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  • Sarah Gruninger
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  • 23.10.2019

Diese Wahlfächer lohnen sich – Teilnehmer berichten

Ohne Wahlfach gibt's keine Zulassung zum Staatsexamen. Das ausgiebige Wahlfach-Angebot in Marburg stellt dich vor viele Fragen: Welches Fach interessiert mich am meisten? Wo lerne ich viel? Wie groß ist der zeitliche Aufwand? Sarah hat ihre Kommilitonen befragt und die Wahlfächer gegenübergestellt.

 

 

Was macht ein Wahlfach zu einem Wahlfach? Bei einem Wahlfach sollte es sich um eine Veranstaltung mit Anwesenheitskontrolle im Umfang von mindestens einer Semesterwochenstunde, also 14 Unterrichtsstunden handeln. Im Stundenplan sind für die Wahlfächer in Marburg die Mittwochnachmittage freigehalten. Dabei gibt es aber auch einige Veranstaltungen, die nicht wöchentlich, sondern einmalig nach Terminabsprache am Wochenende stattfinden. Auch wenn du es theoretisch jedes Semester belegen könntest, hat es sich herausgestellt, dass sich vor allem das 2. Semester anbietet.
Sehr wichtig zu wissen ist, dass das Wahlfach im Gegensatz zu den anderen Fächern in der Vorklinik benotet wird und diese Note auch auf dem Zeugnis stehen wird.
Alle Wahlfächer findest du im Vorlesungsverzeichnis der Universität Marburg. Die Anmeldung erfolgt ausschließlich über die Organisatoren oder Ansprechpartner, deren Kontaktdaten du im Vorlesungsverzeichnis findest.
Nach Abschluss der Veranstaltung ist es wichtig, dass die Wahlfachleiter die Note in ein Online-Formular eintragen und an die Uni zu senden. Überprüfe im QIS, ob die Übertragung erfolgt ist. Eingetragen wird nur eine Note, aber theoretisch kannst du so viele Wahlfächer belegen wie du willst.
Im Rahmen der Vorstellung der Wahlfächer sei hier auch auf das Schwerpunktcurriculum der Allgemeinmedizin verwiesen. Hierbei handelt es sich um eine fächerübergreifende Veranstaltung, die dich schon in der Vorklinik in die Welt des Allgemeinmediziners einführt und bis zum M2 begleitet. Bewerben solltest du dich schon am Ende des 1. Semesters. Mehr Infos dazu in meinem Artikel über die Schwerpunktcurricula.


Ich habe drei Generationen an Medizinstudierenden in Marburg zu ihren Erfahrungen mit den Wahlfächern befragt und die folgende Übersicht zusammengestellt. Das kann dir die Auswahl eines Wahlfaches hoffentlich erleichtern.


Allgemeinmedizinische Fälle für Vorkliniker


„In dem Wahlfach „Allgemeinmedizinische Fälle“ haben wir anhand von Fallbeispielen die typischen Symptome, wie Schwindel oder Bauchschmerzen und Krankheiten, wie Diabetes oder Bluthochdruck behandelt. Dazu gab es im Vorhinein auch k-med Kurse. Außerdem haben wir über diagnostische Tests (hilfreich für Soziologie) geredet und physiologische Vorgänge, zum Beispiel die Blutdruckregulation, (hilfreich für Physiologie) geredet. Die drei Termine sind schnell herum gegangen und ich habe viel sowohl für die Vorklinik als auch für die Klinik mitnehmen können.“


Beziehungsmedizin


„Das Wahlfach „Beziehungsmedizin“ ist nicht wie die anderen Wahlfächer. Du triffst dich einmal pro Woche mit einer Gruppe aus älteren Patienten von Dr. Schüffel und den Wahlfach-Studenten und redest über alles Mögliche. Und dabei sind vor allem die Eindrücke des Tages und Gefühle in verschiedenen Situationen im Alltag gemeint. Die Gespräche sind sehr intensiv und man muss sich auf das Wahlfach einlassen. Ich habe ein bisschen Mut gebraucht, um mich vor der Gruppe zu öffnen, aber im Endeffekt bin ich immer super gerne hingegangen und es hat mir viel in der stressigen Zeit der Vorklinik geholfen. Als Prüfungsleistung durften wir ein Essay über ein beliebiges Thema schreiben, was Dr. Schüffel sehr fair bewertet hat. Ich kann das Wahlfach weiterempfehlen, nur darf man nicht mundfaul oder übertrieben schüchtern sein. Mir hat das Wahlfach so viel Spaß gemacht, dass ich auch heute im 7. Semester noch Veranstaltungen in dem Rahmen mitorganisiere.“


Einführung in die Bildgebung des Gehirns mit dem Magnetresonanztomographen


„An einem Wochenende bekamen wir in einer angenehmen Gruppengröße einen Einblick in die Diagnostik mit einem Magnetresonanztomographen und durften auch selbst die Erfahrung einer MRT-Untersuchung machen. Rege Mitarbeit wurde erwartet, aber es gab keine Prüfung am Ende. Alles in allem ein super Wahlfach.“


Global Health


„Das Wahlfach Global Health ist sehr interessant! Der Leiter Dr. Bösner ist Allgemeinmediziner und war selbst schon oft in Afrika. Ich fand seine Eindrücke sehr inspirierend und habe gerne zugehört. Mir ist die gesundheitliche Lage auf der Welt durch das Seminar bewusster geworden. Als Vorbereitung liest du ein paar Texte durch und schaust Filme an. Das Wahlfach ist ein Blockseminar an einem Wochenende. Für das 1-3 seitiges Essay hat er uns Themenvorschläge gegeben, aber wir durften auch eigene Ideen einbringen. Die Benotung fand ich sehr fair.“


Helping people change – motivierende Gesundheitsberatung


„In dem Wahlfach „Helping people change“ ging es um Verhaltensänderung und damit darum, dem Patienten zu einem gesünderen Lebensstil zu verhelfen. Dazu haben wir an 5 dreistündigen Terminen verschiedene Theorien zu Stufen der Verhaltensänderung, Gesprächsführung und Umgang mit Reaktanz und Bivalenz gelernt. Das Gelernte haben wir anhand von Fallbeispielen vertieft und angewendet. Als Prüfung schrieben wir eine benotete Ausarbeitung des Gelernten auf 5 DIN A4 Seiten. Mir hat das Wahlfach sehr viel Spaß gemacht und ich glaube, es bringt viel für die zwischenmenschlichen Fähigkeiten.“


Lernmechanismen - von Pawlow bis zum Krankenbett


„Pavlow ist uns ja allen durch die Konditionierung bekannt. Aber durch das einmalige Durchsprechen im Psychologie-Seminar ist mir das Prinzip nicht ganz klar geworden. Das Wahlfach hat mir beim Verständnis von dem Gelernten aus der Psychologie-Vorlesung und dem Seminar sehr geholfen. An einem Samstag haben wir in einer Gruppe von 20 Leuten und einem Hund viele Selbstversuche bezüglich Chaining, Shaping und Konditionierung gemacht. Die Klausur war machbar. Ich fand das Wahlfach auch sehr sinnvoll für das Lernen von Psychologie für das Physikum.“


Medical English


„Medical English ist eine wöchentliche Veranstaltung, die immer Mittwochnachmittags stattfindet. Die Prüfungsleistung bestand aus einem Referat über ein Thema aus der Ethik, wie Doping oder Organspende, mit anschließender Diskussion auf Englisch. Ich habe mir mehr von dem Wahlfach erhofft, weil ich mich damit auf ein Krankenpflegepraktikum oder eine Famulatur im Ausland vorbereiten wollte. Im Endeffekt haben wir ausführlich über das Gesundheitssystem in Großbritannien geredet, aber so etwas, wie Anamneseführung, nur kurz angesprochen. Die Benotung war recht willkürlich, weil die Dozentin in der kurzen Zeit unsere Fähigkeiten meiner Meinung nach nicht ausführlich einschätzen konnte. Deshalb kann ich das Wahlfach nicht uneingeschränkt weiterempfehlen. Es war trotzdem schön, mal wieder ein bisschen Englisch zu sprechen und auf dem Zeugnis sieht ein „Medical English“-Kurs bestimmt auch gut aus.“


Medizinrecht


„Im Rahmen des Wahlfachs besuchte ich für ein Semester eine Vorlesung Mittwochabends für je 1,5 Stunden. Jedes Mal lehrte ein anderer Dozent mit einem anderen Thema. Es gab Anwesenheitspflicht mit einem Fehltermin. Am Schluss folgte eine Multiple Choice Klausur, die gut machbar war. Ich fand das Wahlfach interessant und entspannt. Man musste nur gut zuhören. Wir haben auch echte Fallbeispiele besprochen, das war ziemlich cool.“


Tote Objekte - lebendige Geschichte(n) - zur Geschichte der Anatomie und ihrer Objekte


„Kennst du das Anatomicum? Das ist neben der Anatomie in der Robert-Koch-Str und stellt viele verschiedene Präparate aus der Geschichte der Medizin zur Schau. Während sechs Terminen hatten wir viel Zeit, uns mit den Ausstellungsobjekten zu beschäftigen. Jedes hatte seine eigene Geschichte! Wir durften uns dann eins aussuchen und ein Referat mit Plakat darüber vorbereiten. Dieses hielten wir dann am „Abend des Anatomicums“ vor den Besuchern. Frau Ulrich ist eine nette Dozentin und hat eine angenehme Atmosphäre geschaffen. Die Notenvergabe war am Ende dann leider ein bisschen undurchsichtig, aber ich kann das Wahlfach weiterempfehlen. Es eignet sich vor allem für Leute, die sich für die Geschichte der Medizin interessieren. Und man sollte keine Angst haben vor einer größeren Menschengruppe zu reden.“


Von Molekülen und Menschen - Chemische Aspekte der Medizin


„In einer Vorbesprechung haben wir ein Wochenende ausgemacht, an dem das Wahlfach „von Molekülen und Menschen“ stattfinden sollte. Für dieses Wochenende sollte dann jeder ein Referat über ein Thema aus der Biochemie vorbereiten. Es gab dafür eine Liste mit Themenvorschlägen, aber wir durften nach Abklärung auch über ein selbst gewähltes Thema referieren. So lernten wir an dem Wochenende etwas über Tumortherapie, Multiple Sklerose oder auch die Wirkungsweise von Ecstasy. Die Vorbereitung war nicht sehr aufwändig, die Atmosphäre entspannt und der Lernzuwachs angenehm. Insgesamt sehr weiter zu empfehlen.“


Folgende Wahlfächer standen im letzten Jahr ebenfalls zur Auswahl:
• Biochemie der Ernährung
• Das Deutsche Ärzteblatt 1935
• Grundlagen der Evolutionären Medizin
• Imaging Methoden
• Kinder- und Jugendpsychiatrie für Vorkliniker
• Nützlichkeit psychologischer Tests für die ärztliche Tätigkeit
• Pneumologische Rehabilitation - Ziele & Grenzen
• Radiologie – Seminar/Mittelseminar


Du hast andere Erfahrungen mit einem Wahlfach gemacht? Du hast eines der noch nicht beschriebenen Wahlfächer besucht? Melde dich bei Sarah und hilf ihr, die Sammlung zu vervollständigen.

Hier geht's zur Liste der Fächer plus Einschätzung

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