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  • Anna Müller
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  • 19.01.2024

Mein Medizinstudium in Kaunas, Litauen

Mich hat es zum Medizinstudium nach Kaunas in Litauen gezogen. Wie es ist, auf Englisch zu studieren und was Kaunas zum perfekten Studienort macht, erzähle ich hier.

 

 

ich bin Medizinstudentin im 3. Semester in Kaunas, Litauen. Im September 2022 bin ich mit viel Vorfreude und Aufregung in meinen neuen Lebensabschnitt gestartet. Ärztin werden – schon immer mein Traum. Und dann ging es endlich los. Mit dem Flixbus von Berlin nach Kaunas, 18 Stunden Fahrt fühlten sich wie zwei Tage an, aber die Vorfreunde überwog. In Kaunas angekommen, war ich begeistert von der Stadt mit wunderschönem Altstadtkern. Als europäische Kulturhauptstadt 2022 ist Kaunas sehr lebenswert. Neben dem Flixbus bietet Ryanair sehr gute Verbindungen nach Kaunas oder Vilnius aus ganz Deutschland an. 

Nach einer erfolgreichen Ersti-Woche begannen die Vorlesungen. Die internationale Gemeinschaft ist an der Lithuanian University of Health Science (LSMU) sehr eng verknüpft, sodass ich viele Tipps von älteren Studierenden bekam. Die meisten internationalen Studierenden kommen aus Schweden und Israel, gefolgt von Deutschen und weiteren Europäern.

Die Vorlesungen fingen an und es gab keine Schonfrist. Neben Online-Vorlesungen gibt es einige Veranstaltungen in Präsenz in den Laboren.
Die typischen „Bibliotheks-Lerner“ kommen in Kaunas definitiv auf ihre Kosten. Die Bibliothek ist 24h geöffnet und bietet eine gute und moderne Lernatmosphäre. Von Beginn werden während des Semesters Tests und Klausuren geschrieben, sodass man immer am Ball bleiben muss.
Das Studium wird auf Englisch absolviert. Am Anfang eine Herausforderung, aber nach wenigen Wochen war dies für mich Alltag. Schon der Aufnahmetest in Biologie und Chemie war auf English, sodass ich schon vor Studienbeginn erste Berührungspunkte mit dem Studium auf Englisch hatte. 

Das erste Studienjahr orientiert sich in Kaunas nach dem „alten System“ in Deutschland. Fächer wie Anatomie, Histologie oder Biochemie werden getrennt unterrichtet und mit einer Klausur oder mündlichen Prüfung abgeschlossen. Das ändert sich im zweiten Jahr. Ab dann ist das Studium „moduliert“, das bedeutet: es wird nach Körpersystemen gelernt. So findet man Fächer wie Neurologie, Hormonsystem oder Atmung auf seinem Stundenplan.
Die Uni ist sehr praxisorientiert und bindet schon ab dem zweiten Jahr erste klinische Inhalte in den Studienalltag ein. Das Konzept des „Problem based Learning“ ermöglicht es den Studierenden schon während der Vorklinik erste klinische Luft zu schnuppern und gemeinsam einfache Diagnosen zu stellen und Mechanismen zu verstehen. Mit einer der größten Universitäts-Kliniken im Baltikum bietet Kaunas optimale Voraussetzungen für die Ärzteausbildung. 

Außerdem können durch die sognannten „Hybrid-Labs“ weitere praktische Erfahrungen gesammelt werden: in Dreier-Gruppen und mit iPads ausgestattet, werden Erst-Hilfe Szenarien geübt, Verbände anlegen an Puppen erprobt und Patientengespräche simuliert. Das besondere an dem Konzept ist, dass der Dozent teilweise durch das iPad ersetzt wird und die Übungen selbstständig mit eigener Zeiteinteilung absolviert werden können. Als Prüfungsleistung werden ausgewählte Szenarien automatisch gefilmt und dann von Dozenten bewertet. Viele Stunden haben wir uns gegenseitig Verbände angelegt, Herzinfarktpatienten dargestellt und Blutdruckmessen geübt. Neben dem vielen Lernen eine gewünschte Abwechselung, die für viel Spaß sorgte und uns in guter Erinnerung bleibt.

Auch ein Leben abseits von lateinischen Begriffen in Anatomie, unzähligen Enzymen in Biochemie und viel pinker Farbe in Histologie, wird von der Uni gefördert. Viele Sportarten wie Tennis, Fußball oder der litauische Nationalsport Basketball werden kostenlos angeboten. Hier lernt man schnell ältere Semester kennen und hat so einen einen Ausgleich zum vielen Lernen. Wer lieber in der Natur joggt, wird an den Flüssen Memel und Neris schöne Laufstrecken finden. 

Nach drei Semestern kann ich sagen: Kaunas ist ein schöner Studienort, den ich sehr weiterempfehlen kann. Auch wenn ich mich zuerst an die winterlichen Temperaturen gewöhnen musste und die Heimat vermisst habe, kann ich nun Kaunas mein zweites Zuhause nennen. 
 

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