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- Larissa Schuchardt
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- 17.01.2014
Das medizinische Simulationszentrum
In Moldawien entsteht ein hochmodernes Simulationszentrum für die Medizinische Ausbildung, nach dem sich jeder deutsche Medizinstudent die Finger lecken würde. Hier gibt euch Larissa erste Eindrücke aus diesem Medizinerparadies.
Die meisten Studenten assoziieren den 1. Januar eines neuen Jahres wohl mit Ausschlafen, Kater kurieren und bestenfalls Sektfrühstück (um den Kater zu kurieren?). Für mich begann 2014 jedoch ungewöhnlich – mit einer rumpelnden Bustour quer durch Moldawien. Denn seit 2012 gibt es einen Austausch zwischen Lübeck und der Universität in Chişinău. Das Team aus zwei Lübecker Professoren sowie zwei Medizinstudenten machte sich auf den Weg in Moldawiens Hauptstadt Chişinău, um dem Centrul Universitar de Simulare in Instruirea Medicala (CUSIM) einen Besuch abzustatten. Durch den Austausch besteht auch für Lübecker Studenten die Möglichkeit, einmal in den Genuss des Simulations-Zentrums zu kommen.
Das Simulationszentrum
Das CUSIM gehört zur Universitatea de Stat de Medicina si Farmacie 'Nicolae Testemitanu'. Es ist die Staatlichen Universität für Medizin und Pharmazie 'Nicolae Testemitanu' und gleichzeitig die einzige Universität in Moldawien, an der man Humanmedizin studieren kann. Die Weiterbildungsprogramme richten sich in erster Linie an Ärzte aus Moldawien, Rumänien und der Ukraine. Allerdings sollen natürlich auch Studenten die Möglichkeit zum Üben an den mehr als 40 unterschiedlichsten Simulationsgeräten bekommen. Bis zu vier Terminen im Semester sowie freie Übungszeit ist geplant. Verglichen mit den Simulationstrainings in Lübeck (das „TÜFTL“ – Trainings- und Übungszentrum für ärztliche Fähigkeiten und Techniken Lübeck und „LARS“ – Lübecker Anästhesie- und Reanimations-Simulator), denen man nur wenige Male im Curriculum begegnet, ist das viel! Die Programme laufen erst zu Beginn des Jahres 2014 an. Pläne gibt es jedoch viele: Nicht nur Ärzte und Medizinstudenten, sondern auch Kurse für paramedizinische Berufsgruppen wie Polizisten, Feuerwehrleute, Sanitäter etc. sollen angeboten werden.
Willkommen im CUSIM!
Schon optisch hebt sich das frisch renovierte Gebäude von den umliegenden ab. Noch beeindruckender ist es im Simulationszentrum selbst.
Ubiquitär sind die Flaggen der Universität, Moldawiens, und des Hauptsponsors EU: Prof. Karl Klotz, einer unserer Mitreisenden, war sogar beauftragt, ein Gutachten für die EU über die verschiedenen Anschaffungen zu erstellen. Lübeck ist international!
Im Erdgeschoss kann der Weg des Patienten vom Rettungswagen über den ER (Emergency Room) bis zur ICU (Intensive Care Unit, Intensivstation) nachgestellt werden. Scheinbar ist der Patient aufgrund seines instabilen Oberkörpers intubationspflichtig geworden – ein Fall für den Lübecker Medizinstudenten Silvan Tiemann.
Hinter den Kulissen: Einer von insgesamt acht Anästhesisten des Lehrteams sitzt hinter den verspiegelten Scheiben und kann über mehrere Kameras und Mikrofone mit dem „behandelnden Arzt“ kommunizieren. Selbstverständlich können die Puppen auch sprechen – das wird ebenfalls aus der Kommandozentrale gesteuert.
Ein Anästhesie-, ein Kinder- und ein Gyn-OP lassen die verschiedenen Fachrichtungen an dem Zentrum teilhaben. Der Anästhesie-OP erkennt die verabreichten Medikamente mithilfe von Barcodes an den Applikatoren und lässt die Puppen dementsprechend reagieren. Da lohnt sich noch ein schneller Blick in die Duale Reihe Anästhesie.
Auch Simulatoren für Laparoskopie, Bronchoskopie, Koloskopie, Sonographie usw. gibt es zu Genüge. Das interessante ist, dass die Simulatoren besser ausgerüstet sind, als die Krankenhäuser in Chişinău. Das erklärt sich natürlich zum einen mit dem internationalen Publikum, zum anderen soll es Ärzte motivieren, sich für eine Modernisierung der Krankenhausgeräte einzusetzen. Nachdem wir jedoch die Begeisterung der zuständigen Ärzte, allen vorweg der Oberarzt der Anästhesie, Ion Chesov, für ihr Projekt erlebt haben, dürfte auch das nicht lange dauern.
Weiter oben im Gebäude finden sich mehrere topmodern ausgestattete Konferenzräume sowie alles, was das Herz des Schauspielpatienten begehrt: Zehn voll ausgestattete Untersuchungsräume warten hier auf Inspektion, Palpation, Perkussion und Auskultation.
Im verglasten Dachgeschoss befindet sich ein Pausenraum für die jetzt simulationserprobten Ärzte. Schwer beeindruckt von dem ganzen Zentrum ziehen wir den Hut vor Oberarzt Chesov, dem Beauftragten für die Planung, und dem Direktor der medizinischen Universität, Ion Ababii, die in kürzester Zeit all das auf die Beine gestellt haben! Zum Schluss stoßen wir mit moldawischem Cricova-Sekt auf das neue Jahr und den Beginn der Lehrprogramme an. Prost! Auf das CUSIM!
Zuletzt noch ein Tipp für Lübecker Medizinstudenten: wer sich für eine Famulatur oder ein Auslandssemester in Chişinău interessiert, wendet sich am besten direkt an Prof. Karl-Friedrich Klotz oder Frau Bernadette Sagel vom International Office in Haus 2.