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  • Alexander Schöllkopf
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  • 03.12.2024

How-to-Klinik an der LMU

Mit dem Physikum in der Tasche geht es endlich in die Klinik. Aber wie ist der klinische Abschnitt an der LMU aufgebaut? In welcher Reihenfolge werden die Kurse absolviert, wann ist der beste Zeitpunkt für ein Auslandssemester und wo lässt sich die Doktorarbeit zeitlich unterbringen? Antworten auf diese Fragen erwarten dich im Folgenden.

 

 

Bevor wir uns dem Aufbau der Klinik an der LMU widmen, soll eine Besonderheit des Studienstandorts München nicht unerwähnt bleiben: Neben der LMU bietet auch die Technische Universität (TU) München Medizinstudienplätze im klinischen Abschnitt an. Die Vorklinik absolvieren aber alle Studierenden gemeinsam an der LMU und werden erst nach dem Physikum – wenn möglich gemäß ihrer Standortpräferenz – aufgeteilt.

An der LMU beginnt der klinische Studienabschnitt für alle mit dem Modul 1. Wer erwartet, nun größtenteils Lehre in Form von Bedside Teachings auf Station zu erleben, wird dabei aber leider enttäuscht. Vielmehr werden Querschnittsfächer wie Pharmakologie, Radiologie, Pathologie, Humangenetik und Laboratoriumsmedizin behandelt. Zusätzlich gibt es eine Wiederholung in Sachen Anamnese und körperlicher Untersuchung. 

Dies hat nicht besonders viel mit dem Studium zu tun, das wir uns nach der Vorklinik gewünscht haben. Dennoch macht dieser Start aus meiner Sicht Sinn, weil so der Grundstein für die darauffolgenden Module gelegt wird. Nur mit einem Überblick über sämtliche Medikamentenklassen, nur mit Basisfertigkeiten der radiologischen Auswertung sowie der Kenntnis der für die Diagnostik relevanten Laborparameter lässt sich der klinische Abschnitt sinnvoll bestreiten.

Nach Abschluss des Moduls 1 können die Studierenden zum ersten Mal wählen: Sie können entweder regulär mit dem sog. Modul 23 fortfahren oder das als Modul 6 bezeichnete Forschungssemester vorziehen. In diesem beschäftigen sie sich mit einem Forschungsprojekt und absolvieren parallel dazu Lehrveranstaltungen zum Thema wissenschaftliches Arbeiten. 

Die meisten nutzen das Modul 6, um zumindest einen Teil ihrer Doktorarbeit zu absolvieren. Meinem subjektiven Eindruck nach reichen die sechs Monate Vollzeitforschung allerdings nur wenigen, um ihre Doktorarbeit zu finalisieren. Vielmehr entscheiden sich die meisten dazu, noch mindestens ein weiteres Freisemester zu nehmen, um die Promotion zu finalisieren.

Wer nach dem Modul 1 noch kein Forschungsprojekt gefunden hat oder die Doktorarbeit zu einem späteren Zeitpunkt angehen möchte, kann nach dem Modul 1 auch mit dem Modul 23 fortfahren und muss das Modul 6 zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt nachholen. Denn selbst wer sich gegen die Promotion im Studium entscheidet, kommt nicht um das Modul 6 herum. Damit möchte die LMU sicherstellen, dass alle Studierenden zumindest einmal während ihres Studiums wissenschaftlich gearbeitet und sich entsprechende Fähigkeiten angeeignet haben.

Das Modul 23 wird als interdisziplinäres klinisches Basisjahr bezeichnet. Ein Teil der Studierenden beginnt mit dem Modul 2 und absolviert anschließend das Modul 3 – der andere Teil entsprechend umgekehrt. Schwerpunkte beider Module sind die Fächer aus der inneren Medizin sowie der Chirurgie. Aber auch die Anästhesie, die Orthopädie / Unfallchirurgie und die Urologie werden unterrichtet.

Jedes Modul ist wiederum unterteilt in Organblöcke. In jedem Block werden die für das Organ relevanten Fächer behandelt. So enthält zum Beispiel der „Kardio-Block“ die internistischen Fächer Kardiologie sowie Angiologie und die chirurgischen Fächer Gefäß- und Herzchirurgie. Jeder Organblock endet mit einer mündlich-praktischen Prüfung, dem sog. OSCE. Zusätzlich werden alle Organblöcke in den schriftlichen Klausuren zur Mitte und zum Ende des Semesters abgeprüft.

Auf das Modul 23 folgt für einen Teil das Modul 4, für einen anderen Teil das Modul 5. Wichtig zu wissen ist, dass es nicht möglich ist, den klinischen Studienabschnitt mit dem Modul 4 zu beenden. Wer also das Modul 6 nicht direkt vor dem zweiten Staatsexamen absolviert, belegt zwingend zunächst das Modul 4 und anschließend das Modul 5. Letzteres ist, um den Studierenden mehr Lernzeit für das Staatsexamen einzuräumen, ein wenig kürzer.

Das Modul 4 enthält die Fächer Neurologie, HNO, Augenheilkunde, Dermatologie und Psychiatrie. Das Modul 5 steht ganz im Zeichen der Gynäkologie und Pädiatrie. Soweit ich es beurteilen kann, eignen sich diese beiden Module am besten, um ein Auslandssemester zu absolvieren. Zum einen scheint die Anrechnung der entsprechenden Fächer weniger kompliziert zu sein als während des Moduls 23 – was nicht heißen soll, dass es ein Einfaches ist, ein Auslandssemester an der LMU ohne den Verlust von Studienzeit zu absolvieren. Zum anderen macht es inhaltlich auch am meisten Sinn, erst das Modul 23 abzuschließen und somit eine gute Wissensbasis für den Rest des klinischen Studienabschnittes zu haben.

Über die gesamte Zeit des klinischen Studienabschnitts hinweg sind an der LMU fünf Blockpraktika und vier Famulaturen zu absolvieren. Die Blockpraktika stammen aus den Bereichen innere Medizin, Chirurgie, Allgemeinmedizin, Pädiatrie und Gynäkologie. Während die ersten drei nur in den Semesterferien belegt werden können, lassen sich die letzten beiden auch während der Vorlesungszeit von Modul 5 absolvieren.

Von den vier Famulaturen muss eine in einer hausärztlichen Praxis belegt werden, worunter auch kinderärztliche Niederlassungen fallen. Eine weitere muss stationär, wieder eine andere im ambulanten Versorgungsbereich absolviert werden. Der vierten Famulatur sind als sog. „Wahlfamulatur“ kaum inhaltliche Grenzen gesetzt. Sie ermöglicht es dir, auch exotische Fächer wie z.B. die Rechtsmedizin kennenzulernen.

Mit diesem kurzen Überblick über den klinischen Studienabschnitt an der LMU hast du hoffentlich eine Idee davon erhalten, was nach dem Physikum auf dich zukommen wird. Manchmal dauert es ein wenig, sich in die organisatorischen Feinheiten eines jeden Moduls hineinzuarbeiten. Aber nach der ersten Woche weißt du zumeist genau, welche Veranstaltungen anwesenheitspflichtig sind und welche Prüfungsleistungen erbracht werden müssen. In jedem Fall kannst du dich auf die Klinik an der LMU freuen, die dich dem ärztlichen Beruf wieder ein Stück näherbringt.
 

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