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  • Saskia Kraus
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  • 03.11.2022

Heureka, die Vorbereitungswochen sind vorbei

Ellenlange Physikprotokolle, Chemie-Seminare, Mathe - die Vorbereitungswoche hatte es in sich. Saskia erzählt, wie sie sich durchgekämpft hat.

 

 

Immerhin sind jetzt die Vorbereitungswochen rum. Zumindest hoffe ich das. Zwei der vier Prüfungen habe ich auf jeden Fall bestanden. Terminologie und Biomathematik waren kein großes Hexenwerk, würde ich zumindest behaupten. Ob ich Physik und Chemie bestanden habe, weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Wenn ich nicht mindestens 60% der Fragen richtig gekreuzt habe, dann geht es wohl oder übel in die Nachprüfung.

Diese vier Wochen waren extrem hart und anstrengend, zumindest für mich. Bestimmte Vorlesungen habe ich bereits nach einer Woche geskippt. Aber das war nicht das Problem. Neben ellenlangen Physikprotokollen mit der allerseits beliebten Fehlerrechnung, die nach jedem Physik-Praktikum abgegeben werden müssen und nach den Chemie-Seminaren brauchte ich nichts mehr. Des Öfteren hatte ich das Gefühl, jemand würde eine Achterbahn in meinem Kopf bauen wollen.  

Ich muss zugeben, dass ich diese vier Wochen, von denen fast alle sagen, sie seien hart, unterschätzt hatte. Statt langsam in die Materie eingeführt zu werden, wurden wir ins eiskalte Wasser geworfen. Das Gefühl der Überforderung und der Gedanke, im falschen Studium zu sein und damit gerade einen riesengroßen Fehler zu begehen, hatte ich in diesen Vorbereitungswochen oft. Das mag auch daran liegen, dass ich mir selbst einen großen Druck mache und die Erwartungen an mich selbst dementsprechend groß sind. Gerade auch deswegen kam ich in dieser Zeit oft an die Grenzen meiner Belastbarkeit und ich muss zugeben, ich hätte keine weiteren zwei Wochen in diesem Rhythmus mehr durchgehalten.

Wer jetzt beim Lesen dieses Textes einen Herzinfarkt bekommt, dem sei gesagt: Es sind nur vier Wochen. Dieses Motto hat zumindest mir geholfen. Es soll jetzt danach besser, also etwas entspannter werden. Mein Problem in den Vorbereitungswochen war, dass mir stellenweise einfach alles zu viel wurde. Denn neben dem Uni-Leben habe ich gemerkt, dass es auch einen riesengroßen Unterschied macht, nicht mehr im Hotel Mama zu wohnen. Kochen, aufräumen, den Müll immer selbst rausbringen und auch nach zwei Wochen die Erkenntnis, dass sich der Briefkasten nicht von alleine leert - in meiner Wohnung in Mannheim herrschte regelmäßig Chaos. Gut, dass ich durch das Uni-Programm eh nicht viel in meiner Wohnung war.
Aber jetzt habe ich Zeit, aufzuräumen und nach der letzten Klausur (Chemie) werde ich die Füße hochlegen, nichts tun und das Leben genießen.

Gerade weil diese Wochen hart waren, bin ich stolz auf mich, dass ich die erste Hürde geschafft habe. Was ich während des Lernens vor allem gemerkt habe: Man muss sich die richtigen Leute suchen, mit denen man lernt und gemeinsam Zeit verbringt. In unserer Gruppe weiß ich es vor allem zu schätzen, dass jeder woanders seine Stärken hat und wir uns Dinge wie die Gaußsche Fehlerfortpflanzung gegenseitig erklären. (Wem jetzt Gaußsche Fehlerfortpflanzung nichts sagt: Keine Panik, mir ging es genauso und selbst in der Klausur habe ich manche Sachen, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie existieren, einfach geraten. Alles frei nach dem Mediziner-Motto: Vier gewinnt).

Beruhigt hat mich immer, dass man „nur“ 60% braucht, um in einer Klausur zu bestehen. Das ist im Gegensatz zur Schule zumindest ein Pluspunkt, gerade auch, weil nur wichtig ist, ob man besteht und nicht, mit wie viel Prozentpunkten man besteht!

Zum Ende will ich noch etwas loswerden: Ich musste gerade in den Vorbereitungswochen mir selbst eingestehen, dass es nicht möglich ist, alles zu lernen und zu können. Vor allem in so kurzer Zeit kann niemand und vor allem ich selbst nicht von mir erwarten, jedes Detail zu verstehen. Das habe auch ich zum Glück eingesehen, auch wenn es vereinzelt schwierig war.

Dieses Wochenende, das heiß ersehnte Wochenende nach den Vorbereitungswochen, werde ich wirklich chillen und entspannen. Schon vor einer Woche habe ich mir eine Liste gemacht mit Sachen, die ich an diesem Wochenende machen will - und zwar alles außer Lernen! Vor allem werde ich eines tun: Mit Wollsocken auf der Couch daheim im Hotel Mama liegen, neben mir einen Kaffee und einen neuen Liebesroman. Und wenn ich dann an die Uni denke, freue ich mich auf die nächste Zeit im Studium, die sicherlich auch kein Spaziergang wird, aber hoffentlich - das sagen immerhin alle - nicht so ein Zuckerschlecken wie dieses vergangenen vier Vorbereitungswochen, die ich hinter mir habe.

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