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  • Jessica Splett
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  • 27.09.2024

Von der Vorklinik in die Klinik: Ist jetzt alles besser?

Nach der Vorklinik und dem Physikum wird alles besser. Tatsächlich? Hier mein Fazit aus zwei Semestern Klinik.

 

 

Nach dem bestandenen Physikum im September ging es im Oktober gleich weiter in einen neuen, aufregenden Abschnitt des Medizinstudiums. Zwei Jahre Vorklinik, die von allerlei naturwissenschaftlichen Grundlagenfächern geprägt waren, hatte ich geschafft. Nun erwarteten mich thematisch ganz andere Gebiete.
 

So war mein Start ins 5. Semester

Um ehrlich zu sein, war ich direkt überfordert von der Menge und Diversität der Fächer. Viele davon erstreckten sich über das 5. und 6. Semester, andere fanden jeweils nur in einem der Semester statt. Zusätzlich muss man im klinischen Abschnitt ein Wahlfach belegen. Meine Wahl fiel auf Psychiatrie. Hier fand ich es schön, dass zumindest einmal im Studium die eigenen Interessen eine größere Rolle spielen. 

An manchen Tagen hätte ich von früh bis spät an Vorlesungen teilnehmen können, dazu noch Seminare und kleine praktische Unterrichtseinheiten. Schnell merkte ich, dass meine Energiereserven noch nicht wirklich gefüllt waren und sich eine Art „Post-Physikumstief“ einstellte. Ich konnte mich schwer konzentrieren, meine Motivation war oft irgendwo anders versteckt und ich fragte mich: „Wie habe ich bloß das Staatsexamen geschafft?“'
 

Geht es nur mir so?

Was ich von anderen hörte, erging es ihnen ähnlich. Das ließ mein Gemüt etwas ruhiger werden. Ich war mit meinen Gedanken und Gefühlen nicht allein und der Austausch mit Kommilitonen und Kommilitoninnen tat mir gut. 
 

Wie erarbeitete ich mir die Inhalte?

Irgendwie schaffte ich das Semester. Ich arbeitete die Vorlesungsinhalte anhand der Folien und mit Hilfe von z. B. via medici nach. Dennoch konnte ich dem Tempo nur schwer standhalten. Nachdem das Semester dann anfing, die Wochen vergingen und Weihnachten und Neujahr vorbei waren, standen schneller als mir lieb war, wieder Klausuren an. Ich war kurz davor, mich von diesen abzumelden.

„Wie zur Hölle soll ich die ganzen Inhalte lernen und dann noch eine Klausur bestehen?“

Diese Herausforderung stellte sich als weitere Möglichkeit dar, etwas über das Studieren und über mich selbst zu lernen. Du kannst nicht – niemals – alles wissen.

Und los ging es mit den Klausuren …

Ich schaute also, wie ich erst einmal einen Grundstock an Wissen aufbauen und dann noch irgendwie klausurrelevante Fakten dazwischenschieben konnte. Zwischendurch holte ich mir unterstützende Worte bei meinem Bruder. Am wichtigsten war es, zuerst einmal einen klaren Kopf zu bekommen.

Als schließlich alle Klausurergebnisse da waren, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen.
Ferien, freie Zeit.
Ich beschloss bewusst, in den Ferien zwischen dem Winter- und Sommersemester keine Famulaturen zu machen. Lieber füllte ich meine Energiereserven auf.
 

Und wie war es dann im sechsten Semester?

Das sechste Semester verlief ähnlich wie das fünfte. Was mir aber besonders gefiel, waren die praktischen Stunden in der Psychiatrie. Hier konnten wir uns im Anamnesetraining üben und erste wertvolle Gespräche mit Betroffenen führen. Des Weiteren mussten wir einen Fallbericht zu einem dieser Gespräche verfassen, was aus meiner Sicht eine gute Übung für die später im Beruf bevorstehende Dokumentation darstellte.

Als es dann in die Klausurenphase ging, waren die Zweifel zwar immer noch vorhanden, doch merkte ich, dass ich entspannter in die Situation hineingehen konnte.
 

Ist in der Klinik alles besser?

Natürlich kann ich nun nur von zwei Semestern sprechen. Ich sehe das aus zwei Perspektiven – eine zustimmende und eine, die dem eher widersprechen würde.

Fange ich mal mit dem an, was die Aussage aus meinem Empfinden abschwächt:

1. Die Fülle an Fächern kann schlichtweg überfordern. In der Vorklinik hatte jedes einzelne Fach zwar einen größeren Anteil, dafür musste man inhaltlich nicht so oft umdenken.

2. Klinik bedeutet meinem Erachten nach wirklich oft stures Auswendiglernen. In der Vorklinik war es für mich leichter, die Zusammenhänge zu verstehen. Würde man dies nun im klinischen Abschnitt für jedes Fach versuchen, würde man nie fertig werden.

3. Die Organisation des klinischen Abschnitts erscheint mir teils weniger gut als in der Vorklinik.

4. Zumindest im 3. Studienjahr haben wir noch immer wenig Patientenkontakt.
 

Und was ist besser in der Klinik?'

1. Keine wöchentlichen Testate mehr! Dadurch hatte ich das Gefühl, das Semester deutlich entspannter angehen zu können.

2. Etwas mehr praktische Inhalte.

3. Famulaturen! (Auch wenn diese natürlich viel Zeit in den Ferien in Anspruch nehmen.)

4. Dozenten und Dozentinnen, die zum Teil entspannter sind ;)
 

Nun ist die Hälfte des Studiums geschafft, Famulaturen stehen an, und trotz einiger Schwierigkeiten im dritten Jahr freue ich mich auf alles, was noch kommen wird!


 

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