- Tipp
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- Vanessa Bücker
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- 31.05.2012
Rezept für eine gelungene Ärztliche Basisprüfung Teil II
Die Irrungen und Wirrungen unseres Stoffwechsels lassen gern auch den fleißigsten Studenten verzweifeln und Gedanken über Urlaubssemester hegen. Damit ihr den Faden und die Motivation beim Lernen nicht verliert, hat Lokalredakteurin Vanessa Bücker euch ein paar weitere Tipps zur Physikumsprüfung zusammengestellt.
Wie ich bereits in einem früheren Artikel erklärte, besteht die Ärztliche Basisprüfung in Köln aus den vier typischen Fächern Anatomie, Biochemie, Physiologie und Medizinischer Psychologie und Soziologie. Habt ihr die nötigen Fachblöcke erfolgreich absolviert, werdet ihr zur jeweiligen schriftlichen Prüfung zugelassen.
Den 1. Teil des "Rezepts für eine gelungene Ärztliche Basisprüfung" findet ihr hier:
Das Rezept für eine gelungene Ärztliche Basisprüfung Teil I
Hat also alles im vorgesehenen Rahmen und auf Anhieb geklappt, trefft ihr im 4. Semester auf die schriftlichen Prüfungen in Biochemie und Physiologie, sowie die gefürchtete letzte Prüfung: die Mündliche!
Das große Fragezeichen - Biochemie
Beim Lernen der Biochemie gerät man angesichts der vielen Strukturformeln leicht ins Staunen. All diese Informationen sollen es innerhalb kürzester Zeit ins Gedächtnis schaffen und dort bleiben? Auch wenn man als Kölner Student schon Ursprung, Ansatz, Innervation und Funktion von jeglichem Muskel gelernt hat, so stellen die kleinen Buchstaben und Striche der Lewis-Formeln doch meist eine noch größere Herausforderung dar. Aber keine Sorge: Strukturformeln müsst ihr nicht lernen, dafür aber die Stoffwechselwege!
Das A und O für das Bestehen der Äquivalenzprüfung in Biochemie sind die Vorlesungsfolien und Altklausuren, die auf der Seite des Biochemischen Institutes zu finden sind:
Die Rechenübungen im Laufe des Semesters sind ebenfalls sehr zu empfehlen, da sie in abgewandelter Weise auch in der Klausur vorzufinden sind. Gut fünfzehn Punkte lassen sich durch die Rechenaufgaben in der Klausur gewinnen. Die restlichen Aufgaben sind nach dem "Frage-Antwort-Prinzip" aufgebaut - aber Vorsicht: Es gibt keine Multiple Choice - Fragen!
Die Kunst bei Biochemie ist rechtzeitig mit dem Lernen anzufangen. Die Informationsaufnahme im Semester ist in der Regel sehr gering. Vor allem da die Vorlesungen zu
studentenunfreundlichen Uhrzeiten von 8 Uhr c.t. angesetzt sind.
Der zweiwöchige Wahlpflichtblock Biochemie (à zwei Stunden pro Tag) am Ende des Semesters ist sehr gut dafür geeignet, viele Dinge zu wiederholen. Jedoch sollte nicht der Fehler begangen werden erst parallel zum Wahlpflichtblock mit dem Lernen anzufangen. Wer sich vorher noch nicht mit der Biochemie auseinandergesetzt hat, wird sonst Schwierigkeiten bekommen. Und ihr solltet immer im Hinterkopf behalten: Nicht kreuzen, sondern Antworten wissen und formulieren ist wichtig- so besteht ihr die Klausur!
Büchertipps: Der von Medizinstudenten für Medizinstudenten geschriebene "Horn" vermittelt die wichtigen Fakten und ist vor allem für alle Chemie-Muffel einfach gehalten. Nur mit dem Horn und den Vorlesungsfolien solltet ihr bestehen. Zusätzlich könnt ihr die Duale Reihe zu Rate ziehen, vor allem für das Genetik-Kapitel. Die Duale Reihe ist zwar detail- und seitenreicher, jedoch zum Nachlesen und Wiederholen gut geeignet.
Das Tückische an der Physiologie
In der Physiologie habt ihr durch die Praktika und Prosaklausuren im Semester den kompletten Lernstoff (oder das Meiste davon) schon einmal gehört. Das ist der Vorteil gegenüber der Biochemie. Dennoch bedeutet dies nicht, dass ihr euch auf euren Lorbeeren ausruhen könnt. Denn die Äquivalenzprüfung kann sehr viel anspruchsvoller ausfallen. Wie viel schwieriger sie ist, scheint dem Hörensagen nach dem Zufall überlassen und von Semester zu Semester unterschiedlich zu sein.
Das Zaubermittel in Physiologie heißt: Kreuzen! Altklausuren und MediScript - CDs sollten eine gute Basis schaffen, die mit möglichst vielen Details aufgebaut werden sollte. Zählen für die Prosaklausuren im Semester vor allem die Themen der Praktika, so ist dies im Physikum nicht mehr der Fall. Ihr solltet auf möglichst Alles gefasst sein.
Leider wird die Physiologie-Äquivalenzprüfung oft unterschätzt. Ihr solltet euch im Klaren darüber sein, dass nicht nur das IMPP irrsinnige Klausurfragen stellen kann, sondern auch die Lehrkräfte an der eigenen Uni. Denn schließlich sind sie es, die im Kölner Modellstudiengang die Physikumsprüfungen austüfteln.
Büchertipps: Es gibt viele Physiologie Lehrbücher. Das Standardwerk, das vom Institut angepriesen wird, ist der "Hescheler", dessen Autor Institutsleiter am Physiologischen Institut hier in Köln ist. Leider ist es ein dicker Schinken mit vielen irrelevante Fakten, der aber auch relevanten Stoff auslässt. Letztendlich gibt es viele Bäume im Wald und ihr solltet euch das Buch aussuchen, mit dem ihr am Besten lernen könnt.
Das Grauen am Ende: die Mündliche Prüfung
Die Mündliche Prüfung besteht aus zwei Fächern und kann sich aus allen möglichen Kombinationen zusammensetzen. Zur Auswahl stehen Biochemie, Physiologie, Anatomie und Medizinische Soziologie/ Psychologie.
Meist am Wochenende nach den schriftlichen Klausuren wird der Termin für die mündliche Prüfung online gestellt. Dabei legt jeweils eine Gruppe von acht Personen bei denselben zwei Prüfern ihre Mündliche ab. Die Gruppe wird noch zweigeteilt, sodass es jeweils eine Vierergruppe am Vormittag und am Nachmittag gibt. Meistens werden zwei Gruppen, also sechzehn Leute insgesamt, an einem Tag geprüft.
Das Datum steht also schon früh fest. Meist beginnt die Prüfungsphase der Mündlichen gut zweieinhalb Wochen später. Welchen Prüfer man hat weiß man zum Zeitpunkt der Termineinteilung noch nicht. Mindestens zwölf Tage vor der Prüfung bekommt man die Ladung per Post nach Hause geschickt. In dieser steht auch euere Prüferkombi drin! Ab dann heißt es: Lernen, lernen, lernen!
Der gemeinsame Endgegner
Sind die Termine raus, findet man sich in seiner Gruppe zusammen - meist geschieht dies über facebook oder die gängigen Mailverteiler. Alle fiebern den Ladungen entgegen, denn ab dann weiß man mit welchem "Endgegner" man es zu tun hat.
Viele beginnen schon in dieser Anfangsphase mit dem Wiederholen von Anatomie - obwohl sie ihre Prüferkombination noch gar nicht kennen. Immerhin ist dieses Fach schon etwas länger her und im Gehirn von Physiologie sowie Biochemie "verdrängt" worden.
Sobald einer aus der Gruppe die Ladung hat, teilt er es den anderen mit. Man sollte umgehend einen Termin ausmachen, um im Skriptenzimmer zusammen die Altprotokolle abzuholen. Je nach Gusto wird die Lernzeit gerne in den jeweiligen Gruppen oder Kleingruppen gestaltet, um sich optimal auf die Prüfung vorzubereiten. Die Angst vor der Mündlichen besiegt man bekanntlich damit, sie vorher öfters durchzuspielen.
Das gemeinsame Lernen gegen den gleichen "Gegner" verbindet natürlich. Viele lernen an der Uni, sitzen dort an den aufgereihten Holztischen mit ihren Bücherbergen, gestapelten Kaffeebechern und leeren Süßigkeitspackungen. Freundschaften entwickeln sich, man verbündet sich gegen die Prüfer. Es gibt Hochphasen, in denen man sich stark fühlt und weiß, dass man die Prüfungssituation mit Leichtigkeit schafft. Und Tiefphasen, in denen man über Studienabbruch nachdenkt und über Altprotokolle schmunzelt.
Eine kleine Anekdote: Ich brütete mit meiner Lernpartnerin über Reflexbögen und den Altprotokollen, als uns eine besondere Frage in die Augen stach: "Berechnen Sie die Zeit für den Patellarsehnenreflex! Wie ändert sich die Zeit auf dem Mond und Jupiter?" Ein Paradebeispiel für die klinische Relevanz, mit welcher der gemeine Vorkliniker bombardiert wird.
Schwitzige Situation
Ihr werdet zu viert in der Prüfung sitzen und nacheinander in einem Fach geprüft. Anschließend ist das zweite Fach dran. Je nach Prüfer werden Fragen an andere Kommilitonen weitergegeben. In der Regel werdet ihr pro Prüfer etwa 20 bis 25 min. ausgefragt.
Wie die Prüfungssituation abläuft, hängt stark vom Prüfer ab. Es gibt angenehme und weniger angenehme, berechenbare und weniger berechenbare Prüfer. Doch wichtig für jedwede Prüfung ist: Lasst euch nicht aus der Ruhe bringen! Manchmal wollen die Prüfer genau ein Wort hören, das euch einfach nicht einfallen will. So sehr ihr auch ins Schwitzen geratet: Ruhe bewahren ist das oberste Gebot!
Seid euch sicher in euren Antworten, aber nicht arrogant! Seid vor allem einsichtig, wenn euch der Prüfer eines Besseren belehrt und diskutiert nicht. Die meisten Prüfer wollen nichts Böses von euch, auch wenn ihr das denken mögt.
Happy End?
Schlussendlich schaffen es die Meisten durch die Mündliche Prüfung. Das langersehnte Paradies ist dann endlich gekommen. Die Klinik darf Einzug in euer Leben halten! Die Bücher werden in die hinterste Ecke des Regals geschmissen, Ordner verbrannt und Jubeltänze aufgeführt. Nach der Prüfungszeit wollen die Meisten jedoch nur Eins: schlafen bis die Klinik sie wieder weckt.