• Bericht
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  • Arne Ilse
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  • 21.07.2016

Der Paul-Ehrlich-Contest 2016

Von „Buzzer-liomen“ und Ruhm und Ehre

Eine der Disziplinen im Contest: Blickdiagnosen (Foto: Constanze Vogt)

 

Dicht gedrängt stehen zwei dutzend Medizinstudenten in einem Hörsaal der Berliner Charité. Sie schauen auf die Projektionsfläche, vor ihnen Stehtische und große rote Buzzer. Ein Bild erscheint, ein EKG. Fast sofort ertönt ein lautes Geräusch und das Bild verschwindet: Jemand hat gebuzzert, Hinterwandinfarkt. Weiter geht’s. Ein CT von einem Kopf. Wieder der Buzzer, Epiduralhämatom. Mitten drin die Magdeburger:
In blauen Polo-Shirts mit weißem Fakultätslogo und konzentriertem Blick.

Die Szene gleicht einer Mischung aus mündlicher Prüfung und Quizshow: Der Paul-Ehrlich-Contest am 23. und 24. Juni 2016 in Berlin. Einst von der Charité als Benjamin-Franklin-Contest gegründet, dann von Frankfurt als Goethe-Contest weitergeführt, wird er nun abwechselnd in geraden Jahren an der Charité
und in ungeraden in Frankfurt veranstaltet.


Dabei treten dieses Jahr 15 Teams aus deutschen und österreichischen Fakultäten in verschiedenen Kategorien gegeneinander an. So werden Bilder medizinischer Diagnosen in Sekundenschnelle erkannt, Fälle anhand angeforderter Diagnostik gelöst und MC-Fragen beantwortet. Und dann das: Zwei Menschen
sind im Hörsaal umgekippt, Notfallkoffer liegen bereit. Jetzt geht es um Schnelligkeit und darum, nichts zu vergessen. Die Menschen sind zwar nur Puppen, aber die Jury ist knallhart: Handschuhe anziehen, ansprechen, mit der Reanimation beginnen, Atemweg sichern, Zugang legen. Medikamente aufgezogen?
Schock empfohlen? Und jetzt? Bei einigen Teams wirkt das wie Routine, es wurde vorher viel geübt. Einige bereiten sich sogar ein ganzes Jahr auf den Contest vor.

Das Magdeburger Team – Laura Marquardt, Prisca Alt, Lukas Wien, Marc Gottschalk und Arne Ilse – trainiert seit April. Sie hatten sich in einem fakultätsinternen Vorentscheid gegen zwei andere Teams durchgesetzt. Über das Sommersemester haben sie sich dann zweimal die Woche getroffen, Fälle gelöst,
Bilder erkannt und gemeinsam gerätselt und gelernt. Bei jeweils einem Treffen pro Woche wurden sie dabei von ihrem Teamcoach, Professor Andreas Gardemann, Leiter des Bereichs Pathobiochemie, unterstützt. Er ist so etwas wie der Contest-Veteran in Magdeburg: Auch die vorherigen beiden Teams hat
Prof. Gardemann schon begleitet. Außerdem geholfen haben die Hautklinik und die Klinik für Radiologie. In eigens auf den Contest abgestimmten Treffen wurden Bilder geübt und die wichtigsten Sachverhalte besprochen.

Doch hat sich die ganze Arbeit auch gelohnt? „Auf jeden Fall!“, findet Prisca, eine der Teilnehmerinnen aus Magdeburg. „Diese Art von Aufgaben bietet einfach eine große Praxisnähe durch das fächerübergreifende Fälle lösen, durch die Blickdiagnosen und die praktischen Aufgaben. Außerdem kann man sich so mit Studierenden aus verschiedenen Fakultäten treffen und nicht zuletzt machen das gemeinsame Lernen und Rätseln natürlich riesig viel Spaß.“

Auch den anderen Studierenden merkt man den Spaß an, nicht zuletzt durch die abwechslungsreiche T-Shirt-Wahl. Neben Magdeburg, die für den Contest Shirts mit dem begeißelten Parasit „Giardia lamblia“ einmal mit unglücklichem und einmal mit glücklichem Gesicht und der Aufschrift „Don't worry, be happy!“ bedruckt hatten, gab es noch die Frankfurter, die sich kreativ die „Frankfurter Buzzer-liome“ nannten.


Aufgeteilt ist der Contest in drei Vorrunden zu je 5 Teams, von denen jeweils die beiden besten Teams weiter kommen. Dabei waren auch diejenigen Teams, die die Vorrunde nicht geschafft haben und am nächsten Tag beim Finale nur zuschauen konnten, nicht sauer – nur etwas enttäuscht vielleicht – immerhin
misst man sich hier mit einigen der besten Medizinstudierenden Deutschlands und Österreichs.

Für die Magdeburger ist es nach der Vorrunde noch nicht vorbei: Sie konnten sich aus ihrer Gruppe gemeinsam mit Dresden für das Finale qualifizieren. Insgesamt 6 von 15 Teams kommen weiter, unter ihnen auch ein österreichisches. Das Finale ist dann noch anstrengender als die Vorrunde: Mehr Fälle,
mehr Bilder, mehr MC-Fragen, mehr praktische Aufgaben. Und dann ist es vorbei: Magdeburg auf Platz 4, das Treppchen nur um wenige Punkte knapp verfehlt. Sieger ist das Team aus Berlin. Und genauso intensiv wie der Contest ist dann die Feier am Abend: Zu Live-Musik wird in einem Berliner Club getanzt bis in die frühen Morgenstunden.

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