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- Celine Röder
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- 10.01.2022
Nur noch 30 Tage bis zur Klinik
Zu Beginn der Vorklinik scheint das Physikum noch in weiter Ferne. Nach einem Jahr realisiert man: Noch ein Jahr und ich bin dran! Spätestens im vierten Semester gibt es nur noch einen Gedanken: Wenn ich die Prüfungen bestehe, kann ich zum Staatsexamen antreten! Celine hat das Physikum bereits hinter sich und einen Guide erstellt - wie es ihr ergangen ist, wie sie sich vorbereitet hat und was sie im Nachhinein anders machen würde.
Spätestens im 3. Semester reden die Professoren eindringlich auf die Studierenden ein,welche Inhalte total gerne im Staatsexamen abgefragt werden und im Semester drauf gibt es eigentlich nur noch einen Gedanken: Wenn ich die Prüfungen bestehe, kann ich zum Staatsexamen antreten! Diese Erkenntnis lässt nicht nur Glücksgefühle aufkommen - jedenfalls nicht bei mir. Das sogenannte „Physikum“ ist eine Prüfung, die jeder bestehen muss, um von der Vorklinik in die Klinik zu kommen und endlich „richtige“ Medizin zu lernen. Wie habe ich diese Hürde gemeistert?
1. Lernmedium
Ich habe mir vorher lange überlegt, mit welchem Format ich lernen soll. Schlussendlich habe ich mich dann auf den 50 Tage Lernplan von viamedici festgelegt. Ausschlaggebend für mich war, dass mir Amboss zu viele Stichpunkte und zu wenig Erklärungen enthalten hat. Endspurt war für mich keine Option, da ich nicht so gerne aus Büchern lerne, sondern diese nur zum Nachschlagen benutze und um das Wissen zu erweitern. Mit meiner Entscheidung bin ich dann auch sehr zufrieden gewesen. Allerdings war es teilweise deutlich härter, sich durch bestimmte Tage bei viamedici durchzukämpfen, weil alles so ausführlich in Textform ist. Ich persönlich hatte natürlich auch den vertieften Modus an, weil ich sonst Angst gehabt hätte, etwas zu verpassen. Klasse war, dass ich Text teilweise in meine Karteikarten-App Copy und Pasten konnte und nichts mehr aufschreiben musste.
2. Zeitplanung
Mit meiner Lerngruppe hatten wir abgemacht, einen Tag in der Woche komplett frei zu nehmen, damit wir etwas Raum zum Atmen haben. Allerdings waren wir schon nach drei Tagen alle auf unterschiedlichem Stand, so dass der gemeinsame Plan schnell hinfällig war. Ich habe es leider nicht geschafft, mir wirklich freizunehmen, weil ich dann immer das Gefühl hatte, mehr machen zu müssen und nicht abschalten konnte. Im Nachhinein gesehen wäre es toll gewesen, sich diesen einen Tag zu nehmen, um nicht nur körperlich, sondern auch emotional und mental Energie tanken zu können.
Letztendlich hatte ich dann aber doch genügend Zeit – ungefähr 1,5 bis 2 Wochen – um in Ruhe zu kreuzen und zu wiederholen. Diese Zeit habe ich aber als relativ „leer“ empfunden, da ich wirklich fast nichts mehr Neues aufnehmen konnte. Wir haben uns als Lerngruppe meistens abends getroffen – auch hier ist eine strukturierte Planung sehr sinnvoll! Welche Themengebiete möchte man abstecken, wie lange soll es dauern, spricht man Dinge durch oder fragt sich gegenseitig ab?
3. Energie und Kraft tanken
Einer der wichtigsten Punkte! Überlege dir gut, welche Aktivitäten dich entspannen und dir mehr Energie bringen! Ich habe zu Beginn jeden Morgen eine Runde Sport gemacht, bevor ich gestartet bin. Zwischendurch habe ich dann vor allem zu Ausdauersportarten wie Jogging und Schwimmen gewechselt. Die körperliche Betätigung war mir total wichtig, weil oft der Kopf und Geist abends sehr müde war, aber der Körper noch hellwach – man sitzt ja schließlich den ganzen Tag nur in der Bibliothek.
Außerdem ist es sehr wichtig, die sozialen Kontakte nicht zu vernachlässigen. Sich zu isolieren und von der Welt abzuschotten bringt leider nicht mehr Fokus zum Lernen, sondern führt nur dazu, dass man zum Ende hin umso mehr Freunde sehen möchte und weniger Konzentration zum Lernen hat.
4. Sonstige Tipps und Tricks
Beim Lernen haben mir die Meditricks sehr geholfen. Diese Art der Merkbilder hat mir total viel Spaß gemacht und ordentlich die Zeit verkürzt, z.B. wenn du zum 5. Mal den Citratzyklus lernen musst, weil du ihn schon wieder vergessen hast.
Auch ist es ganz normal, dass du dir zum Ende hin etwas „verwahrlost“ vorkommst. Ich habe ganze drei Monate durchgelernt und mich am Schluss teilweise selbst nicht mehr erkannt. Kleine Rituale wie Einkaufen gehen oder schnell was beim Bäcker holen, musste ich genau planen – schließlich war ich ja von morgens bis abends in der Bibliothek. Auch mein Schlafrhythmus hat in der letzten Phase ziemlich gelitten – auf einmal habe ich bis spät in die Nacht mit Freunden gelernt, obwohl ich eigentlich immer ein Frühaufsteher war.
Natürlich ist das Physikum keine einfache Prüfung und der Stress und die Stoffmenge sind enorm. Trotz alledem übersteht es jeder – und du auch! Die Zeit ist hart, aber mit guten Freunden und einer Prise Entspanntheit ist es noch lange nicht so schlimm, wie du es dir vermutlich ausmalst.
Behalte auf jeden Fall im Hinterkopf, dass du bestimmst, wie du diese fordernde Zeit gestaltest! Keiner schreibt dir vor, dass du jeden Morgen um 7 Uhr am Schreibtisch sitzen und bis tief in die Nacht lernen musst! Stattdessen ist es umso wichtiger, die Balance zwischen Lernen und Ausgleich zu finden.Am Ende sollst du nicht nur das Physikum bestanden haben, sondern auch mit einem gesunden Geist und Körper in die Klinik starten!