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  • Myriam Schumacher
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  • 25.10.2012

Die Orientierungswoche

Wer sein Medizinstudium in Marburg beginnt, sollte auf keinen Fall die berühmt-berüchtigte Orientierungseinheit (OE) in der Woche vor Semesterbeginn verpassen. Ein straffes Programm inklusive Stadtrallye, Kochabenden und einigen Partys sorgt dafür, dass Heimweh gar nicht erst aufkommen kann… Hier gilt das Motto: Dabei sein ist alles!

1. Tag: Eingangsplenum

Es ist ein kühler Dienstagvormittag, als ich mit einem etwas mulmigen Gefühl auf die riesige Schar von Studenten vor dem Hörsaalgebäude in der Biegenstraße zusteuere. Unsicher spreche ich ein nett wirkendes Mädchen an: "Bist du auch Mediziner-Ersti?" Sie bejaht- und mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Kurz darauf gesellen sich noch weitere Erstsemestler zu uns; die ersten Kontakte sind so schnell geknüpft.
Nachdem wir im großen Hörsaal Platz genommen haben, beginnt das äußert unterhaltsame Programm. Teilweise führt dieses gar zu panikartigen Zuständen unter den Studenten - Näheres sei hier jedoch nicht verraten, schließlich sollen die kommenden Erstsemester ja auch noch ihren Spaß haben. Alles in allem vergehen die zwei Stunden wie im Fluge und das Medizinstudium in Marburg wird uns mit leichter Ironie näher vorgestellt.
So erblicken wir - mit Grauen - zum ersten Mal die UFO-ähnliche Unibibliothek sowie das hochmoderne Uniklinikum und freuen uns dank sehr aussagekräftiger Bilder schon jetzt auf undefinierbare Mensa-Speisen.
Anschließend erfolgt die Einteilung in Gruppen und die Zuteilung zu unseren Tutoren, sprich Medizinstudenten aus höheren Semestern. Gemeinsam mit diesen erkunden wir erst einmal die Oberstadt und kommen in den Genuss des marburgerischen Studentengerichtes schlechthin: AUFLAUF!
Abends geht es dann auch schon weiter mit einem lustigen Kochabend, der den Kontakt zu anderen Gruppen ermöglicht sowie uns Einblick in die berühmt-berüchtigte Welt der Marburger Studentenverbindungen gewährt - die riesigen Küchen und Speisesäle der Verbindungshäuser wissen wir jetzt jedenfalls zu schätzen!

 

2.Tag: Infofrühstück, Stadtrallye und mehr

Der nächste Tag beginnt in aller Herrgottsfrühe mit einem gemeinsamen Frühstück, bei dem wir von unseren Tutoren mit jeder Menge nützlicher Infos und Insider-Tipps versorgt werden. Während die Meinungen zur Notwendigkeit von Vorlesungsbesuchen stark auseinander gehen, sind sich die Tutoren beim Thema Medizinbücher einig: Hier muss jeder seine eigenen Favoriten herausfinden. Beim Durchblättern können wir uns jedoch schon einen kleinen Überblick über das schier unendlich erscheinende Angebot an Lehrmaterialen verschaffen. Weiterhin warten unsere Tutoren mit einem handgemalten Plan der Lahnberge auf und klären uns über die verschiedenen Buslinien auf - in den "Sonnenblick-Bus" steigt ab jetzt wohl keiner mehr ein, obwohl es durchaus eine Erfahrung wert sein soll!

Eine Entspannungspause wird uns nicht vergönnt, denn als nächstes steht die Stadtrallye an. Los geht's am malerischen Schloss. Mit Lippenstift bekommt jeder eine Zahl auf die Backe gemalt, so dass die Gruppen noch einmal bunt durchmischt werden. Auch hier werden neue Freundschaften geschlossen - kein Wunder, denn Aufgaben wie sich mit zehn Personen auf eine Minidecke zu quetschen und diese zu wenden, bringen einander wortwörtlich näher. Der Spaßfaktor darf an keiner Station fehlen: Beispielsweise sind Luftballons zu rasieren oder eine Kartoffel gegen etwas möglichst Kreatives einzutauschen - einer Gruppe gelang es immerhin, eine 30-minütige Thai-Massage herauszuhandeln. Spätestens bei der berühmt-berüchtigten Kleiderkette im Hörsaalgebäude lassen dann (fast) alle Erstis die Hüllen fallen.
Und wer bei der Stadtrallye - um es im medizinischen Fachjargon auszudrücke- noch nicht genug C2H5OH zu sich genommen hat, dem bietet sich dazu die Möglichkeit bei der abendlichen Party im "Unix".

 

3.Tag: Patientenvorstellung und… PARTY!

Ausschlafen? Nichts da! Echte Medizinstudenten müssen auch nach einer langen Partynacht topfit sein. Das frühe Aufstehen lohnt sich, denn heute steht die Patientenvorstellung auf dem Plan, bei der wir erstmals Krankenhaus-Luft schnuppern können. Im Uniklinikum stellt uns der Oberarzt der Neurologie zwei Patienten vor, wobei wir Medizinstudenten bei der Diagnosefindung natürlich kräftig mitraten dürfen. Auch die anschließende Führung über die Lahnberge wird sich später noch als überaus nützlich erweisen. Später steht bei einigen Gruppen der erste Mensabesuch auf dem Plan…die Reaktionen sind mehr oder weniger begeistert.
Nach einer kleinen Verschnaufpause am Nachmittag ist abends dann noch mal Party angesagt, diesmal in der kleinen aber feinen Location "Knubbel". Die Mediziner-Ersti-Partys sind übrigens immer sehr gut besucht, daher lohnt sich frühes Erscheinen!

 

4.Tag: Sport-Kater-Lysator

Ausnahmsweise gönnen unsere Tutoren uns diesen Morgen auszuschlafen (sie selbst hatten es vermutlich auch dringend nötig). Am Nachmittag jedoch wartet der Sport-KATER-lysator mit witzigen Spielen auf die (halbwegs) ausgeruhten Erstsemestler. Bei den lustigen Spielchen, die man höchstens noch aus Kindergeburtstagszeiten in dunkler Erinnerung hat, kommt jeder auf seine Kosten. Das Highlight dieser Veranstaltung ist natürlich das mit Spannung erwartete Tauziehen "Erstis vs. Tutoren"!

 

 

5.Tag: Nachtwanderung

Wer nicht schon früher in Marburg eingetroffen ist, dem bietet sich nun die Gelegenheit, Marburg eigenhändig zu erkunden. Ob eine kleine Tour zum Schloss, eine Einkaufstour durch die Oberstadt oder ein gemütlicher Spaziergang an der Lahn - für jeden findet sich eine Beschäftigung. Für alle Unternehmungswütigen findet am Abend zudem die Nachtwanderung statt, die ebenfalls ein besonderes Highlight der OE darstellt, in diesem Jahr jedoch leider sehr verregnet ist.

 

Erster Unitag

Nachdem der Sonntag vollständig der Entspannung diente, ist am Montag dann endlich der erste richtige Unitag. Wobei "richtig" vielleicht der falsche Ausdruck ist, denn natürlich beginnt das Semester ganz offiziell mit einer zweiten Einführungsveranstaltung im "Audimax". Hier werden viele der Fächer, die uns ab sofort erwarten, von den entsprechenden Professoren kurz vorgestellt - und ich merke, so langsam beginnt der Ernst des Lebens! Mittags noch mal schnell zur Chemie- und Physik-Anmeldung gelaufen und abends steigt dann - wie könnte es anders sein - eine letzte große Medizinerparty im "Till Dawn".

 

Fazit…

…für alle kommenden Erstis: Auf jeden Fall an der OE teilnehmen!!! Macht euch zwar auf ein straffes Programm gefasst - nach Hause kommt ihr wirklich nur zum Schlafen -, aber hochmotivierte Tutoren, nette Kommilitonen und super Stimmung machen diese Woche zu einem gelungenen Start ins Medizinstudium.

 

Tipp am Rande

Die Spezies "Medi-Erstis" erkennt man insbesondere in der OE an den einheitlichen Taschen, die bei allen über der Schulter baumeln, den sogenannten "Ersti-Tüten". Davon kann man gerade in Marburg mehrere an der Zahl ergattern: Beispielsweise vom Thieme Verlag in der Universitätsbuchhandlung "N.G. Elwert" (neben dem Oberstadt-Aufzug), in der Buchhandlung "Lehmanns" (speziell für Medizinbücher), aber auch wenn man das Glück hat, auf diverse Verbindungshäuser eingeladen zu werden. Gefüllt sind diese begehrten Taschen mit nützlichen kleinen Geschenken wie Collegeblöcken, Kugelschreibern, Textmarkern, Post-its und erster Nervennahrung…Zugreifen lohnt sich!

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