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  • Maxi Bergner
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  • 04.03.2016

Ich hab da mal ne Frage ...

Sobald man mit dem Medizinstudium beginnt, ist man nicht mehr nur Freund, sondern auch wandelnder Diagnostiker – zumindest in den Augen der Freunde.

Weinparty - Foto: ©olly/Fotolia.com

 Bei einem Gläschen Wein kann man den Medizinstudenten doch bestimmt mal fragen, was man gegen Magengrummeln tun kann. ©olly/Fotolia.com

 

Wir kennen es von Ärzten im Bekanntenkreis oder auch aus diversen Sketchen im Fernsehen – auf jeder Party werden Mediziner mindestens einmal vertraulich in eine stille Ecke gezogen, um schnell eine neu aufgetretene Körperproblematik zu beurteilen. Nun, sie haben es ja schließlich alles einmal in ihrer Studienzeit gehört, deshalb ist Arzt gleich Arzt und der Gynäkologe kann sich bestimmt auch zu den komischen Augenzuckungen des Neffen äußern.


Interessant ist jedoch das Phänomen, dass nun auch mir, der kleinen Drittsemestlerin, immer öfter solche Fragen gestellt werden. In Gedanken schwelge ich im Lipidstoffwechsel und sinniere über die Herzerregung, da schiebt sich ein besorgtes Gesicht vor meine Augen und fragt unterschwellig aufgeregt, ob ich denn wüsste, warum seit zwei Wochen immer nach dem Essen der Magen drückt. Und ob ich da nicht ein Medikament empfehlen könnte. Erstaunt bleibt mein Phantasie-Herz mitten in der Erregungsweiterleitung stecken, auf dem EKG erscheint ein AV-Block – darauf habe ich leider keine Antwort. Mein Gegenüber schaut mich enttäuscht an, murmelt „Du studierst doch Medizin“ und lässt mich perplex zurück.


Und ich frage mich, was einen Medizinstudenten vom ersten Semester an anscheinend wirken lässt, als würde er sich schon vollkommen im menschlichen Körper auskennen. Ist es die fremde Sprache, die wir sehr schnell sehr automatisch benutzen? Das gestresste Gesicht mit Augenringen, das einem schon von weitem verrät, dass die letzte Lernsession wieder lange gedauert hat? Oder einfach nur das Unwissen, dass in den ersten zwei Jahren Uni diese Session eben „nur“ aus Grundlagenfächern besteht? Der Ruf des elitären Studiums erweckt jedenfalls den Anschein, dass man auf dem Weg zum Gott in Weiß – als Halbgott sozusagen – doch bestimmt schon einige Therapieansätze erlernt hat. Nur das Rezepteunterschreibendürfen, das kommt eben erst später mit der Approbation.


Ob das ab jetzt wohl immer so sein wird, dass man weniger Person als schneller Helfer in medizinischen Dingen ist? Die vielen Aspekte, die es abzuwägen galt, bevor man das Studium antritt – kann ich Blut sehen, möchte ich Blut sehen, schaffe ich es, eine Nacht lang wachzubleiben (das wurde natürlich nur zu Studienzwecken bezüglich späterer Nachtschichten ausgetestet!). Aber ob ich vom Freund zum wandelnden Pschyrembel werden möchte, das habe ich mich nicht gefragt. Vielleicht ist genau das jedoch der wahre Hintergrund, wenn wir sagen, wir studieren Medizin, um zu helfen. Hilfe beschränkt sich eben nicht auf den 8-Stunden-plus-Arbeitstag, sie ist eine Eigenschaft, die jeder gute Arzt immer in sich tragen sollte. Auch abends, bei lauter Musik und mit einem Glas in der Hand.


Mit dieser Erkenntnis bin ich dann damals übrigens nochmal zu besagtem Freund gegangen, habe ihn nach seinem derzeitigen Stresslevel gefragt („sehr hoch, Klausurenphase, weißt du?“) und daraus auf eine kleine Magenentzündung geschlossen. Selbst ein Medikament konnte ich empfehlen, nämlich ein rezeptfreies Pflanzenprodukt. Nicht etwa, weil ich das im Studium gelernt hätte, sondern weil ich das selber gerne bei Magengrummeln nehme. Der Halbgott hat einfach an Omas Ratschläge in Kindertagen gedacht.


Und weil wir grade dabei waren, hab ich den WiWi-Studenten im 3. Semester gleich mal gefragt, wie das so ist, mit der Steuererklärung im Studium. Er studiert doch schließlich Wirtschaftswissenschaften ...

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