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  • Jessica Splett
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  • 03.05.2021

Abi und jetzt? - Mein FSJ vor dem Studienbeginn

Jessica hat das Abitur in der Tasche. Doch schon steht die nächste große Frage im Raum. Wird sie direkt zum Medizinstudium zugelassen? Und was, wenn sie keinen Platz bekommt? Hier berichtet Jessica, wie sie die Zeit bis zum Studienstart überbrückt hat.

 

 

Ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) ist für viele Abiturientinnen und Abiturienten eine gute Überbrückung bis zum Studienstart. So auch für mich. Ich stand in einer wirklich glücklichen Position, weil ich tatsächlich direkt im selben Jahr eine Zulassung erhielt. Doch zuvor habe auch ich mir Gedanken gemacht, wie es um meine Zukunft und großen Traum des Medizinstudiums steht – denn auch eine gute Abiturdurchschnittsnote ist ja mittlerweile keine Sicherheit mehr für eine Zulassung.

Trotz der Zusage zum Studium in Magdeburg, beschloss ich, mein im August begonnenes FSJ weiterzuführen. Schon jetzt kann ich sagen, dass es ein Jahr voller neuer Eindrücke vom Klinikalltag, wertvoller neuer Erfahrungen und vor allem ganz viel persönliche Weiterentwicklung war. Eigentlich war das FSJ im Klinikbereich wie eine Art verlängertes Pflegepraktikum, das jeder Medizinstudent für drei Monate vor dem Physikum abhalten muss. Erfüllt dein FSJ einige Regeln, kannst du es dir direkt als Pflegepraktikum anrechnen lassen und hast so in deinen Semesterferien mehr Freizeit – und die kann man ja im Studium mehr als genug brauchen.

Neben all den praktischen Erfahrungen, die du mitnimmst, kannst du dir mit einem FSJ aber auch bessere Chancen im nächsten Bewerbungsverfahren verschaffen, falls du zuvor keinen Platz erhalten hast. Ein freiwilliges soziales Jahr wird ab 11 abgeleisteten Monaten als Dienst anerkannt. Wichtig ist nur, dass diese 11 Monate bis zu einem bestimmten Stichtag erreicht werden, den du auf hochschulstart.de finden kannst. Dort findest du auch sämtliche Informationen, wie dir ein FSJ bei einer Bewerbung an den jeweiligen Unis angerechnet wird.

Doch was genau machst du jetzt bei einem FSJ auf Station? Natürlich hängt das ein wenig davon ab, auf welcher Station du eingeteilt bist, aber in den grundlegenden Aufgaben unterscheidet sich das nicht. Du übernimmst pflegerische Aufgaben, sprich, du unterstützt die ausgebildeten Pflegekräfte der Station. Patienten bei der Körperpflege helfen, sie auf die Toilette begleiten, beim Essen und Trinken unterstützen oder auch bei der Pflege von bettlägerigen Patienten zur Hand gehen, all das sind Teile deines Aufgabenbereichs. Du mobilisierst Patienten, das heißt, du hilfst ihnen beim Aufstehen und Laufen und lernst auch etwas über die Lagerung von Patienten im Bett. Neben direkten Aufgaben am Patienten, wozu auch das Messen von Vitalzeichen wie Temperatur, Puls, Sauerstoffsättigung und Blutdruck gehören, sind auch Servicetätigkeiten  wie Essen austeilen oder Lager und Pflegewagen auffüllen Teile eines FSJs.

Ich persönlich bringe auch immer wieder Blut zum Labor, erledige andere Botengänge oder bringe Patienten zur Untersuchung. Besonders schön war es, wenn ich Zeit hatte, mich mit den Patienten zu unterhalten, mit ihnen direkt im Kontakt zu sein und ihnen auch das ein oder andere Mal ein Lächeln auf die Lippen zaubern zu können. Vermutlich ist jede*r, der ein Studium anstrebt, Feuer und Flamme, auch mal bei den Ärzten mitzugehen. Hier hatte ich immer wieder Glück und durfte bei Untersuchungen zuschauen oder manchmal sogar aktiv mitwirken – ein absolutes Highlight. Die Regel war es jedoch nicht. Aber genau diese Momente haben mir immer wieder Kraft geschenkt für den Rest des FSJs. Denn was man ganz klar sagen muss: Die Pflege ist ein wahrer Knochenjob und die Arbeit als FSJler nicht immer leicht und spaßig.

Besonders jetzt zum Ende merke ich, wie die Luft langsam raus ist und ich gerne meinen Kopf wieder mehr fordern möchte. Mein FSJ war auf jeden Fall lehrreich, weniger vom theoretisch medizinischen Aspekt her, sondern größtenteils zwischenmenschlich und persönlich. Ich habe gelernt, wie ich mit Menschen mit bestimmten Krankheiten umgehe, wie ich auf Patienten in verschiedensten Situationen eingehen und sie unterstützen kann. Außerdem sind mir nun viele pflegerische Handgriffe geläufig und die Arbeit der Pflege sehe ich aus einer ganz neuen Perspektive, die mir auch für mein späteres Leben und den Berufsalltag sicher ganz viel mitgeben wird.

Ich habe superliebe Menschen kennengelernt, Kollegen, Ärzte, Famulanten, Praktikanten oder andere FSJler*innen. Es war nicht immer leicht, doch es gab viele lustige, schöne und bewegende Momente. Was ich in diesem Jahr gemerkt habe ist, dass ich voller Wissensdurst stecke und die Medizin ganz bestimmt zu mir passen wird. Und vielleicht zeigt auch dir das FSJ, ob die Medizin etwas für dich ist – oder eben nicht. So oder so nimmst du in jedem Fall etwas daraus mit. Meine Vorfreude steigt und ich kann es kaum erwarten, bis auch mein Studium beginnt.

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