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- Marlen Lauffer
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- 25.08.2014
Und was kommt hinter dem NC?
Wer vor dem Komma des Abiturzeugnisses keinen Einser vorzuweisen hat, hat es schwer einen der beliebten Studienplätze in Medizin zu ergattern. Auch wenn die Unis mehr und mehr bemüht sind andere Zugangsmöglichkeiten zu schaffen, so ist die Note immer noch ein entscheidender Faktor. Aber nicht nur als Zulassungsvoraussetzung zum Studium, sondern auch während diesem muss man sich fragen, wie wichtig Noten eigentlich sind, und welche Aussagekraft sie mit sich bringen.
Der ewige Streit um den NC
Noten. DAS Streitthema Nummer 1, wenn es um den Einzug ins Medizinstudium geht. Der NC als Dauerbrenner der Medien kurz vor dem Start eines jeden Wintersemesters ist in aller Munde. Berechtigt sind die Befürworter, berechtigt ihre Gegner und die Unis jedes Jahr mehr bemüht die Zulassung zum Medizinstudium in ihren Augen ein wenig gerechter zu gestalten. Es ist sicherlich richtig, sich die Frage zu stellen, ob Schüler, die während ihres Abiturs fleißig waren, besser geeignet sind später einmal gute Ärzte zu werden als jene, die sich während der Schulzeit mit anderen Dingen beschäftigt haben. Es ist jedoch genauso korrekt zu sagen, dass Schüler, die ein gutes Abi gemacht haben, auch häufig erfolgreich im Studium sind. Kurzum und hinreichend bekannt: die Leistung in der Schule korreliert mit dem Erfolg im Studium, jedoch Erfolg in Schule und Studium korrelieren nicht mit dem Erfolg im Beruf. Das findet sich nicht nur in der Medizin wieder, sondern überall anders auch. Und so stellt sich die Frage: Machen uns gute Noten im Studium zu guten Ärzten? Denn, wie wir alle wissen, dieses Studium besteht praktisch aus purem Auswendiglernen. Wenn man ganz streng ist, dann ist zwar der Stoffumfang im Vergleich zum Schulalltag beträchtlich gestiegen, das Niveau, auf welchem gearbeitet wird, hat sich nicht wesentlich verändert. Im Bereich der naturwissenschaftlichen Fächer in der Medizin scheint es sogar eher gesunken zu sein. So werden für Klausuren seitenweise Leitlinien auswendig gelernt und Algorithmen zur Therapie von Krankheitsfällen in das Hirn geprügelt. Was aber bringt das, wenn weder die Krankheit im Zweifel diagnostiziert werden kann, noch die Fähigkeiten zur Verabreichung der richtigen Therapie fehlen? Hiermit ist nicht gemeint welcher Patient welche Dosis bekommt, denn auch dies wurde brav auswendig gelernt. Nein, es geht um die tatsächliche praktische Verabreichung wie Spritzen o.ä., zu deren Durchführung viele nicht in der Lage sind.
Praktische Fähigkeiten sind im Studium nur bedingt wichtig
Denn leider sind die praktischen Fähigkeiten der Medizinstudenten immer noch wenig relevant für die Noten während des Studiums. Es gibt zwar mehrfach praktische Prüfungen, die berühmt berüchtigten „OSCEs“, doch diese werden nur in einigen wenigen Fächern durchgeführt und ihr Wert für das Studium ist minimal. Gleichzeitig ist noch zu erwähnen, dass hier meist auch wieder nur lernbarer – im Sinne von auswendig lernbarer – Stoff abgefragt wird; neben einigen kleinen praktischen Übungen, wie z.B. das richtige Lesen eines Mutterpasses, versteht sich.
Die Wichtigkeit der Noten im Studium
Die Uni jedoch hat die Frage nach der Relevanz der Note schon für sich entschieden. In diesem Jahr wurden in einem Fach erstmals 60 anstatt der üblichen 40 MC-Klausurfragen gestellt, um die scheinbar Besten von uns zu finden. Denn die drei mit der höchsten Punktzahl bekommen einen Preis und dürfen sich nebenbei noch zu einer Karriere im jeweiligen Fach beraten lassen. Dies ist sicherlich ein Ansporn in den Klausuren gut abzuschneiden und für Studenten mit Interesse am Fach eine gute Möglichkeit einen Einstieg zu finden, doch ist es die richtige Möglichkeit die tatsächlich besten Leute für das Fach zu bekommen? Im oben genannten Beispiel handelt es sich konkret um die Pädiatrie – die Kinderheilkunde - und hier ist bekanntlich nicht nur gutes fachliches Können von Nöten, sondern auch der Spaß an der Arbeit mit Kindern und der richtige Umgang mit diesen. Eine Fähigkeit, die keine Klausur so einfach testen kann und die sich auch nicht auswendig lernen lässt. Wird also denen, die neben der Uni arbeiten müssen, Kinder versorgen und anderweitige Verpflichtung haben die Traumkarriere, für die sie vielleicht wirklich gut geeignet sind verweigert, weil sie sich nicht die Zeit nehmen konnten 1000 Folien bis ins Detail in den Kopf zu prügeln? Beziehen wir den heftig diskutieren Ärztemangel in Deutschland mit ein so kann gesagt werden, dass praktisch jeder von uns eine Anstellung finden wird. Fraglich bleibt jedoch ob es im gewünschten Fachgebiet und in der gewünschten Stadt klappt, denn hier entscheidet dann tatsächlich oft die Note.
Noten, mehr als Schall und Rauch?
Ich habe die Frage nach den Noten für mich schon längst beantwortet, lange, bevor ich mich selbst dem NC stellen musste. Noten in der Medizin, sind Schall und Rauch. Sie sagen primär erst einmal nichts über die tatsächlichen Fähigkeiten des Menschen aus, der vor einem sitzt; dennoch sind sie als Eintrittskarte in die Zukunft, sei das Studium oder Beruf, mit das entscheidendste Kriterium und in diesem Zusammenhang essentiell. Wer eine gute Note im Studium hat zeigt eben nicht nur, dass er genug auswendig gelernt hat, sondern auch dass er bereit ist für seine Zukunft etwas zu tun und an ihrer Mitgestaltung wesentlich beteiligt sein will. Leider wird dabei nicht darauf verwiesen, dass Absolvent A mit einer 2 seine Zeit nur mit lernen vertan hat und Absolvent B mit ebenso einer 2 noch 3 Nächte die Woche im Klinikum gejobbt hat um seine Miete zahlen zu können. Umso erfreulicher ist es ab und an zu lesen, dass es tatsächlich einige Chefärzte gibt, die den Nachwuchs etwas genauer unter die Lupe nehmen und speziell in der Pädiatrie nur solche Bewerber einstellen, aus deren vorherigem Engagement hervorgeht, dass sie wirklich Interesse an der Arbeit mit Kindern haben. Ein erster Schritt in eine bessere Richtung. Damit jedoch die richtigen und guten Ärzte zu den Patienten gelangen, müssten die Denkweise der Ärzte und des kompletten Systems umgebaut werden, eine schiere Unmöglichkeit.
Fazit
Was bleibt also? Zwei Möglichkeiten: Zum Einen, sich dem System anzupassen und zu liefern, was verlangt wird - die einfache Variante. Möglichkeit zwei: Auf andere Art zu glänzen und zu zeigen, zu welchen Leistungen man fähig ist und welche guten Eigenschaften man neben dem Auswendiglernen mit sich bringt, in der Hoffnung, es gibt jemanden, der das wert zu schätzen weiß. Sicherlich nicht allzu einfach aber hoffentlich auf Dauer der zufriedenstellendere und vielversprechendere Weg.