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  • Jana Schmidt
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  • 19.08.2024

How to: 2. Semester Humanmedizin an der LMU

Im zweiten Semester warten Fächer wie Chemie, Biologie oder Neuroanatomie auf euch. Klingt nach harten Brocken, sind sie leider auch. Wie du gut durch die Prüfungen kommst, weiß Lokalredakteurin Jana.

 

 

Liebe Zweitis,

das meiner Meinung nach schwierigste ist geschafft: der Einstieg ins Studium. Die meisten von euch haben vermutlich mittlerweile eine Wohnung, eine Lerngruppe und einen Standardsupermarkt und wissen, wo in welchem Gebäude die saubersten Toiletten sind. Die Aufgabe fürs zweite Semester: Herausfinden in welchen Cafés es den besten und günstigen Kaffee in Kombination mit den leckersten Vanillecroissants gibt. Tipp: In der Nußbaumstraße neben der Marienapotheke stehen die Chancen gut, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht. Abgesehen davon schadet es aber sicher nicht zu wissen, was im zweiten Semester nun grob auf euch zukommt, daher hier meine ganz persönlichen Erfahrungen.


Fächer im 2. Semester

Möglicherweise sind Chemie und Biologie schon (fast) abgehakt, evt. steht für euch hier aber auch noch etwas an. Ansonsten habt ihr im zweiten Semester auf jeden Fall Makroskopische Anatomie 3 und Neuroanatomie als ersten großen Brocken, danach Biochemie 1 und Medizinische Psychologie und Soziologie. Als groben Überblick könnt ihr euch immer an der Übersicht der Fachschaft orientieren. Bedenkt, dass diese möglicherweise nicht ganz aktuell ist, im Groben und Ganzen kommt das aber hin.


Chemie

Die Chemie-Vorlesungen fanden bei uns schon im ersten Semester statt, das Praktikum jedoch in den Semesterferien. Dazwischen musste man Moodle-Module bearbeiten und die Prüfung fand dann gleich zu Beginn des neuen Semesters statt. Die Klausur war zwar online, aber anders als bei vielen anderen Online-Prüfungen, handelte es sich dennoch um eine richtige Klausur mit Zeitbegrenzung usw., habt das also unbedingt auf dem Schirm. Ansonsten solltet ihr von Chemie im zweiten Semester aber nicht mehr viel hören.


Biologie

Wie im Beitrag „How to: 1. Semester Humanmedizin an der LMU“ erklärt, haben einige von euch das Biologie Praktikum im 1. Semester bzw. in den darauffolgenden Semesterferien, und einige erst im 2. Semester. Je nachdem welcher Gruppe ihr zugeteilt werdet, kann es also sein, dass euch das noch bevorsteht. Dann müsst ihr evt. noch ein Praktikum absolvieren, das aber wirklich gut machbar ist, Online-Module bearbeiten und könnt natürlich auch Vorlesungen besuchen.


Makroskopische Anatomie 3

Dieses Spiel kennt ihr schon aus dem ersten Semester und ihr wisst wie alles läuft. Im zweiten Semester fehlt euch noch das dritte Anatomie-Testat zum Thema Bauch, Becken und Kopf und ja, ganz ehrlich, das ist heftig, vor allem parallel zu Neuroanatomie. Ich persönlich fand die schiere Menge an Lernstoff absolut überfordernd und manchmal regelrecht lähmend. Aber wie bereits als wichtigste Learnings im „How to: Histo 2“ Beitrag ganz klar herausgestellt: 

➜ Jedes bisschen, was du jetzt mitnimmst, hast du später schon erledigt.

➜ Diese Vorstellung, dass die Anwesenheit nur sinnvoll ist, wenn man ganz viel [quasi alles] mitnimmt, ist Schwachsinn.

➜ Ihr müsst nicht immer top aktuell sein [bzgl. des Lernstoffs], aber so viel zu machen wie ihr könnt spart euch später immer noch jede Menge Arbeit.

Ich wünschte, ich hätte diese Sätze schon viel früher, genau genommen im zweiten Semester, verinnerlicht und auch wirklich verstanden. Das hätte die beschriebene Lernlähmung durch Überforderung vermutlich verhindert und mich einfach weitermachen lassen. Ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass das bei euch besser klappt. Tipps, womit ihr gut Anatomie lernen könnt, bekommt ihr in der „To-Do-Liste für LMU-Erstis“. Als grobe Orientierung: Das mündliche Testat fand bei uns Ende Mai statt.


Neuroanatomie

Neuroanatomie ist der zweite große Brocken im zweiten Semester. Ich fand das schlimmste daran den Zeitfaktor. Dadurch, dass es parallel zu Anatomie 3 läuft und die Klausuren bei uns auch nicht so weit auseinander lagen, empfand ich hier ziemlichen Druck. Immerhin decken sich einige Inhalte mit denen von Anatomie 3 und für beide Testate muss man ähnlich lernen, da beides mündliche Prüfungen sind, das war’s dann aber auch schon mit den positiven Dingen. 

In der Regel wird Neuroanatomie von zwei verschiedenen Lehrstühlen und somit auch räumlich und organisatorisch getrennt aber zeitlich parallel durchgeführt. Eine Hälfte der Studierenden hat die Vorlesungen und Seminare in der Innenstadt, die andere Hälfte am BMC. Dadurch lassen sich kaum pauschale Aussagen zum Ablauf treffen, aber ein kleines Schmankerl: Uns wurde damals versprochen, dass man zukünftig darauf achten wird, die Testate (inkl. der Wiederholungsprüfungen) ein wenig weiter auseinanderzuziehen. 

Mein wichtigster Tipp für Neuroanatomie wäre: Versteift euch nicht zu sehr auf die Details. Ich hing damals in so vielen Sachen hinterher, dass ich dachte, jetzt unbedingt mal Vollgas geben zu müssen und habe dann den gesamten „Trepel“ (Martin Trepel, Neuroanatomie) in kürzester Zeit gelesen und bearbeitet. Das hat mir zwar das Gefühl gegeben, besonders fleißig gewesen zu sein, wirklich gelernt habe ich dabei aber nichts, weil ich einerseits bei all den Details den Blick für das große Ganze vollkommen verloren hatte und andererseits auch gar keine Zeit mehr hatte, das Gelesene dann auch zu verinnerlichen.
Das würde ich heute anders machen und mit übersichtlicheren Medien lernen, z.B. mit den Endspurt Skripten von Thieme oder einfach mit PROMETHEUS Lernkarten, 3D-Apps oder Anki Image Occlusion Decks, um erstmal ein Grundwissen aufzubauen. Danach kann man gewisse Sachen ja immer noch nachlesen und sein Wissen vertiefen. 
Und denkt daran: Auf mündliche Prüfungen sollte man sich auch mündlich vorbereiten. Bildet Lerngruppen und fragt euch gegenseitig ab, tragt euch Themen vor und baut Hemmschwellen ab. Es hilft wirklich, versprochen.


Biochemie 1

Ja, okay, ich glaube ich bin die falsche Person um großartig Tipps für Biochemie zu geben. Der einzige Tipp ist wohl: Seid nicht ich, seid kein Angsthase. Ich habe die Klausur zuerst geschoben und dann war ich krank. Pech gehabt also, dann musste ich sie nämlich ein Jahr später schreiben. Ich hatte keinerlei chemisches Vorwissen, da ich durch wirklich absurde Umstände quasi nie Chemie in der Schule hatte und habe in Biochemie wirklich „gelitten“.

Das hätte aber eigentlich nicht sein müssen, wenn ich nicht so wahnsinnig viel Angst gehabt und von Anfang an eigentlich gleich aufgegeben hätte. Mittlerweile weiß ich, dass Biochemie tatsächlich auch ohne jegliches chemisches Vorwissen machbar ist. Es ist dadurch sicher nicht einfacher, vermutlich ganz im Gegenteil, aber es ist machbar, und zwar auch ohne dass ihr dafür euer gesamtes Privatleben aufgeben müsst. 
Vielleicht betrifft das ja doch noch die ein oder andere Person da draußen und ihr wisst nun, dass ihr in dieser Situation nicht alleine seid und andere es da auch schon durch geschafft haben.

In Biochemie 1 habt ihr prinzipiell Vorlesungen, Seminare und Laborpraktika. Wir mussten immer recht ausführliche Praktikumsprotokolle abgeben und die musste man auch bestehen. Jetzt kann man sich natürlich darauf verlassen, dass der oder die Laborpartner*in fit in Chemie ist oder der/die Betreuer*in nicht besonders streng, das waren mir persönlich aber zu viele Risikofaktoren. Anstattdessen bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe mich auf die Praktika vorbereitet, habe mir am Abend davor bereits Lösungswege für die Aufgaben dazugeschrieben, in die ich dann nur noch meine Zahlen einsetzen musste. Das war viel Aufwand und ich habe nur selten verstanden, was ich da tue, aber so konnte ich sicher sein, dass ich trotz fehlenden Wissens alles ausfüllen kann.
Man kann hier also Unwissen sehr gut mit Fleiß ausgleichen. Letztlich gilt eigentlich das gleiche in der Klausurvorbereitung. Die Prüfung ist eine schriftliche Klausur, die zu 60% aus MC-Fragen und zu 40% aus freien Fragen besteht. Das hat mich zu Beginn sehr eingeschüchtert, wenn man sich aber adäquat vorbereitet, sind die freien Fragen relativ fair gestellt und ganz gut machbar. Ich denke, dass vieles deutlich einfacher wäre mit einem gewissen chemischen Grundverständnis, aber dass man auch mit (auswendig) lernen viel wieder wettmachen kann.


Medizinische Psychologie und Soziologie

Bei MedPsych scheiden sich wirklich die Geister. Während die einen fanden, dass es ein wahnsinnig dankbares Fach war, empfanden die anderen es als sehr überzogen und belastend. Ich kann mir vorstellen, dass das auch sehr abhängig ist von den persönlichen Interessen. In MedPsych behandelt jede Vorlesung ein anderes Thema, meist sind es auch unterschiedliche Dozierende. Parallel dazu finden Seminare statt, die ebenfalls eher abstrakte Themen aufgreifen. Hier geht es beispielsweise um die Beziehung zwischen Patienten und Ärzten, um das Sterben, um rechtliche und ethische Fragen und vieles mehr. Zwar muss man auch einige Begriffe auswendig lernen für die Klausur, während des Unterrichts steht das aber im Gegensatz zu vielen anderen Fächern im Hintergrund. Wenn man möchte, kann man sich hier auch ganz ohne Vorwissen stark einbringen, das hat mir sehr zugesagt. 

Leider hat dies laut der Aussage einiger Kommilitonen dazu geführt, dass sie die Klausur dann etwas unterschätzt haben. Ich fand, dass sie mit adäquater Vorbereitung sehr gut schaffbar war, und ich habe wirklich nicht wahnsinnig viel dafür gemacht. Ich habe damals im Unterricht aufgepasst und mitgemacht und vor der Klausur dann mit den Endspurt Skripten gearbeitet. Dann habe ich Altfragen gekreuzt und, wie so oft, aber keine Fragen auswendig gelernt, sondern mir die wichtigsen Begriffe rausgeschrieben und mir immer wieder die Definitionen davon durchgelesen. Für mich hat diese Variante sehr gut funktioniert, aber bitte bedenkt: Nur weil ich die Klausur dankbar fand, heißt das nicht, dass andere sie nicht schrecklich fanden.

Im Allgemeinen empfand ich den Lehrstuhl aber als sehr studierendenfreundlich. Man konnte sich in den Klausurfragen einiges herleiten, die Dozierenden waren für Anliegen jeglicher Art immer offen und es wurden sogar Wochenendkurse angeboten, auf die man sich aus diversen Gründen bewerben konnte. Dabei war der Zugang eher niederschwellig.

Mein Tipp: Ich würde MedPsych nicht zu sehr vernachlässigen. Sicher ist es für viele einfacher, irgendwann eine MedPsych-Klausur nachzuholen, als vielleicht ein Neuroanatomie-Testat, insbesondere weil es eine MC-Klausur ist, aber MedPsych bringt euch später im Physikum wirklich jede Menge Punkte und das sollte man auf dem Schirm haben.
Übrigens fand wohl seit meiner Zeit ein Wechsel der Lehrstuhlinhaberin statt, es ist also durchaus möglich, dass sich das ein oder andere geändert hat.

Hinweis: Die Angaben in diesem Text beziehen sich auf meine persönlichen Erfahrungen während meines Studiums. Selbstverständlich ist es möglich, dass Informationen fehlerhaft, unvollständig oder mittlerweile veraltet sind. Bitte überprüft dies stets eigenständig anhand der aktuellen Informationen des jeweiligen Lehrstuhls. Des Weiteren handelt es sich bei Bewertungen jeglicher Art lediglich um meine persönliche Meinung und nicht um Fakten. Andere Studierende bewerten die Situation möglicherweise vollkommen anders.
 

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