• Artikel
  • |
  • Saskia Kraus
  • |
  • 14.10.2024

Das Ende einer Reise ist gleichzeitig der Beginn einer neuen – nach dem Physikum steht die Klinik vor der Tür

Seit etwa drei Wochen ist es offiziell: Ich habe das Physikum bestanden. Mit dem offiziellen Physikumszeugnis in den Händen jubele ich erst einmal los. Hallelujah, endlich ist die Vorklinik geschafft. Die letzten Wochen waren eine Achterbahn der Gefühle.

Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen

Nach den zwei schriftlichen Tagen war ich erst einmal niedergeschlagen. Obwohl ich monatelang gefühlt 24/7 gelernt habe, bin ich dennoch nicht zufrieden mit meinem schriftlichen Ergebnis. Mein nicht so gutes Gefühl nach dem zweiten Tag wird bestätigt, als ich nachmittags meine Antworten bei Medilearn eingebe. Ich hatte mir ein persönliches Ziel gesetzt, das ich nicht erreicht habe. Knapp, aber dennoch war und bin ich nicht happy mit dem schriftlichen Ergebnis. Aber es bringt ja nichts – bei der mündlichen Prüfung werden die Karten neu gemischt. 

Countdown-App, Motivationsposter, To-Do-Listen

Ich war ca. 2 Wochen nach dem Schriftlichen mit dem Mündlichen dran. Meine Prüferkombi top – besser hätte ich es mir nicht wünschen können und die Mitprüflinge wirkten auch sympathisch. Mir blieben also noch etwas mehr als 14 Tage, um Lernlücken zu verringern und zu üben, Sachverhalte mündlich erklären zu können. Also habe ich nochmal diese Zeit durchgelernt und es hat sich gelohnt. Ich gebe zu: Nach dem Schriftlichen ist es sehr schwer, sich wieder aufzuraffen. Was mich motiviert hat? Ich hatte meine Countdown-App, die die Tage gezählt hat, ein Poster mit Motivationssprüchen erstellt und Aktivitäten aufgeschrieben, die ich nach dem Physikum machen wollte. Das spornte mich täglich an. 


Mündliche Prüfung

Mit meiner mündlichen Note bin ich superhappy, ich habe sogar mein persönliches Ziel übertroffen. Nach der Ergebnisverkündung durch den Prüfungsvorsitzenden konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ein Stein fiel mir vom Herzen. All der Fleiß, die Stunden voller Lernen und das Weitermachen – es hat sich gelohnt. Die Anspannung ist weg, ich fühle mich frei. Endlich habe ich die Vorklinik geschafft. Draußen vor dem Prüfungsgebäude telefonierte ich zuerst mit meiner Mutter. Auch sie weinte mit mir. In den letzten Wochen haben sie und meine Familie mit mir gelitten, mich in den Arm genommen, wenn ich es gebraucht habe und mich rundum versorgt. Dafür kann ich mich gar nicht genug bei euch bedanken. Ohne euch wäre ich mental ganz anders durch diese Zeit gekommen. Danke! 


Selbstzweifel und Mut zur Lücke

Ich muss zugeben: Die Wochen der Prüfungsvorbereitung waren alles andere als schön. Da sitzt man jeden Tag da, weiß, dass man den heutigen Lernstoff schaffen muss und fühlt sich am Ende des Tages doch, als hätte man nicht genug getan. Während dieser Zeit habe ich mich oft gefragt, warum ich mir das alles antue. Bei Gesprächen mit Freunden wird aber schnell klar, dass es nicht nur mir so geht. Selbstzweifel sind vor allem während der Physikumsvorbereitung völlig normal. Man wird nie alles perfekt können – es wird immer Themen geben, die einen kalt erwischen. Deshalb: Mut zur Lücke. Das fällt mir zwar schwer, aber schlussendlich hat ja alles geklappt.
Eine Woche nach der mündlichen Prüfung ging ich erstmal in Urlaub mit einer Freundin. Rauskommen, was anderes sehen und neue Dinge erleben –alles weit entfernt vom stundenlangen Lernen. Das habe ich nach dieser Zeit dringend gebraucht. 

 

Foto: Saskia im wohlverdienten Urlaub


Klinik: Ich komme

Nächste Woche beginnt der Klinische Abschnitt für mich. Ich sehe dem Ganzen mit gemischten Gefühlen entgegen: Einerseits freue ich mich und hoffe, endlich Dinge zu lernen, von denen ich wirklich das Gefühl habe, sie in meinem späteren Berufsleben auch brauchen zu können. Gleichzeitig habe ich Respekt vor dem Neuen. Da kommt ganz schön viel auf mich zu. Praktische Fähigkeiten, Famulaturen …. Aber ich denke, es ist ganz normal, dem Ganzen mit Respekt entgegenzusehen. Nach und nach lerne ich dies und das. Es wird Sachen geben, die nicht auf Anhieb klappen, aber das wird mich (hoffentlich) nicht davon abhalten, guten Gewissens und mit Freude mein Medizinstudium weiter zu beschreiten.
Die erste Hürde ist geschafft – an dieser Stellle möchte ich einen Dozenten zitieren, der uns einmal  gesagt hat: „Wenn Sie das Physikum geschafft haben, dann hält Sie nichts mehr davon ab, Arzt oder Ärztin zu werden.“ Das hoffe ich auch. Bis dahin kommt noch Vieles auf mich zu, aber ich freue mich darauf.

Schlagworte
Mein Studienort

Medizinstudenten berichten aus ihren Unistädten

Werde Lokalredakteur Die Unistädte auf Google Maps
Medizin im Ausland

Erfahrungsberichte und Tipps aus über 100 Ländern

Erfahrungsbericht schreiben Auslands-Infopakete
Cookie-Einstellungen