• Interview
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  • Catharina Nitsche
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  • 04.08.2016

Medizinstudium in Holland: Welche Unterschiede gibt es zu Deutschland?

In den Niederlanden bewerben sich jedes Jahr einige Abiturienten aus Deutschland um einen Studienplatz in der Medizin. Im Interview erzählt Medizinstudent Philipp, wie es sich in Groningen studiert.

 

 

Medizinstudent Philipp (23) ist mit dem International Bachelor of Medicine fertig und hat das sechste Semester an der Uni Groningen abgeschlossen. Im Januar 2017 startet er dort in seinen Master in der Medizin.   

 

> Hallo Philipp! Danke, dass du für ein paar Fragen Zeit gefunden hast. Warum hast du dich nach dem Abitur für ein Medizinstudium in den Niederlanden entschieden?

Nach der Schule wollte ich gerne im Ausland studieren. Ein Teil meiner Familie kommt aus Holland und über Freunde bin ich auf die Studentenstadt Groningen und das Medizinstudium dort gestoßen. Besonders hat mir der internationale Studiengang für Medizin auf Englisch gefallen. Ich bin auf eine Britische Schule in Deutschland gegangen und ich fand die Möglichkeit super, weiter in der englischen Sprache studieren zu können.

 

> In Groningen gibt es den klassischen Studiengang Geneeskunde (Medizin) auf Niederländisch und den International Bachelor of Medicine auf Englisch für internationale Studierende. Du bist gerade mit deinem Bachelor fertig. War der Anfang für dich schwierig?

Mir fiel es am Anfang nicht schwer. Es gehört vielleicht ein bisschen Grundinteresse für eine andere Sprache mit dazu, aber ich hatte einiges an Stoff aus den ersten Jahren schon in meiner Schule auf Englisch. Man startet in Groningen nämlich mit den Basics in Biologie, Chemie und Biochemie. In Anatomie lernt man die wichtigen Vokabeln gleich mit.
Ich denke, man muss sich nicht viel darauf vorbereiten. Das kommt einfach.

 

> Musstest du ein Sprachzertifikat vorlegen?

Man braucht ein Zertifikat. Weil ich aber Unterricht auf Englisch hatte, brauchte ich nur ein Schreiben meiner Schule.

 

> Und wie erging es dir mit Niederländisch? Musstest du dazu auch etwas vorweisen?

Durch meine Familie habe ich die Sprache schon ein bisschen durchs Zuhören kennengelernt. Gesprochen habe ich aber Niederländisch selbst nicht und musste deshalb auch bei Null anfangen. 50 Stunden Sprachkurs werden von der Uni übernommen. Damit kann man zwei von drei Kursen abdecken, die für das Level NT2 vorbereiten. Das muss man erreichen, damit man im Master auf Niederländisch studieren kann. Ein Kurs für medizinisches Niederländisch bereitet auf den Master noch einmal fachspezifisch vor. Für den Master in Groningen werden Plätze verteilt, die unterschiedlich starten. Mein Platz startet im Januar 2017.

 

> Was sind für dich die größten Unterschiede zu einem klassischen Studium in Deutschland?

In Groningen lernen wir patientenorientierter. Man erlernt das Wissen an Patientenfällen. In Patientenvorlesungen wird ein Patient eingeladen und zu seiner Erkrankung befragt. Das ermöglicht uns einen echten Bezug zur Wirklichkeit.
Unsere Dozenten sind sehr offen. Mir kommt es so vor, als hätten wir eine geringere Hierarchie zwischen Dozenten und Studenten verglichen mit Deutschland.
Die Studiengebühren machen das Studentenleben insgesamt teurer in Groningen als in Deutschland, aber man bekommt relativ viel dafür zurück. Zum Beispiel gibt es sehr gute Beratungsmöglichkeiten von sogenannten Study Advisors.

 

> In Groningen können Medizinstudenten neben ihrem Studium freiwillig bei Operationen dabei sein. Du warst schon bei Nierentransplantationen dabei. Wäre die Chirurgie für dich ein verlockendes Weiterbildungsfach?

Chirurgie kann ich mir schon sehr gut vorstellen. Ophthalmologie (Augenheilkunde) finde ich aber auch sehr spannend, hier hatte ich schon Vorlesungen dazu. Mal schauen, wie mir das Fach in der Praxis gefällt.

 

> Was gefällt dir an Groningen am besten?

Groningen ist eine Studentenstadt. Alles ist nah beieinander und dadurch, dass es nicht wie andere Studentenstädte viele kleine Dörfer um sich hat, bleiben viele Studenten am Wochenende in der Stadt. Dann ist einfach mehr los. Ein bisschen fehlt mir aber eine deutsche Mensa.

 

> Kannst du dir vorstellen, nach deinem Studium in den Niederlanden zu arbeiten?

In der Entscheidung bin ich total offen. Mir gefällt das niederländische System sehr gut. Allerdings wartet man schon mal zwei Jahre auf einen Ausbildungsplatz für einen Facharzt. Das ist in Deutschland anders.
England, Schottland und Deutschland würden für mich auch in Frage kommen.

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