für eine Famulatur an den bvmd (Bundesvereinigung der Medizinstudenten in Deutschland) abgeschickt. Leider habe ich aber auch von einer Freundin gehört, dass man fast keine Chance hat, hier einen Platz zu bekommen, wenn man nicht selbst beim bvmd mitarbeitet.

5. Mai 2013

Meine Freundin hatte wohl Recht – heute ist die Absage gekommen. So ein Mist, in diesem Jahr wird es wieder nichts mit Norwegen.

13. Juni 2014

Wegen Studium, Klausuren, Doktorarbeit und, laut meinen Eltern, viel zu vielen Hobbys, habe ich einfach keine Zeit, mich aufwendig für eine Famulatur zu bewerben. Neuer Versuch im nächsten Jahr!

22. November 2014

Jetzt habe ich einen guten Plan, wie ich an meine Famulaturstelle komme. Von einer Freundin habe ich erfahren, dass sie einfach Initiativbewerbungen an fünfzehn Krankenhäuser in Schweden geschickt hat und schließlich wirklich in Kiruna gelandet ist. Das müsste in Norwegen doch auch funktionieren.

14. Dezember 2014

Die Liste, bei welchen Krankenhäusern ich mich bewerben will, steht. Zum Glück gibt es das Internet, wie haben die Leute das nur früher gemacht? Die Unikliniken habe ich ausgespart, da ich schon oft gehört habe, dass hier nur Studenten aus Partnerunis für Famulaturen genommen werden. Damit fallen die großen Städte Oslo, Bergen und Trondheim schon mal raus. Dabei sind noch kleine Städte, die nicht wirklich bekannt sind: Mo i Rana, Longyearbyen (ja, das heißt wirklich so!), Levanger und Kirkeness. Und auch wenn's nur wenig Aussichten auf Erfolg gibt, werde ich mich auf den Lofoten bewerben, weil es dort einfach zu schön ist.

Auf den beliebten Lofoten eine Stelle für die Famulatur zu bekommen, wird wohl schwierig. Aber vielleicht kann ich ja danach dorthin reisen!
Foto: Marisa Kaspar

28. Dezember 2014

Heute habe ich die Bewerbungen abgeschickt! Eigentlich hätte ich lernen sollen, aber die Bewerbungen haben dann doch mehr Arbeit gemacht, als erwartet. Norwegisch zu Schreiben unterscheidet sich doch sehr vom Sprechen. Aber ich habe es geschafft! Dank diesem Muster habe ich einen super Lebenslauf hinbekommen und mir ein Anschreiben aus den Fingern gesogen. Und das alles auf Norwegisch. Hoffentlich bekomme ich bei dem Aufwand gute Nachrichten, wenn alle aus dem Weihnachtsurlaub zurück sind!

2. Januar 2015

Das war aber ein kurzer Weihnachtsurlaub – so schnell habe ich gar nicht mit einer Antwort gerechnet. Leider eine Absage aus Kirkeness, die nur Studenten aus Partnerunis nehmen.

10. Januar 2015

Schon wieder eine Absage. Diesmal aus Longyearbyen auf Spitzbergen. So langsam werde ich ziemlich nervös, viele Bewerbungen stehen ja nicht mehr aus. Aber die Absage macht mir auch ein bisschen Hoffnung, so eine nette Mail habe ich selten bekommen. Leider habe das Krankenhaus zwar keine Plätze mehr für Praktikanten, aber wenn ich mal länger in Norwegen arbeiten möchte, solle ich mich doch wieder melden. Das werde ich mir auf jeden Fall merken!

12. Februar 2015

Heute habe ich eine Zusage bekommen! Das lange Warten hat sich also gelohnt. In Mo i Rana sei ich herzlich willkommen, aber die Deutschen wären immer so früh dran mit ihren Bewerbungen. Ich soll mich doch im Mai nochmal melden, wenn ich im Sommer kommen will. Mir soll‘s Recht sein, wenn da alle so spontan sind. Ich habe auf jeden Fall eine Zusage und deshalb einen super Tag!

14. Mai 2015

Heute schreibe ich den Chefarzt der Chirurgie persönlich an, dessen Mailadresse mir gegeben wurde. Postwendend kommt auch nach 15 Minuten eine sehr nette Antwort. Es würden sich alle schon sehr auf mich freuen. Wann genau ich denn kommen wolle, will er noch wissen. Damit ich die Frage nach einer Wohnung und alles andere, was nötig ist, klären kann, gibt er mir gleich noch die Mailadresse seiner Sekretärin.

30. Juni 2015

Jetzt ist wirklich alles geklärt. Da ich gerne im September kommen möchte, wenn die Haupturlaubszeit vorbei ist, konnte die Sekretärin ein Zimmer für mich besorgen. Wie alle anderen, mit denen ich bisher Kontakt hatte, ist auch sie total nett. Langsam merke ich, dass die Norweger unglaublich gerne Smileys in ihren Mails verschicken…
Kleidung bekomme ich zwar vom Krankenhaus, aber was ich dringend noch brauche, ist ein Nachweis, dass ich weder Tuberkulose noch MRSA habe. Nur wer „keimfrei“ ist, darf in Norwegen in einem Krankenhaus arbeiten.

1. Juli 2015

Tuberkulose- und MRSA-Screenings kann man zum Glück beim Betriebsarzt machen lassen – nur leider ist das nicht ganz preiswert. Mit einem um 120 Euro erleichterten Geldbeutel, aber der guten Nachricht, weder MRSA noch TBC zu haben, komme ich vom Betriebsarzt zurück. Die Famulatur kann losgehen!

22. August 2015

Heute geht’s los. Ich bin mittlerweile ganz schön aufgeregt. Hoffentlich sind alle nett. Hoffentlich haben die Leute da oben am Polarkreis keinen zu starken Dialekt, damit ich sie auch verstehe. Und hoffentlich finde ich mich zurecht. Aber es haben ja schon einige vor mir eine Auslandsfamulatur überlebt…
Wie es mir bei dann wirklich bei meiner Famulatur in Norwegen ergangen ist, könnt ihr bald nachlesen. Fotos gibt’s dann natürlich auch!

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