• Interview
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  • Jing Wu
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  • 17.12.2021

MIND your Health

Knapp 30% der Medizinstudierenden haben mit depressiven Symptomatiken zu kämpfen. Der Arbeitskreis MIND your Health macht auf das Thema psychische Gesundheit im Medizinstudium aufmerksam. Paula erzählt im Interview von dem Projekt an der TU München.

 

Bild: Paula Matcau beim Poetry Slam

 

Paula Matcau (24) studiert im 10. Semester Medizin an der TU München. Zusammen mit ein paar Kommiliton*innen hat sie im Frühjahr 2019 den Arbeitskreis MIND your Health gegründet, um auf das Thema psychische Gesundheit im Medizinstudium aufmerksam zu machen. Im Interview erklärt sie, warum das Thema so wichtig ist und welche Projekte MIND your Health ins Leben gerufen hat.

Was genau ist „Mind your Health”?
Wir sind ein Arbeitskreis, bestehend aus Medizinstudierenden, der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie vom Klinikum rechts der Isar sowie der medizinischen Fakultät, und setzen uns dafür ein, dass das Thema psychische Gesundheit im Medizinstudium mehr Aufmerksamkeit bekommt. Wir wollen zeigen, dass psychische Krankheiten kein Stigma sind, die man verstecken muss, sondern ein Thema, worüber man offen reden kann. Wir sind zwar alle angehende Ärztinnen und Ärzte, vergessen aber manchmal, dass wir zugleich auch Patientin bzw. Patient sein dürfen und es auch ok ist, wenn es uns mal nicht so gut geht.

Welche Aktivitäten führt ihr im Arbeitskreis durch?
Zum einen führen wir verschiedene Veranstaltungen durch, so haben wir in der Vergangenheit einen Poetry Slam zum Thema Mental Health auf die Beine gestellt und die Vortragsreihe „MINDtalks“ organisiert, in der es um emotionale Nähe und Distanz im ärztlichen Beruf geht. Zudem sind wir auch in der Lehre aktiv und halten zusammen mit der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie Workshops zum Beispiel zum Thema psychische erste Hilfe. Das heißt wir zeigen, wie man Betroffene bei schweren Schicksalsschlägen wie bei Naturkatastrophen oder Autounfällen psychisch unterstützen kann. Und dann haben wir noch eine Liste mit Anlaufstellen, an die man sich wenden kann, wenn es einen psychisch nicht so gut geht. Wir haben auch eine eigene Anlaufstelle geschaffen in der Psychosomatik, dort können Medizinstudierende sich melden und können ein Beratungsgespräch ausmachen, ohne ihre Versichertenkarte einlesen zu müssen, also ohne dass irgendwelche Daten aufgenommen werden.
 
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, den Arbeitskreis zu gründen?
Psychische Gesundheit ist ein großes Thema, was allerdings im Medizinstudium bei uns überhaupt nicht thematisiert wurde. Hinter der Idee von MIND your Health steckt eine traurige Geschichte: Ein Kommilitone und Freund von uns hat sich in der Vorklinik das Leben genommen. Daraufhin haben wir gemerkt, es gibt überhaupt keine Institution, an die man sich bei solchen Problemen wenden kann. So ist der Gedanke gewachsen, dass wir eine Anlaufstelle schaffen wollen, die niederschwellige Unterstützung bei psychischer Belastung anbietet. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass psychischer Stress bei ganz, ganz vielen Leuten ein Thema ist. Es geht hierbei natürlich nicht nur um die Extremfälle wie eben Menschen mit Suizidgedanken, man muss auch nicht unbedingt eine manifeste Erkrankung haben, sondern kann einfach psychisch belastet sein zum Beispiel in der Klausurenphase.

Weißt du, wie viele Medizinstudierende eine psychische Belastung haben?
Es gibt Meta-Studien, die sagen, dass knapp 30 % der Medizinstudierenden international eine depressive Symptomatik aufweisen, ohne zwangsläufig eine manifeste Depression zu haben. Um die 10 % hatten schon mal Suizidgedanken und über 90 % eine erhöhte Stressbelastung. Das sind also Zahlen, die zeigen, dass psychische Gesundheit ein wichtiges Thema ist und uns alle angeht.


Habt ihr Pläne für die Zukunft?
Wir wollen weitere Workshops organisieren und diese noch stärker in der Lehre integrieren. Zudem möchten wir uns auf Bundesebene mit anderen studentischen Organisationen zum Thema Mental Health austauschen. Es ist cool, dass der Arbeitskreis immer größer wird und wir viele neue Mitglieder haben, die spannende Ideen mit einbringen.

Vielen Dank, Paula, für das spannende Interview!

Du hast Fragen zum Arbeitskreis oder Lust, selbst mitzumachen? Schreib gerne eine Nachricht an mindyourhealth.med@tum.de oder schaue auf der Instagram-Seite mindyourhealth.tum vorbei.

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