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  • Jana Schmidt
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  • 15.08.2024

How to: 1. Semester Humanmedizin an der LMU

Das erste Semester ist hart. Nicht etwa, weil die Prüfungen besonders hart sind, sondern weil alles neu ist. Dieser Artikel hilft dir dabei, den Überblick zu behalten.

 

Hallo an der LMU! Wahrscheinlich geht es euch gerade so: Ihr kennt die Uni nicht, ihr kennt vielleicht die Stadt nicht, seid gerade umgezogen, vielleicht habt ihr noch gar keine feste Wohnung, keine Möbel, keinen Freundeskreis, keine Familie, keine Lerngruppe, wisst nicht wie ihr richtig lernen sollt und meistens ist alles einfach zu viel. Auch wenn es das vielleicht erstmal nicht besser macht, solltet ihr euch klar machen: Ihr seid nicht alleine. Den meisten anderen geht es auch so, auch wenn es nur selten so wirkt. Und manchmal kann es schon ganz doll helfen, wenn man versteht, dass man nicht alleine ist. Deshalb habe ich euch hier mal grob aufgeschrieben wie das erste Semester abläuft und das Ganze mit ein paar persönlichen Erfahrungen versehen.
 

 

Allgemeines

Los geht es mit der Ersti-Woche, die allerdings noch keine Pflicht ist. Zum offiziellen Studienstart beginnt das Semester dann mit Berufsfelderkundung („BFE“), kurz danach folgen dann Terminologie, Makroskopische Anatomie („Anatomie“), Mikroskopische Anatomie („Histo“), Chemie und die freiwillige Ringvorlesung des Longitudinalcurriculums. Ein Teil der Studierenden hat auch gegen Ende des Semesters schon Biologie, der Rest erst im Folgesemester.

Innerhalb der verschiedenen Fächer habt ihr dann einzelne Veranstaltungen, die immer mit „Vorlesung“, „Seminar“, „Übung“, Praktikum“ oder ähnlichem in eurem Stundenplan bezeichnet sind. Ihr könnt euch ganz allgemein merken: Vorlesungen sind freiwillig, alles andere ist Pflicht! Manchmal sind Übungen auch freiwillig, achtet hier unbedingt auf die Angaben des Lehrstuhls auf Moodle. Und lasst euch nicht davon verwirren, wenn eine Veranstaltung beispielsweise mit „Praktikum“ bezeichnet wird, eurer Meinung nach aber beispielsweise eher wie eine „Vorlesung“ durchgeführt wird. Das kann der Fall sein, wenn die Vorlesung eben anwesenheitspflichtig ist, denn eine „Vorlesung“ im Stundenplan wäre das ja nicht. Die Bezeichnung sagt also nicht immer etwas über die Art der Durchführung der Veranstaltung aus.

Auf Open Campus („OC“) findet ihr kurz vor Semesterbeginn euren Stundenplan. Den gibt es leider immer erst sehr kurzfristig. Nachfragen bei zuständigen Stellen werden euch nicht weiterbringen, davon könnt ihr also absehen. Der ist einfach da, wenn er eben da ist. Eigentlich ist es so gedacht, dass Pflicht- und Nicht-Pflicht-Veranstaltungen farbig unterschiedlich hinterlegt sind (rot und grün), allerdings funktioniert das nur sehr unzuverlässig und die Farbcodierung ist sehr oft fehlerhaft. Achtet daher immer unbedingt auf die Bezeichnung der Veranstaltung.


Ersti-Woche

Die Ersti-Woche ist ein Angebot der Fachschaft, das neuen Studierenden die Möglichkeit gibt, bei entspannter Atmosphäre ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen kennenzulernen sowie von den Tutorinnen und Tutoren aus höheren Semestern Tipps für das Studium zu erhalten. Man lernt schonmal ein bisschen den Campus kennen und erledigt ein paar Sachen, die ohnehin zum Studienbeginn erledigt werden müssen.
Die Ersti-Woche findet meistens eine Woche vorm offiziellen Semesterbeginn statt. Es handelt sich dabei allerdings um eine freiwillige Veranstaltung! Es besteht keine Anwesenheitspflicht, da es auch keine offizielle Univeranstaltung ist. Es entstehen euch auch keinerlei Nachteile, wenn ihr nicht dabei seid. Viele Studierende sind zu dieser Zeit noch gar nicht in München und können somit noch gar nicht teilnehmen, einige rücken auch erst nach und haben da demnach noch gar keinen Studienplatz, das wäre also absurd. Bitte nehmt die Ersti-Woche daher ganz entspannt: Wenn ihr Lust und Zeit habt, geht hin, und wenn nicht, dann nicht.


Berufsfelderkundung

Berufsfelderkundung, auch „BFE“, ist eure erste Veranstaltung, meistens gleich in der ersten Woche. Es besteht in der Regel Anwesenheitspflicht, das ist dann aber auch schon alles. Hier soll euch einfach gezeigt werden, dass Arzt oder Ärztin mehr sein kann als das, was man in irgendwelchen Fernsehserien sehen kann. Dazu stellen euch verschiedene Fachärztinnen und Fachärzte ihren Lebenslauf und ihr aktuelles Berufsfeld vor. Was für manche vielleicht erstmal langweilig klingt, kann eine wirklich interessante und horizonterweiternde Erfahrung sein, wenn man sich darauf einlässt.


Terminologie

Während man früher ein Latinum nachweisen oder erbringen musste, wurde das längst durch das Fach Terminologie („Termi“) ersetzt. Dort lernt ihr Grundlagenbegriffe vorrangig aus der griechischen und lateinischen Sprache, aber auch die Grammatik kommt nicht zu kurz. Die Veranstaltungen sind eher im Vorlesungsstil im großen Hörsaal gehalten, in der Regel aber als Praktikum deklariert, da sie ebenfalls anwesenheitspflichtig sind. Die Prüfungsleistungen sind hier online zu absolvieren und je nach Vorwissen nicht ganz einfach, aber dennoch fair, wenn man ein wenig aufgepasst hat.

Vielleicht als Einschätzungshilfe: Ich hatte nie Latein oder Griechisch in der Schule, habe aber eine medizinische Ausbildung und Berufserfahrung. Für mich waren somit die Vokabular- bzw. Übersetzungsfragen extrem einfach, mit den Grammatikfragen konnte ich dafür überhaupt nichts anfangen. Eine Freundin von mir hatte keine medizinische Vorbildung, hatte dafür aber Latein und Altgriechisch in der Schule, natürlich ohne medizinische Inhalte. Sie konnte die ganzen Vokabeln nicht, hatte aber keinerlei Probleme bei der Grammatik. Das könnte also eine hervorragende Möglichkeit für euch sein, zum ersten Mal Lerngruppen zu bilden und zu merken, wie wahnsinnig hilfreich es sein kann, wenn man sich gegenseitig unterstützt.

Falls ihr noch solche Online-Lernzielkontrollen habt: Verscherzt euch das nicht und bestenfalls auch nicht den zukünftigen Generationen. So etwas ist ein Segen. Seid in Termi einfach „lieb“, wisst zu schätzen, was ihr habt, kommt zu den Veranstaltungen und seid leise und respektvoll, das ist das Mindeste.

Übrigens bringt zuhören in Termi tatsächlich etwas, da der Dozent die entscheidenden Sachen meistens mündlich anspricht.
Für die Lernzielkontrollen gibt es dann ein finales Abgabedatum. Mein Tipp: Wartet das nicht ab, es könnte gegebenenfalls mit anderen Klausuren zusammenfallen und im schlechtesten Fall wird es vergessen (ja, Erfahrung…). Erledigt es also direkt! Am Ende muss dann meistens noch eine Teilnahmebescheinigung runtergeladen werden (nicht vergessen, sonst war evt. alles umsonst).
Hinweis: Diese Angaben beziehen sich, sowie alles in diesem Text, auf Rahmenbedingungen aus meinem Studienjahr. Möglicherweise haben sich die Bedingungen geändert, bitte überprüft dies selbstständig anhand der Angaben des Lehrstuhls.


Makroskopische Anatomie

Makroskopische Anatomie, umgangssprachlich auch einfach „Anatomie“ oder manchmal „Makro“ genannt, wird euch recht lange verfolgen. Es zieht sich in drei, früher fünf, Teilen bis zur Mitte des zweiten Semesters. Neben Vorlesungen und gelegentlichen Übungen steht hier der Präparierkurs im Vordergrund, bei dem ihr systematisch am Körperspender die einzelnen Organsysteme kennenlernt. In drei mündlichen Testaten wird dann euer Wissen geprüft. 

Makroskopische und Mikroskopische Anatomie werden im ersten Semester wohl den Hauptteil eurer Zeit einnehmen. Was ihr dafür alles vorab benötigt, findet ihr in unserer To-Do-Liste für Erstis. Unter anderem solltet ihr euren Spindpartner kennen, wofür es eine extra Spindpartner-Finde-Gruppe von der Fachschaft auf Telegram gibt. Außerdem solltet ihr ein passendes Schloss mitbringen, bestenfalls ein Zahlenschloss, damit ihr den Schlüssel nicht verlieren oder vergessen könnt, denn ihr dürft unter keinen Umständen eure Privatsachen mit in den Präpsaal nehmen. Als Ausstattung benötigt ihr noch Präpbesteck, das ihr günstig bei der Fachschaft ausleihen könnt, sowie Skalpelklingen, Handschuhe und einen weißen Kittel, was ihr ebenfalls über die Fachschaft vergünstigt kaufen könnt. Weiterhin benötigt ihr vorm ersten Präptermin zwei Passbilder von euch für euren Präpausweis, ohne den ihr ab dem zweiten Termin keinen Zugang mehr zum Saal habt.

Im Präpariersaal gibt es 5 Apsiden, in denen jeweils mehrere Tische mit Körperspendern stehen, was den Saal räumlich und akustisch etwas trennt. Die Tische werden von verschiedenen Dozierenden betreut, die jeweils durch einen oder mehrere Präpassistenten/-assistentinnen unterstützt werden. Das sind normalerweise Studierende aus höheren Semestern, die eure ersten Ansprechpartner:innen sind und mit denen man super gut auf Augenhöhe kommunizieren kann. Wie genau der Kurs abläuft, lässt sich nur sehr schwer allgemein sagen, da jeder Dozierende unterschiedlich an die Sache rangeht. Letztlich wird immer Stück für Stück Gewebe am Körperspender freipräpariert, passend zum jeweiligen Tehmenblock.

Das erste Testat beinhaltet die Themen Hals und Thorax und ist meist ungefähr Ende November, das zweite Testat umfasst den gesamten Bewegungsapparat samt Leitungsbahnen und findet Anfang Januar statt. Dazwischen liegt allerdings noch eine Histoprüfung, das sollte man nicht vergessen. Das dritte Testat folgt dann erst im zweiten Semester. 

Mein Tipp: Auch wenn euer eigener Kurs vielleicht etwas unstrukturiert ist und es daher nicht unbedingt erforderlich ist, lernt von Anfang an so mit, als würdet ihr bei jedem Seminar abgefragt werden. Ich bereue es im Nachgang, dass ich das nicht freiwillig gemacht habe und mich dabei nicht einfach mehr an den Nachbartischen orientiert habe, die klare „Hausaufgaben“ bekommen haben, was sie bis zum nächsten Tag können mussten. Um euch am Präparat zu orientieren, könnt ihr einfach schematische Zeichnungen anfertigen, die müssen auch nicht besonders hübsch sein, helfen euch aber sehr, den Verlauf bestimmter Gefäße und Nerven nachzuvollziehen. Außerdem sind 3D-Anwendungen immer eine wahnsinnig gute Möglichkeit, sich räumlich zu orientieren, auch hier gibt es kostenlose Möglichkeiten über die Uni. Dazu bietet die Uni zum Beispiel Zugang zu Morphomed in ILIAS der Uni Bern (über Moodle E-Learnings), wo ihr beschriftete menschliche und tierische Präparate anschauen könnt und zusätzliche Infos dazu bekommt.
Wenn ihr erstmal nur die Bezeichnungen bestimmter Strukturen lernen wollt, bieten sich Lernkarten oder Image Occlusion Decks auf Anki an, die könnt ihr euch sehr schnell selbst erstellen oder aus euren Unigruppen herunterladen. Wenn es besonders „echt“ sein soll, nehmt ihr als Basis dafür einfach einen Fotoatlas mit Fotos von echten menschlichen Präparaten.


Mikroskopische Anatomie

"„Mikro“ oder einfach „Histo“ ist der zweite große Brummer im ersten Semester. Histo 1 schließt mit einer mündlichen Prüfung meist Anfang Dezember, also zwischen den beiden Anatomie-Testaten, und Histo 2 mit einer schriftlichen Klausur circa Anfang Februar. Beides kommt daher leider im Stress der Anatomie-Testate oft zu kurz. Im Nachgang finde ich das ziemlich schade und habe oft das Gefühl, dass, wenn ich in Histo mehr mitgenommen hätte, ich es in vielen anderen Fächern später leichter gehabt hätte. Wenn ihr also die Kapazitäten dazu habt: Ignoriert es nicht. Ich habe es damals so gemacht, weil ich überfordert war und nicht die Kapazitäten für beides hatte. Ich habe Histo dann zwar bestanden, es war aber enorm stressig, ich hatte zudem ein bisschen Glück und dennoch verfolgen mich die Lücken bis heute. Wenn ich aber ganz ehrlich sein soll: Ich würde es wohl wieder so machen, wenn ich mich wirklich entscheiden müsste, weil ich lieber ein zweites Mal Histo schreiben würde, als ein zweites Mal ein Anatomie-Testat, aber das ist eine persönliche Präferenz."


Mein Tipp: Versucht nicht zu detailliert zu lernen. Ich denke mittlerweile, dass das mein Problem war, sowie auch das von vielen anderen. Die Histologie-Vorlesungen sind teil wirklich sehr gut, aber auch sehr detailliert, genauso wie die Bücher dazu, und es wird immer wieder betont, das oberflächlichere Literatur angeblich nicht reichen würde. Das ist meiner Meinung nach Quatsch. Natürlich ist ausführlichere Literatur oft besser, aber pauschal zu sagen „je dicker das Buch, desto besser“ halte ich auch nicht für richtig. Sicher sind die tiefergehenden Bücher in Histo für das Verständnis teils richtig gut, aber ihr müsst nicht alles lernen und wissen, was dort drin steht. Wenn es ums lernen geht, reichen auch definitiv oberflächlichere Sachen. 

Wenn ich es heute nochmal machen müsste, würde ich vermutlich vor (!) der Vorlesung für ein gewisses Grundverständnis themenbezogen ein gutes Buch lesen, was man auch gut beispielsweise morgens in der U-bahn erledigen kann, mich dabei aber nicht verrückt machen, mir jetzt alles merken zu müssen. Dann würde ich aufmerksam der Vorlesung folgen und mir aufschreiben, wo ich ggf. etwas nicht verstanden habe und nochmal nachlesen muss. Anhand der Vorlesung kennt man dann ja auch schon die Schwerpunkte und wenn man vorab das Buch gelesen hat, sollte man in der Vorlesung auch gut folgen können. Im Anschluss würde ich mit einer sehr oberflächlichen Literatur nochmal wiederholen oder mir ggf. eine Zusammenfassung erstellen, die aber wirklich nur das allerwichtigste enthält. Verständnis ist dann ja bereits abgehakt, Schwerpunkte filtern auch, das sollte dann echt schnell gehen. Z.B. wirklich nur eine (Doppel-) Seite pro Gewebe, inklusive Bild. Das kann ich dann vor der Klausur wahnsinnig gut lernen und auch fürs Physikum später gut wiederbenutzen.

Außerdem würde ich zwei weitere Dinge anders machen: Ich würde mir ganz am Anfang eine einseitige Tabelle zu den Färbungen erstellen, die ich immer griffbereit habe und jederzeit ergänzen kann, da man sich so viel Lernerei spart und vieles plötzlich mehr auf Verständnis basiert. Zudem sitzt ihr im Mikroskopiersaal immer abwechselnd, also eine Person am Computer und eine Person am Mikroskop. Das hat bei mir in Kombination mit etwas „Sitzpech“ in anderen Kursen dazu geführt, dass ich immer noch keine Ahnung habe wie man eigentlich richtig mit einem Mikroskop umgeht. Das ist allerdings immer wieder ziemlich wichtig und irgendwann erwartet man einfach, irgendwie auch zurecht, dass ihr das könnt. Da das neben theoretischem Wissen auch einiges an Übung erfordert, würde ich heute vermutlich mit meinem/meiner Histo-Partner:in absprechen, dass wir einfach immer wieder Sitzplätze tauschen, sodass wir immer abwechselnd vorm Mikroskop sind und damit quasi gezwungen sind, damit zu arbeiten.


Biologie

Das betrifft tatsächlich nur manche von euch. Etwa die Hälfte der Studierenden hat Biologie bereits im 1. Semester, der Rest dann im 2. Semester. Die Vorlesungen waren zumindest bei uns (fast) vollständig online und, als Vorlesung eben, freiwillig. Pflicht waren Moodle-Module, die auch als Prüfungsleistung zählen. Ebenfalls Pflicht und Teil des Leistungsnachweises ist ein Praktikum – hier ein großes „Achtung“ – denn dieses findet in den „Semesterferien“ statt. Wie einige der Profs so wahnsinnig gerne betonen sind das nämlich keine Ferien, sondern lediglich vorlesungsfreie Zeit, ihr könnt hier also trotzdem Veranstaltungen oder Klausuren haben, in der Vorklinik ist das aber nur selten der Fall. Sowohl die Online-Module als auch das Praktikum sind gut machbar und sehr fair, davor braucht ihr wirklich keine Angst zu haben. Ihr solltet allerdings unbedingt die Abgabefristen im Auge behalten und ausreichend Zeit für die Bearbeitung der Module einplanen.


Chemie

Chemievorlesungen starten teilweise auch schon im November, sind aber, wie auch in Biologie, keine Pflicht. Ebenfalls wie in Biologie gibt es hier keine parallelen Seminare, aber ein Praktikum im Labor und eine Online-Klausur. Achtung, hierbei handelt es sich nicht um Online-Module, die man bis zu einer bestimmten Frist bearbeiten muss, sondern um eine tatsächliche Klausur (mit Zeitbegrenzung usw.), die einfach online stattfindet. Die Chemie-Vorlesungen finden in Präsenz statt und wurden mit ordentlich Verspätung auch hochgeladen.
Mir persönlich haben sie nicht so viel gebracht, da ich kein chemisches Vorwissen hatte und ich fand, dass man dafür recht schnell recht tief eingestiegen ist. Ich war trotzdem da und fand im Nachgang, dass ich die Zeit im Eigenstudium vielleicht hätte besser investieren können, aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer. Ich wollte es eben versuchen. Kommilitoninnen und Kommilitonen mit chemischem Vorwissen fanden das Niveau hingegen angemessen und konnten sehr gut folgen. Wie bei jeder Vorlesung in jedem Fach würde ich empfehlen: Probiert es einfach ein paar Mal aus und entscheidet dann selbst.


Ringvorlesung

An der LMU gibt es ein longitudinales Curriculum, das sich durch euer gesamtes Studium zieht. Die Kurse erkennt ihr immer an an der „L“-Kennzeichnung. Manche sind Pflicht, manche nicht, der L-Kurs im ersten Semester ist freiwillig. Es handelt sich um eine Ringvorlesung zu ganz verschiedenen, meiner Meinung nach oftmals sehr wichtigen Themen. Leider scheint das ein Angebot zu sein, dass nur wenige zu schätzen wissen. Die Dozierenden der Ringvorlesungen haben häufig sehr viel Interessantes zu erzählen, bei uns zumindest war das Ganze online und dauerte immer nur 45min. Das könnt ihr euch also auch entspannt zwischendurch in der Bahn oder im Café mal anhören – ich möchte es euch wirklich ans Herz legen. Ich fand es nicht nur interessant und lehrreich, sondern auch einfach mal eine willkommene thematische Abwechslung.


Wahlfach

Während der Vorklinik müsst ihr auch ein Pflichtwahlfach belegen, ihr müsst also verpflichtend ein Fach belegen, könnt aber aus einer bestimmten Liste wählen. Theoretisch könnt ihr das auch direkt im ersten Semester machen, davon rate ich aber wirklich ab. Im ersten Semester ist alles stressig und übersichtlich genug, das muss einfach nicht sein.


Noch ein paar Tipps:

1.    Ihr wisst nicht, ob Vorlesungen was für euch sind? Probiert es aus. Und ganz wichtig: Nur weil Vorlesung XY nichts für euch ist, heißt das nicht, dass die Vorlesung in einem anderen Fach oder bei einem/einer anderen Dozenten/Dozentin nichts für euch ist. Das ist tatsächlich mal etwas, was ich nicht anders machen würde: Immer wieder hingehen und es einfach ausprobieren. Im schlimmsten Fall hat man zwei Stunden „verschwendet“. Ich habe mir meistens etwas zum Arbeiten mitgenommen und wenn ich der Vorlesung nicht folgen konnte, war die Zeit gar nicht verschwendet, sondern ich habe mir Ohrstöpsel reingemacht und einfach konzentriert an irgendetwas anderem gearbeitet. Vielleicht ist das ja für euch auch ein guter Kompromiss. Und manches Mal wurde ich sehr positiv überrascht.

2.    Ja, ihr habt zu Beginn viele mündliche Prüfungen und das kann wirklich ätzend sein, insbesondere wenn man damit ohnehin nicht gut klar komt. Wer von euch Prüfungsangst hat: Nutzt rechtzeitig die Angebote der Uni und von LMU Co.Med, sowie z.B. vom Hartmannbund (Seminare gegen Prüfungsangst) und trainiert mit den anderen Studierenden die mündliche Prüfungssituation. Geht zu den Übungen und achtet beim Lernen darauf, alles mündlich reproduzierbar zu lernen. Lernt also mit Fragen, die ihr euch zum Text bzw. Inhalt stellt und sprecht die Antworten bestenfalls laut aus. Die daraus resultierenden Vorteile in der Prüfungssituation sind teilweise enorm. Bildet außerdem Lerngruppen! Nicht zu groß, eben klein und schnuckelig, und findet für euch heraus, was dabei gut funktioniert. Manche Lerngruppen lernen vor und klären zusammen nur Fragen, andere erarbeiten Themen gemeinsam, wieder andere fragen sich gegenseitig ab und simulieren Prüfungen. 

3.    Macht euch einen Lernplan! Rechtzeitig. Bedenkt in euerm Lernplan nicht nur Tage, sondern bestenfalls Stunden, denn an einem Tag mit nur einem Kurs habt ihr definitiv mehr Zeit als wenn ihr bis abends spät sowieso in der Uni hockt. Außerdem sollte der Plan konkrete Themen pro Arbeitseinheit beinhalten. Dafür müsst ihr aber erstmal eine Themenliste erstellen und dafür wiederum solltet ihr euch auf ein Lernmedium festlegen, mit dem ihr hauptsächlich für die Klausur lernen wollt (ein Lehrbuch, Anki, quowadis, was auch immer), es kann natürlich auch eine Kombination aus mehreren Sachen sein, aber irgendwo muss man seine Gliederung rausziehen.
Teilt eure Lernpläne oder zumindest Themenlisten mit Freunden, denn Lernpläne erstellen ist schwieriger als man denkt. Wenn es nicht klappt: holt euch aktiv Hilfe in einer der vielen Gruppen oder macht einfach das Erstellen eines Lernplans zu eurem ersten Lerntreffen-Thema als Gruppe. Das hat für uns später immer super geklappt, so hatten wir auch ähnliche „Zwischen-Deadlines“ zu den gleichen Themen um uns zwischendurch wieder zu treffen, jeder hat die Inhalte dann einfach individuell an seinen Kalender angepasst.

4.    Wechselt rechtzeitig das Lernmedium, wenn ihr mit dem zuerst gewählten nicht klar kommt. Ihr seid im ersten Semester, ihr müsst euern Uni-Lernstil vermutlich noch finden, genau dafür sind die ersten Prüfungen da, das ist okay so. Nutzt die Chance, den schon erstellten Lernplan kann man i.d.R. weiter nutzen. Denkt an externe Lernmedien, viele kostenlose Angebote findet man über med.moodle, wenn man nur etwas sucht (bei e-Learnings, Zusatzangebote usw.).

5.    Seid leise. Das mag etwas banal klingen, ist aber wirklich wichtig. Immer wieder wird es in den Vorlesungen wirklich laut. Das stört nicht nur die anderen, die gerne aufpassen und etwas lernen würden, es ist auch respektlos den Dozierenden gegenüber. Wenn ihr euch unterhalten möchtet, ist das völlig in Ordnung, aber bitte verlasst dafür den Raum.

6.    Fragt. Alles und jeden. Scheut euch nicht und fragt ältere Semester, eure Präpassis oder Mitstudierenden nach Hilfe, wenn ihr nicht weiter wisst. Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass sie die Antwort auch nicht kennen.


Hinweis: Die Angaben in diesem Text beziehen sich auf meine persönlichen Erfahrungen während meines Studiums. Selbstverständlich ist es möglich, dass Informationen nicht korrekt oder mittlerweile nicht mehr aktuell sind. Bitte überprüft dies stets eigenständig anhand der aktuellen Informationen des jeweiligen Lehrstuhls.

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