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  • Nina Schweinfurth
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  • 11.03.2010

Studieren und Promovieren?

Viele Medizinstudenten entscheiden sich während ihres Studiums für eine Promotion. Aber welches Thema soll ich aussuchen? Wie soll ich eine Dissertation neben meinem Studium anfertigen? Und wie forsche ich eigentlich richtig? An dieser Stelle erkläre ich euch, was besonders in der ersten Phase der Doktorarbeit auf euch zukommt und auf was ihr achten solltet.

Prinzipiell kann die Arbeit an der Promotion in jedem Semester aufgenommen werden. Es empfiehlt sich allerdings abzuwarten, bis man im Studium und der Uni "angekommen" ist, bevor man sich ins nächste Abenteuer stürzt. Die Thematik und Methodik einer Doktorarbeit ist oftmals sehr speziell und nicht Gegenstand des eigentlichen Medizin-Curriculums, sodass ein intensives Einlesen und -arbeiten vonnöten ist. An englischsprachiger Lektüre führt hier so gut wie kein Weg vorbei, unabhängig von Art und Umfang der Doktorarbeit.

Fertigstellen und Einreichen könnt ihr eure Promotionsarbeit ebenfalls zu jeder Zeit während des Studiums. Den akademischen Grad des Dr. med. dürft ihr allerdings erst mit Erlangen der Approbation führen, also nach erfolgreichem Abschluss des Medizinstudiums!

 

Doktorarbeit = Doktorarbeit? Welche Arbeit ist die richtige?

Der Weg zum Dr. med. ist äußerst vielgestaltig. Selbst wenn euch mehrere Fächer und Themen interessieren, solltet ihr euch über die Art der Arbeit im Klaren sein, die ihr sucht:

Retrospektives Auswerten von Daten

  • Hier bekommt ihr beispielsweise einen Stapel Patientenakten, aus welchen es eine ganze Palette von Werten und Parametern zu extrahieren und zu korrelieren gilt. Der erste Schritt ist das Erstellen einer übersichtlichen und ausführlichen Excel-Tabelle, in welche Daten eingetragen und so statistische Analysen möglich werden. Ein Einlesen in die Fragestellung ist hier das A und O, um eine Linie während der Datenzusammentragens, und vor allem später beim Schreiben der Dissertation zu behalten.
  • Der Zeitaufwand ist abhängig von Datenmenge und von dem, was statistisch untersucht wird und natürlich von eurem eigenen Engagement.

Bedenkt besonders bei solchen "Aktenwälz-Doktorarbeiten": "Nur noch Schreiben!" - kann ganz schön lange dauern, meist länger als vorher gedacht. Macht Euch also einen realistischen Zeitplan. Hierfür solltet ihr mit eurem Doktorvater und Betreuer und vor allem mit anderen Studenten sprechen, die vor euch an der Klinik/bei eurem Betreuer eine ähnliche Arbeit absolviert haben.

Die klinische Doktorarbeit

  • Bei klinischen Doktorarbeiten werden sich die meisten Medizinstudenten recht wohl fühlen. Hier gilt es Daten, wie Blutwerte, Schmerzempfinden, oder die Beweglichkeit einer Extremität nach Therapie XY vom Patienten selbst zu erheben - zum Beispiel für eine klinischen Studie. Damit ihr die Daten erheben könnt, müssen natürlich ausreichend Probanden verfügbar sein. Entweder werden sie bereits auf einer Station behandelt, zu der auch euer Doktorvater und Betreuer gehören, oder aber sie müssen zunächst per Zeitungsannonce ermittelt und von euch einbestellt werden.

Achtung: Bevor ihr loslegt, muss erst ein Votum seitens der Ethikkommission der Uni beziehungsweise des Klinikums vorliegen. Liegt ein solches Votum nicht vor, könnt ihr die erhobenen Daten vielleicht nicht für die Promotion verwenden!

 

Die experimentelle Doktorarbeit

Ihr sagt euch: Patienten werde ich noch genügend über den Weg laufen und staubige Akten sind auch nicht der Traum eurer schlaflosen Nächte? Dann ist eine experimentelle Doktorarbeit eine gute Gelegenheit die Nase in fremde Kochtöpfe zu stecken und Labor- und Forschungsluft zu schnuppern.

  • Es empfiehlt sich, bei Interesse an einem Fach, zunächst mit dem Professor oder Chef zu sprechen, etwa nach einer Vorlesung oder einem Seminar. Werden derzeit überhaupt Doktorarbeiten an Medizinstudenten vergeben und wenn ja, zu welchem Thema? Ein guter Tipp ist, die jeweiligen Homepages der Institute und die Literaturdatenbank pubmed durchzuforsten, um sich mit den entsprechenden Forschungsschwerpunkten vertraut zu machen.
  • Absolut empfehlenswert ist ein "Probearbeiten" an eurer potentiellen Arbeitsstätte. Denn viel wichtiger als die Sympathie für Chef und Fach ist die Harmonie mit denjenigen, welche tagtäglich mit euch an der Laborbank oder im Tierstall stehen. Das können Mitdoktoranden - zum Teil auch aus anderen Fachgebieten wie Biochemie oder Biologie - Medizinisch Technische Assistenten (MTAs), die euch das Handwerk zeigen und mit denen ihr eure Experimente ausführt oder andere wissenschaftliche Angestellte sein.

Hier gilt: Wenn die Chemie in der Arbeitsgruppe nicht stimmt, sollte die Annahme der Doktorarbeit dort überlegt werden, auch wenn euch das Thema noch so sehr reizt. Um hier nicht in eine Sackgasse zu laufen, solltet ihr euch unbedingt mehrere Labors/Arbeitsgruppen ansehen und, zu eurer Sicherheit, mit eurem Doktorvater eine Art Probezeit vereinbaren. Nach etwa vier bis sechs Wochen könnt ihr euch dann ganz in Ruhe entscheiden, ob ihr weitermachen wollt, oder nicht.

Experimentelle Doktorarbeiten verschlingen ohne Zweifel am meisten Zeit und ihr Ergebnis ist eher ungewiß. Erkundigt euch, ob die Methode, die ihr verwenden sollt in eurem Labor gut etabliert ist, dass heißt für eure Versuche auch funktioniert und ob Alternativen für den Fall, dass dem nicht so ist, existieren.

Zum Einarbeiten nutzt ihr am besten die Semesterferien, die ihr ansonsten möglichst wenig verplanen solltet. Den ganzen Tag mit Pipettieren, Gelgießen etcetera zu verbringen, ist nichts Ungewöhnliches, zumindest für den Anfang. Manche Doktorväter bestehen auf ein Urlaubsemester bei der Vergabe der Doktorarbeit. Dies ist insofern sinnvoll, als dass ihr euch in dieser Zeit voll und ganz auf die Experimente konzentrieren könnt. Es gibt jedoch ebenfalls Angebote, die studienbegleitend laufen können - eiserne Disziplin und gutes Zeitmanagement eurerseits vorausgesetzt!

Eine experimentelle Doktorarbeit nimmt mindestens anderthalb Jahre in Anspruch. Diese Art von Doktorarbeit empfiehlt sich also nicht für all diejenigen, die ihre Dissertation kurz vor dem Examen oder dem PJ erst beginnen und unter Dach und Fach bringen wollen. Auch für einen "neuen Anlauf" nach einer ersten, nicht vollendeten Doktorarbeit eignet sich eine experimentelle Doktorarbeit eher weniger. Letzteres passiert leider gar nicht so selten, ist aber kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken und das Thema Doktortitel abzuhaken.

 

Lohn der Arbeit

Generell arbeitet ihr an eurer Doktorarbeit unentgeltlich. Einige Institute können, wenn ihr zusätzliche Aufgaben übernehmt, euch eine HiWi-Stelle anbieten, mit der ihr euch ein kleines Zubrot verdienen könnt. Außerdem gibt es an jeder Uni eine begrenzte Anzahl an Stipendien. Pflichten, die an eine HiWi-Stelle oder ein Stipendium geknüpft sind, erfragt ihr am besten bei eurem potentiellen Doktorvater.

 

Promovieren nach dem Hammerexamen

Nach dem Staatsexamen ist es möglich für eine bestimmte Zeit eigens zum Promovieren eine wissenschaftliche Stelle anzutreten. Des Weiteren bieten viele Klinik-Chefs die Promotionsstellen gerade an Unikliniken und Lehrkrankenhäusern, beim Ausschreiben von Assistenzarztstellen an.

 

Wo finde ich Informationen zu einer Doktorarbeit?

Wer sich auf der Suche nach einem Angebot befindet, sollte stets Augen und Ohren offen halten. Doktorarbeiten verbreiten sich über die unterschiedlichsten Wege: Schwarzes Brett, Aushang in der Bibliothek, Seiten des Studiendekanats, Seiten der jeweiligen Einrichtung, Mund-zu-Mund-Propaganda, E-Mailverteiler oder über Kommilitonen, die bereits eine Doktorarbeit im entsprechenden Institut/Klinik bearbeiten.

Das Wichtigste ist jedoch Eigeninitiative zu zeigen. Sprecht die Dozenten nach Veranstaltungen oder während der Praktika/Famulaturen an oder schreibt ihnen E-Mails. Damit zeigt ihr Interesse und Engagement, zwei wichtige Werte für wissenschaftliches Arbeiten.

 

Fazit

Auch wenn spätestens gegen Mitte des Klinischen Studienabschnitts das Thema Doktorarbeit regelmäßig die Runde am Mittagstisch macht und nur schwer zu ignorieren ist, ist das kein Grund in Panik zu geraten. Sollte euer Zeitmanagement durch Jobben, Famulieren, Auslandssemester, und auch ein wenig Studentenleben bereits ausgelastet sein, ist auch das kein Problem. Schliesslich muss ja nicht jeder Promovieren!

 

Viel Glück und viel Erfolg beim Suchen und Finden eurer Doktorarbeit!

Links

Promotionsbüro der Med Fakultät Mannheim

Mannheimer Promotionsbörse

Dissertations-Kurzfassungen der Uni Heidelberg seit 1998

 

Hintergrund

Mal klar gestellt!

Wenn jemand Medizin studiert denken die meisten, dass er Arzt wird und dafür einen Doktortitel erwirbt. Arzt-Sein und der Titel "Dr. med." werden von Patienten und Medizinern gleichermaßen als zusammengehörig angesehen. Aber ärztliches Praktizieren setzt keinesfalls einen Doktortitel voraus, sondern die erfolgreiche Approbation. Oftmals suchen Patienten deshalb vergeblich den Dr. med. auf Praxis- und Namensschildern. Ob ein Doktortitel wirklich notwendig ist, muss jeder Mediziner selbst für sich entscheiden.

Facharzt - auch ohne Dr. med.

Ein Doktortitel bedingt noch lange keinen guten Arzt, sondern dient dem Trainieren und Aneignen von Fähigkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens. Für eine Facharztausbildung ist es nicht erforderlich eine Dissertation erfolgreich eingereicht zu haben. Wer allerdings eine höhere Stelle in einem größeren Krankenhaus, oder etwa einem Lehrkrankenhaus anstrebt, hat mit einer Promotion klare Vorteile gegenüber nicht promovierter Kollegen. Eine leitende Position in einer Uniklinik hingegen bedingt meist den Dr. med. plus einer Habilitation.

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